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Washington Trump kommt, die Frauen gehen

Washington · Die Chefin der Börsenaufsicht, Mary Jo White, will ihr Amt zeitgleich mit Präsident Obama abgeben, die einflussreiche Justizministerin Loretta Lynch ebenfalls. Die Notenbank-Chefin Janet Yellen dürfte 2018 folgen.

Zu Frauen hat Donald Trump hat ein gestörtes Verhältnis. Im Wahlkampf prahlte er mit sexuellen Übergriffen, nach seiner Wahl geben viele mächtige Frauen ihre Ämter auf. Gestern kündigte Mary Jo White (68), die Chefin der Börsenaufsicht SEC, an, in den nächsten Monaten zurückzutreten. Mit dem Ende der Amtszeit von Barack Obama werde sie ihren Posten nach fast vier Jahren abgeben und sich einen neuen Job suchen.

Die SEC kontrolliert Fusionsverhandlungen, geht gegen Insidergeschäfte vor und ist für die Umsetzung der nach der Finanzkrise 2008 beschlossenen Finanzreform Dodd-Frank zuständig. Diese Reform soll Banken krisenfester machen und verhindern, dass sie zu groß werden, um fallen gelassen werden zu können. Trump hatte im Wahlkampf angekündigt, er werde die Dodd-Frank-Reform annullieren, diese verderbe Banken das Geschäft. Mary Jo White hat Geldhäusern die Zähne gezeigt: Viele mussten teuren Vergleichen zustimmen. Wenn White geht, dürfte ihr Vertreter, der Republikaner Michael Piwowar, übergangsweise die Leitung übernehmen. Wer danach neuer SEC-Chef wird, ist noch unklar.

Auch einer noch mächtigeren Frau hatte Trump im Wahlkampf den verbalen Krieg erklärt: Janet Yellen (70), Chefin der amerikanischen Notenbank Fed. "Yellen sollte sich schämen für das, was sie dem Land antut", hatte der Republikaner gewettert. Der 70-Jährige wirft Yellen vor, dass sie die Leitzinsen extra niedrig gehalten und amerikanische Sparer geschädigt habe. "Sie hält die Zinsen künstlich niedrig, damit die Wirtschaft nicht vor die Hunde geht und Obama golfspielen und sagen kann, dass er einen guten Job gemacht hat." Yellen konterte kühl: "Ich kann glaubhaft sagen, dass Partisanenpolitik in unserer Geldpolitik keine Rolle spielt." Man habe die Geldpolitik gemacht, die der wirtschaftlichen Lage angemessen sei. Zwischenzeitig gab es Spekulationen, Trump werde die Fed-Chefin gleich nach Amtsantritt im Januar entlassen. Doch das hat nicht mal der umstrittene US-Präsident Richard Nixon gewagt, der mit seinem ersten Fed-Chef ebenfalls über Kreuz war. Nun stellt Trump Yellen in Aussicht, dass sie ihren Vertrag bis Frühjahr 2018 noch erfüllen darf. Eine zweite Amtszeit soll es für sie aber nicht geben.

Mit der nächsten Amtshandlung der Fed-Chefin dürfte Trump ohnehin zufrieden sein. Im Dezember berät die Notenbank über die Zinspolitik. Voraussichtlich wollen Yellen und ihre Kollegen die Zinsen anheben - nicht wegen, sondern trotz Trump. Da die Börsen nach dem ersten Trump-Schock auf Kursrallye umgeschaltet haben, gibt es auch keinen Grund, zur Beruhigung der Wirtschaft auf die Zinserhöhung zu verzichten. Doch Nobelpreisträger Paul Krugman warnte: "Man kann darauf wetten, dass die Fed ihre Unabhängigkeit verlieren und von Spinnern schikaniert wird."

Für deutsche Konzerne ist Loretta Lynch (57) wichtig. Ihr Justizministerium verhandelt mit VW und Deutscher Bank über Strafen und Entschädigungen und die ihr unterstellte Kartellaufsicht entscheidet über die Monsanto-Übernahme durch Bayer. Als Demokratin muss Lynch gehen - zumal sie sich im Streit zwischen Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton und FBI vor der Wahl auf Clintons Seite gestellt hatte. Ihr könnte der Hardliner Rudy Giuliani folgen, der Trumps "America first" umsetzen dürfte. Für Bayer dürfte es unter Trumps Mann schwerer werden, grünes Licht zu bekommen.

(anh)
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