Pandemie im Kreis Mettmann Chaos nach Stopp der Corona-Impfung

Kreis Mettmann · BionTech kann 100.000 versprochene Dosen nicht liefern. Erstimpfungen in Krankenhäusern und Pflegeheimen sind erst wieder ab 1. Februar möglich. Der Start im Impfzentrum des Kreises Mettmann verschiebt sich vom 1. auf den 8. Februar.

 Bleibt länger als geplant leer: das Impfzentrum des Kreises Mettmann in Erkrath. Dort ist der Start um eine Woche auf den 8. Februar verschoben worden.

Bleibt länger als geplant leer: das Impfzentrum des Kreises Mettmann in Erkrath. Dort ist der Start um eine Woche auf den 8. Februar verschoben worden.

Foto: Dirk Neubauer

„Wir mussten innerhalb von wenigen Minuten entscheiden, wer heute geimpft wird und wer nicht“, berichtet Jessica Llerandi, Geschäftsführerin im Evangelischen Krankenhaus Mettmann (EVK), am Mittwochabend. Um 9.30 Uhr am Mittwoch habe die Klinik mit rund 700 Mitarbeitern die Nachricht bekommen, dass sie jetzt nur die Hälfte der angekündigten Impfdosen erhält: 114 anstatt 228 Portionen. Während die Impfung lief, mussten jene Ärzte und Krankenpfleger ausgewählt werden, die den Impfstoff sofort bekommen sollten. „Ich musste Menschen wegschicken, die unmittelbar davor standen, geimpft zu werden“, sagt Llerandi. Eine Ausnahmesituation.

Das NRW-Gesundheitsministerium und der Kreis hatten extrem kurzfristig die längst zugesagten Lieferungen des Impfstoffs gestoppt. Die Ursache liegt im Pfizer-Werk im belgischen Puurs. Dort sollen kurzfristig die Produktionskapazitäten für den Corona-Impfstoff aufgestockt werden. Wegen der Umbauten gibt es derzeit von dort weniger Impfstoff für Deutschland – also auch für den Kreis Mettmann.

Das hat weit reichende Folgen. Der Start im Impfzentrum Erkrath ist vom 1. auf den 8. Februar verschoben worden. Auch in Krankenhäusern und Altenpflegeeinrichtungen konnte nicht – wie geplant – am Mittwoch und Donnerstag geimpft werden. Mehr noch: Die Terminverschiebung im Impfzentrum überschneidet sich mit der Corona-Post für die Senioren im Kreis Mettmann. „Die Schreiben sind bereits unterwegs“, berichtet Landrat Thomas Hendele. „Allerdings wird darin noch der auch vom Land bereits seit Wochen kommunizierte Impfstart für den 1. Februar angekündigt. Umso unglücklicher sind wir, dass wir erst jetzt die Mitteilung vom Land erhielten, dass aufgrund produktionsbedingter Impfstoff-Lieferengpässe der Impfstart in den Impfzentren auf den 8. Februar verschoben werden muss. Das ist sehr ärgerlich – nicht nur für uns, weil wir alles dafür getan haben, den Impfbetrieb starten zu können, sondern noch viel mehr für die zahlreichen Senioren, die sich schnellstmöglich impfen lassen möchten. Wenigstens ändert sich am Termin für den Anmeldebeginn nichts. Ab dem 25. Januar sind die Leitungen zur kassenärztlichen Vereinigung offen.“ Die ersten Termine werden eben eine Woche später vergeben, falls dann ausreichend Impfstoff zur Verfügung stehen sollte.

Der Umschlag, den die Senioren jetzt in ihrem Briefkasten finden, enthält zum einen ein Schreiben von Gesundheitsminister Laumann und zum anderen einen vom Landrat und vom jeweiligen Bürgermeister bzw. der Bürgermeisterin unterschriebenen Begleitbrief. Für alle Senioren ohne Auto in Mettmann, Erkrath und Wülfrath kündigen sich unterdessen Lösungen für die von Sorge und Ärger begleitete Transportfrage an. In Mettmann will die Arbeiterwohlfahrt einen Fahrdienst einrichten, die DLRG will unterstützen (siehe Infokasten). In Erkrath wird der Einsatz des Bürgerbusse für Fahrten zum Impfzentrum geprüft.

Der jetzt ganz kurzfristig aufgetretene Lieferengpass kann für alte Menschen bedrohlich sein. 426 Corona-Tote zählte der Kreis Mettmann (knapp 500.000 Einwohner) am Dienstag. Sie sind meist 70, 80, 90 Jahre alt. Zum Vergleich: Im benachbarten Düsseldorf (rund 680.000 Einwohner) sind nur 167 Verstorbene zu beklagen. Woran liegt das? Mettmann zählt deutschlandweit zu den Kreisen mit den ältesten Einwohnern.

Wie sich der abrupte Lieferstopp auf die Arbeit der mobilen Impfteams in den Altenpflegeeinrichtungen von Mettmann, Erkrath und Wülfrath auswirkt, ist noch offen. Ein Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein erklärte, man warte noch auf einen Erlass des NRW-Gesundheitsministers.

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