Teurer Streit Gasprom kündigt europäische Gas-Versorgungskrise an

Hamburg (rpo). Der russische Gaskonzern Gasprom warnt Europa vor einer Gas-Versorgungskrise. Hintergrund sind andauernde Querelen um Gaslieferungen und -preise. Russland streitet einerseits mit der Ukraine, andererseis mit Turkmenien.

Gasprom-Vize Alexander Medwedew beschuldigte die Ukraine in einem Interview mit dem "Manager Magazin", "zu viel Gas aus dem Leitungssystem zu entnehmen oder es im hohen Maße in Reservespeicher zu pumpen, ohne vertragliche Grundlage". Medwedew sprach nach Angaben des Blattes von einer "Besorgnis erregenden Situation". Er fügte hinzu: "Wir werden wohl nicht so viel Gas liefern können, wie notwendig wäre."

Ein Streit um den Gaspreis zwischen dem russischen Unternehmen Gasprom und der Ukraine hatte zum Jahreswechsel dazu geführt, dass die Gaslieferungen an die Ukraine vorübergehend eingestellt wurden. Die Gasleitungen zur Belieferung Westeuropas führen durch die Ukraine. Der Lieferstopp führte auch in Westeuropa zu Engpässen. Die Ukraine stimmte dann einer Preiserhöhung zu.

Erst vor wenigen Wochen hatte Turkmenien Russland mit der Einstellung der Gaslieferungen gedroht, falls der staatliche Gasprom-Konzern nicht die geplante Preiserhöhung um 30 Prozent akzeptiert.

Besorgt zeigte sich der Manager über Stimmen aus dem Westen, man wolle von russischem Gas unabhängiger werden. Falls diese Wünsche ernst gemeint seien, so der Russe, "müssen wir ernsthaft darüber nachdenken, wo wir zukünftig unser Gas verkaufen werden".

Die Verhandlungen mit der deutschen E.ON über eine Beteiligung am sibirischen Gasfeld Juschno Russkoje sind laut Medwedew auf einem guten Weg. "Ich bin sehr optimistisch, dass wir uns einigen, falls sich die EU-Wettbewerbsbehörde nicht quer legt." Gasprom verlangt im Tausch gegen die Förderbeteiligung den Zugang zu E.ON-Vertriebsmärkten. "Wir haben bereits definiert, welche Assets in Europa Teil des Deals mit E.ON sein könnten. Derzeit befinden wir uns in der Phase der Bewertung", sagte Medwedew. Generell wolle Gasprom in jedem wichtigen europäischen Markt mittelfristig einen Anteil von 20 Prozent am Endkundenmarkt erreichen.

(ap)
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