IW-Studie NRW fehlen die Informatiker

Berlin · Im Standortwettbewerb um die besten Köpfe für die Digitalisierung der Wirtschaft schneidet Nordrhein-Westfalen nur halb so gut ab wie Bayern und Baden-Württemberg. Die ostdeutschen Bundesländer liegen weit abgeschlagen am unteren Ende des Länder-Rankings zur Informatikerdichte.

 Die Kölner Forscher haben untersucht, wie hoch in den Ländern der Anteil der Beschäftigten mit einer akademischen Informatik-Ausbildung an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist.

Die Kölner Forscher haben untersucht, wie hoch in den Ländern der Anteil der Beschäftigten mit einer akademischen Informatik-Ausbildung an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist.

Foto: dpa, Frank Rumpenhorst

Die Kölner Forscher haben untersucht, wie hoch in den Ländern jeweils der Anteil der Beschäftigten mit einer akademischen Informatik-Ausbildung an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist. "Dieser Indikator kann als regionale Informatikerdichte interpretiert werden", heißt es in der Studie. Im Bundesdurchschnitt waren der Studie zufolge Ende März 2016 nach den letztverfügbaren Daten von 10.000 Beschäftigten 75 in einem Beruf tätig, dessen Ausübung in der Regel den Abschluss eines Informatikstudiums voraussetzt.

Nordrhein-Westfalen lag mit 59 Informatikern pro 10.000 Beschäftigte nicht nur deutlich unterhalb des Bundesdurchschnitts. Es erreichte auch nur eine halb so hohe Informatikerdichte wie Bayern und Baden-Württemberg, die auf 103 Informatiker pro 10.000 Beschäftigte kommen. Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland verfügen über eine Informatikerdichte von 72. In Westdeutschland schneiden nur die Flächenländer Niedersachsen und Schleswig-Holstein mit 51 IT-Fachleuten pro 10.000 Arbeitnehmer noch schlechter ab als NRW. Standortbedingt liegen die Stadtstaaten Hamburg, Berlin und Bremen mit 113 Informatikern pro 10.000 Beschäftigte an der Spitze der Rangliste. Weit abgehängt sind die fünf ostdeutschen Bundesländer mit nur 37 IT-Fachleuten pro 10.000 Beschäftigte die Schlusslichter.

"Bayern und Baden-Württemberg bilden nicht etwa deshalb die Spitzengruppe bei der Informatikerdichte, weil sie eine besonders günstige räumliche Struktur aufwiesen", heißt es in der Studie. Vielmehr zählten diese beiden Länder auch in allen Landkreisen und kleineren Städten zur Spitze. In ihrer Gesamtfläche kämen die beiden Südländer fast auf dieselbe Informatikerdichte wie die Stadtstaaten. "In ihren Großstädten übertreffen sie die Informatikerdichte der Stadtstaaten jedoch bei Weitem", schreibt IW-Autor Oliver Koppel.

Ländliche Regionen müssten deutlich mehr in die Informatikerausbildung an ihren Hochschulen investieren, heißt es in der Studie. Der Rückstand auf die Großstädte werde ansonsten immer größer. Zumal auch der Ausbau des Breitband-Internets auf dem Land kaum vorankomme. Im Bundesdurchschnitt hatten der Studie zufolge Mitte 2016 rund 71 Prozent aller Haushalte Breitband-Internet mit einer Verbindungsrate von 71 Mbit pro Sekunde zur Verfügung. In ländlichen Gemeinden galt dies jedoch nur für 30 Prozent. "Die Potenziale der Digitalisierung in ländlichen Regionen drohen dauerhaft brachzuliegen", warnt Koppel.

Auf dem heute beginnenden IT-Gipfel wird morgen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erwartet. Die Wirtschaft müsse sich intensiver um die Ausbildung von IT-Fachkräften jenseits der akademischen Bildung kümmern, sagte sie gestern auf dem Arbeitgebertag in Berlin.

(mar)
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