Kontakt zu Landesregierung Chemiekonzern Lanxess nimmt Degussa ins Visier

Düsseldorf (RP). Der Leverkusener Chemiekonzern Lanxess hat nach Informationen unserer Zeitung Interesse an dem Düsseldorfer Chemiekonzern Degussa signalisiert. Die Spitze des Unternehmens, das 2005 aus der Chemiesparte des Bayer-Konzerns hervorging, habe Kontakt zur Landesregierung Düsseldorf aufgenommen, um sich eine etwaige politische Unterstützung zu sichern, hieß es in Regierungskreisen.

Das Unternehmen teilte auf Anfrage dazu mit: "In Bezug auf die weitere Entwicklung des Chemiemarktes und der Restrukturierung stehen wir als verantwortungsvolles NRW-Unternehmen mit 17000 Mitarbeitern in regelmäßigen Kontakten sowohl zur Landes- wie auch zur Bundesregierung." Als weltweit agierender Chemiekonzern "mit Wachstumspotenzial bereitet sich Lanxess darauf vor, den Markt für Kooperationsmöglichkeiten zu sondieren", hieß es weiter. "Für grundsätzliche Entscheidungen ist es derzeit allerdings noch viel zu früh."

NRW-Wirtschaftsministerin Thoben (CDU) wollte zu den konkreten Gesprächen keine Stellung nehmen. Sie hob allerdings die Bedeutung von NRW als "Chemiestandort Nummer eins" in Europa hervor. "Die Stärkung des Chemiestandorts NRW ist ein wichtiges industriepolitisches Ziel der laufenden Legislatur", so Thoben.

Hintergrund des Lanxess-Vorstoßes sind offenbar die Überlegungen der NRW-Regierung, die Tochtergesellschaften des Essener RAG-Konzerns (Degussa, Steag und Immobilien) einzeln zu verkaufen. Dies bringe möglicherweise nicht nur höhere Einnahmen zur Absicherung der Steinkohle-Altlasten, sondern biete auch die Chance zur Stärkung des Chemiestandorts NRW, hieß es in Regierungskreisen.

In NRW setzen 500 Chemieunternehmen mit 110000 Mitarbeitern 47 Milliarden Euro um. Die RAG selbst will indes als Ganzes an die Börse gehen. Christoph Schlienkamp, Analyst vom Bankhaus Lampe, sagte, er könne sich ein Interesse von Lanxess an Teilen der Degussa "sehr gut vorstellen", eine Komplettübernahme nicht. "Dafür ist die Degussa viel zu groß." Der Spezialchemiehersteller setzte 2005 mit 44000 Mitarbeitern 11,8 Milliarden Euro um, Lanxess mit 17000 rund 7,2 Milliarden.

(Rheinische Post)
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