Längste Rezession seiner Geschichte Spanien schafft erstmals seit 2008 neue Arbeitsplätze

Barcelona/Düsseldorf · Die Rajoy-Regierung versichert, eine Trendwende sei eingeleitet worden. Tatsächlich sind die Probleme aber noch immer gewaltig.

Warum Spanien unter den Rettungsschirm flüchtet
6 Bilder

Warum Spanien unter den Rettungsschirm flüchtet

6 Bilder

"Spanien überwindet die längste Rezession seiner Geschichte." Der spanische Präsident und Regierungschef Mariano Rajoy wählte am Montag das imponierende Guggenheim-Museum in Bilbao, einer der Provinzhauptstädte des wohlhabenden Teils Spaniens, um Siegesgewissheit zu demonstrieren: Die Krise sei beendet, war seine Botschaft vor führenden Persönlichkeiten der einheimischen und internationalen Wirtschaft. Gestern, wenige Stunden nachdem sie den Segen des Internationalen Währungsfonds (IWF), der Eurogruppe, der OECD und der Europäischen Kommission für ihre Wirtschaftspolitik erhalten hatte, verkündete die konservative Regierung, dass Spanien erstmals seit Beginn der Krise begonnen habe, Arbeitsplätze zu schaffen.

Die Inszenierung war auf den Milimeter genau geplant für die Verkündigung der laut Angaben der Regierung der Partido Popular (PP) klar positiven Tendenz der spanischen Wirtschaft und der durchgeführten Reformen. Den Daten des Arbeitsministeriums zufolge stieg die Zahl der Beitragszahler des staatlichen Sozial- und Rentensystems im Februar im Jahresvergleich um 0,38 Prozent. Das heißt, dass zum ersten Mal seit 2008 mehr Personen in die Sozialkassen einzahlen als im Jahr zuvor. Konkret sind dies 61.557 Beitragszahler mehr, so dass die Gesamtzahl des Systems auf 16.212.304 Personen gestiegen ist.

Des Weiteren sank die Arbeitslosenzahl in sieben aufeinander folgenden Monaten. Die Anzahl derjenigen, die bei den öffentlichen Arbeitsämtern registriert sind, ging im Februar im Vergleich zum Vorjahresmonat um 227 736 Personen zurück. Dies bedeutet einen Rückgang um 4,7 Prozent bei einer Gesamtzahl von 4,8 Millionen Arbeitslosen. Spanien bleibt allerdings weiter laut Eurostat das Land der Europäischen Union mit der zweithöchsten Arbeitslosenquote — 25,8 Prozent im Gegensatz zu 7,3 Prozent in Deutschland.

Die größte Oppositionspartei Spaniens, die Sozialistische Partei (PSOE), warnte Dienstag aber, es gebe "keine Gründe für Siegesgewissheit", da es sich nicht um einen bedeutenden Rückgang handele. Die Sprecherin der Partei, Soraya Rodríguez, wies darauf hin, dass viele Leute sich mittlerweile nicht mehr bei den Arbeitsämtern registrieren lassen oder in anderen Ländern auf Jobsuche sind — unter anderem haben seit dem Jahre 2008 zehntausende Auswanderer Spanien verlassen und sind in ihre Ursprungsländer zurückgekehrt. Im Gegensatz zu der Gesamtzahl der Arbeitslosen steigt weiterhin die Anzahl der Personen, die keinerlei staatliche Hilfe beziehen. Sie liegt mittlerweile fast bei 1,7 Millionen in einem Land, das etwa 40,5 Millionen Einwohner hat.

Bei seiner Schlußrede vor den Unternehmern und Wirtschaftsführern, die im Guggenheim-Museum versammelt waren, ging Rajoy bewusst auf Zehenspitzen über den größten Missstand Spaniens hinweg: die Arbeitslosigkeit. Laut Prognosen der Europäischen Kommission, die in der letzten Woche veröffentlicht wurden, wird Spanien 2015 Griechenland überrunden und sich in das Land mit der höchsten Arbeitslosenrate in der Euro-Zone verwandeln.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort