Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung Welche Staaten Künstliche Intelligenz vorantreiben

Düsseldorf · Die USA und China sind bei der Entwicklung und Anwendung künstlicher Intelligenz führend. Soweit – so bekannt. Doch was unternehmen eigentlich andere Länder? Ein Überblick.

 Der chinesische Supercomputer Sunway Taihu Light.

Der chinesische Supercomputer Sunway Taihu Light.

Foto: grafik/dpa, hy jma gfh wst

Deutschland soll weltweit führend werden bei Künstlicher Intelligenz, hatte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) unlängst angekündigt. Im November 2018 wurde daher auch eine Strategie zur Förderung von Künstlicher Intelligenz vom Bundestag verabschiedet. Nicht nur die USA und China, auch andere Länder sind da schon weiter. In einer Studie hat die Konrad-Adenauer-Stiftung untersucht, welche Ziele andere Länder verfolgen – und wie weit sie auf ihrem Weg sind. Ein Überblick über die KI-Strategien aufstrebender Länder:

Kanada Je größer die Datengrundlage, desto besser die Ergebnisse von KI – so gesehen ist Kanada gegenüber dem großen Nachbarn USA allein schon rein zahlenmäßig im Hintertreffen. Immerhin verfügt das Land mit 36 Millionen Einwohnern lediglich über knapp ein Zehntel der Bevölkerung der Vereinigten Staaten. Ein explizites Ziel in Kanadas KI-Strategie ist daher auch, dass man verhindern will, KI-Talente an den Nachbarn zu verlieren. Umgerechnet 430 Millionen Euro an staatlichen Mitteln stehen laut der Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung zur Verfügung, um Talente zu binden, die Kommerzialisierung von KI voranzutreiben und Forschung und Entwicklung zu fördern. Die Forschungsvoraussetzungen sind nicht schlecht. Die zur Verfügung stehenden öffentlichen Daten sind laut der Studie nur in Großbritannien besser, der globale Einfluss wissenschaftlicher Veröffentlichungen laut einer Untersuchung ist hoch.

Japan „Dass Maschinen zunehmend die Jobs der Menschen übernehmen, ist in Japan weniger Grund zur Sorge als zur Hoffnung“, schreiben die Studien-Autoren. So hoffen die Japaner beispielsweise, KI-unterstützte Roboter in der Altenpflege einzusetzen. Keine andere Regierung der untersuchten Länder verknüpfe die Zukunft des Landes so eng mit KI wie die von Shinzo Abe in Japan. Mit mehreren Regierungsinitiativen und einer interministeriellen KI-Strategie wird bereits an der Umsetzung gearbeitet. Drei Forschungsinstitute kümmern sich um die Themenfelder Produktivität, Gesundheit, Pflege und Wohlbefinden, Mobilität und Sicherheit. Gleichwohl kommt ein Großteil der Forschungsausgaben (78 Prozent) aus der Wirtschaft. 36 der 500 stärksten Computer weltweit stehen in Japan, nur in den USA und China gibt es mehr, allerdings fehlen der alternden Gesellschaft die Nachwuchsforscher. Knapp 210 Master-Absolventen gibt es in dem Bereich nur pro Jahr – und ausländische Talente zieht das Land kaum an.

Israel Das kleine Land im Nahen Osten profitiert wie kaum ein anderer Staat im Bereich der Künstlichen Intelligenz von den Investitionen ausländischer Unternehmen wie etwa von Google oder Intel, aber auch der Deutschen Telekom oder SAP, die für knapp 65 Prozent der Forschungsausgaben stehen. Daher wird auch überwiegend an kommerziellen KI-Projekten geforscht. Nirgendwo sonst sind die Forscherdichte und die Ausgaben für Forschung gemessen am Bruttoinlandsprodukt höher. Auf acht Millionen Einwohner kamen zuletzt 360 KI-Start-ups. Angetrieben wird diese Entwicklung, die zu einer der lebendigsten Gründerszenen weltweit geführt hat, vom Militär, das eng mit Wirtschaft und Wissenschaft zusammenarbeitet. Das Land hat zwar keinen Supercomputer, dafür schließen jährlich 560 Studenten ein Master-Studium im Bereich KI ab. Dennoch ist der Fachkräftemangel das größte Wachstumshindernis. Eine ressortübergreifende KI-Politik gibt es laut Konrad-Adenauer-Stiftung bislang nicht, allerdings werde an einer gemeinsamen KI-Strategie gearbeitet. Das Militär hat schon mal klar gemacht, dass KI der „Schlüssel für das Überleben in der modernen Welt“ sei.

Vereinigte Arabische Emirate Schon jetzt macht man sich in der Region intensive Gedanken darüber, wie eine Zukunft ohne Öl – und die Einnahmen aus diesen Geschäften aussehen könnte. Als erstes Land der Welt haben die Vereinigten Arabischen Emirate ein eigenes Ministerium für Künstliche Intelligenz eingerichtet. Bereits im Oktober 2017 wurde zudem eine KI-Strategie veröffentlicht als Teil eines großen Plans, mit dem das Land bis 2071 zum besten Land der Welt werden soll. Die Voraussetzungen sind momentan aber eher überschaubar. Das Land verfügt über keinen Supercomputer, es gibt auch kaum Forschung oder Fachkräfte geschweige denn Start-ups in diesem Bereich. Immerhin: In Kooperation mit Firmen wie SAP oder IBM wurden bereits KI-Sommercamps veranstaltet, um Interesse bei jungen Menschen zu wecken. Treiber des Wandels ist in den VAE der Staat. In keinem anderen untersuchten Land würden Innovationen und neue Technologien so stark durch die Nachfrage des Regierungsapparats gesteuert, schreiben die Autoren der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Indien Premierminister Narendra Modi will die indische Gesellschaft mit allen Mitteln modernisieren – und KI soll dabei helfen, die sozialen Probleme in dem Land, in dem die Armut noch immer vielerorts dominiert, zu lösen. Die KI-Strategie konzentriert sich daher auch auf die Themen Armutsbekämpfung, Bildung, Gesundheit und universale Sprachverständigung. Der potentielle Pool an Talenten ist in dem 1,3-Milliarden-Einwohner-Land groß, was unter anderem die Erfolge von Microsoft-Chef Satya Nadella und Google-Chef Sundar Pichai belegen. Zuletzt lag die Zahl der jährlichen Master-Absolventen im KI-Bereich mit 480 allerdings nur knapp über der in Deutschland (410). Auch die Ausgaben für Forschung- und Entwicklung sind mit 0,6 Prozent des BIP unterdurchschnittlich. Die 2018 veröffentlichte KI-Strategie zielt daher auch eher auf eine bessere Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft – und darauf, Top-Kräfte im Land zu halten, statt sie wie Pichai oder Nadella an ausländische Konzerne zu verlieren.

Singapur 2017 wurde die nationale Initiative „AI Singapore“ auf den Weg gebracht, um das Land zu einem führenden Standort für Künstliche Intelligenz zu machen. Es geht darum, Wirtschaft und Wissenschaft zusammenzubringen und so gemeinsam stärker zu werden. Mit knapp 130 Millionen Euro ist das Budget dafür aber im internationalen Vergleich eher überschaubar. Ein paar Vorteile hat das Land dennoch: So sind hier laut Konrad-Adenauer-Stiftung etwa die Hälfte aller Datenzentren aus dem südostasiatischen Raum angesiedelt, zudem ist die Zahl der Master-Absolventen mit KI-Bezug mit 525 pro Jahr gemessen an der geringen Einwohnerzahl von knapp 5,6 Millionen extrem hoch. Man müsse wie ein Start-up denken und handeln, um als kleiner offener Stadtstaat zu überleben, beschrieb der Informationsminister mal die Zielsetzung.

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