„Mein Bester & ich“ „Ziemlich beste Freunde“ funktionieren nur einmal

Berlin · (dpa) Hollywood hat Lust am Recycling: Immer wieder werden gerne auch europäische Stoffe neu verfilmt. Das geht mal gut („Drei Männer und ein Baby“), mal geht es schief („Der Mann, der die Frauen liebte“).

 Szene aus „Mein Bester & ich“.

Szene aus „Mein Bester & ich“.

Foto: dpa/-

Ungewöhnlich ist die Praxis aber beileibe nicht.

Nun hat es die französische Erfolgskomödie „Ziemlich beste Freunde“ (2011) erwischt, die laut „Box Office Mojo“ weltweit mehr als 400 Millionen Dollar eingespielt hat. In den USA, wo man Synchronisierungen oder Untertitel nicht wirklich mag, aber nur zehn Millionen. Ein Ergebnis, das man mit dem Remake von „Mein Bester & ich“ von Neil Burger gerne korrigieren möchte.

Und dafür wurde mit Bryan Cranston („Breaking Bad“), Kevin Hart und Nicole Kidman gleich eine Riege hochkarätiger Stars aufgeboten. Vor allem Kevin Hart („Jumanji“) wird mit bangem Blick auf den US-Start des Films geblickt haben, nachdem ihm frühere schwulenfeindliche Bemerkungen die Oscar-Moderation gekostet haben. Nun, er ist nicht über Nacht zum Kassengift geworden: „Mein Bester & ich“ landete auf Anhieb auf Platz eins der nordamerikanischen Kino-Charts. Die Rechnung scheint aufzugehen.

Aber braucht man diesen Film wirklich? Erzählt er etwas Neues über die ungewöhnliche Freundschaft zwischen einem Kleinkriminellen und einem gelähmten Pariser Bourgeois? Bekommt die europäische Geschichte gar einen US-Twist mit ganz neuen Einsichten?

Zumindest wurde das feine Pariser Stadtpalais gegen ein luxuriöses Penthouse in der New Yorker Park Avenue eingetauscht, das aber durch seine sterile und geradezu aseptische Einrichtung trotz der vielen Kunstwerke an der Wand etwas kalt und seelenlos wirkt – und so fühlt sich über weite Strecken leider auch „Mein Bester & ich“ an.

Dabei muss man auf nichts verzichten: Alle wichtigen, ikonischen Szenen des Originals wurden für das Remake übernommen, in dem jetzt Kevin Hart den ungewollten Job bekommt, den gelähmten Philip (Bryan Cranston) zu pflegen.

Und gewiss hat sich der Film seine komischen Momente bewahrt, die dem subversiven Witz des Originals nahekommen: „Ich war immer ein schlechter Tänzer. Ich bin jetzt wahrscheinlich besser“, meint der im Rollstuhl sitzende Milliardär Philip. Leider ist Kevin Hart kein Omar Sy, der mit seinem Charisma, seinem strahlenden Lächeln und seiner entwaffnenden Naivität Herz und Seele von „Ziemlich beste Freunde“ ist. Wer das Original nicht kennt, kann mit „Mein Bester & ich“ trotzdem Spaß haben, aber an „Ziemlich beste Freunde“ reicht das US-Remake einfach nicht heran.

„Mein Bester & ich“, USA 2017, von Neil Burger, mit Bryan Cranston, Kevin Hart, Nicole Kidman, Julianna Margulies, Aja Naomi King, 126 Minuten

(dpa)
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