Cebit in Hannover Internet verbindet bald auch Kühlschränke

Hannover · Sonntag startet die Computermesse Cebit. Eine immer weitere Vernetzung, mehr Sicherheit und mehr Mobilität sind die Themen.

Was alle 60 Sekunden im Internet passiert
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Foto: afp, JOHN MACDOUGALL

Es klingt wie ein schlechter Scherz: Ausgerechnet Großbritannien, dessen Geheimdienst durch die Enthüllungen von Edward Snowden weltweit wegen Späh-Aktionen in die Kritik geriet, ist Partnerland der Cebit, deren Hauptthema in diesem Jahr Datensicherheit ist. Unter dem kryptisch klingenden Motto "Datability" geht es bei der weltgrößten Computermesse um den verantwortungsbewussten Umgang mit großen Datenmengen. Wir stellen die wichtigsten Trends vor.

Big Data Je weiter Computertechnologie in den Alltag der Menschen vordringt, umso größer die Datenberge, die entstehen. Mittels Computerprogrammen versuchen Firmen, diesen Datenschatz zu heben und auf Zusammenhänge zu untersuchen. Auf der Cebit wollen sie ihre Lösungen vorstellen. Big Data-Instrumente können dabei in verschiedenen Geschäftsbereichen zum Einsatz kommen. Einige Firmen bieten Software, mit deren Hilfe sich die Kapazität von Flugzeugen besser auslasten lässt, andere Programme könnten bald dabei helfen, Stromnetze zu steuern — oder selbstfahrende Autos zu lenken. "Ohne Big Data-Analysen werden wir künftige Herausforderungen nicht bewältigen können", ist sich der Präsident des IT-Branchenverbands Bitkom, Dieter Kempf, sicher.

Wichtig sei aber, den Menschen die Furcht zu nehmen. "Wir müssen der Bevölkerung die Sicherheit geben, dass wir solche Analysen mit großer Verantwortung und unter Wahrung der Datenschutzbestimmungen vornehmen", sagt Kempf. Denn in naher Zukunft könnte Big Data auch im Gesundheitsbereich eine große Rolle spielen — etwa wenn es um Verläufe von Krankheiten oder Heilungschancen geht.

Internet der Dinge Im Haushalt könnten internetfähige Geräte ebenso eingesetzt werden — vom intelligenten Kühlschrank, der automatisch Einkaufslisten aufs Smartphone schickt, über miteinander kommunizierende Heizkörper und Rollläden. "Internet der Dinge" nennen Fachleute diese Entwicklung, bei denen herkömmliche Computer immer mehr in den Hintergrund rücken und den Menschen nahezu unbemerkt unterstützen. Auch in der Industrie gibt es das Ziel der intelligenten Umgebung, in denen Anlagen in Fabriken miteinander kommunizieren und die Produktion weiter automatisiert wird. Je stärker der Prozess voranschreitet, umso wichtiger wird die Netzsicherheit — etwa zum Schutz vor Hackern oder Wirtschaftsspionage.

Datensicherheit Auf der politischen Ebene wird es daher noch einmal um die Themen Spionage und Datensicherheit gehen — Kanzlerin Angela Merkel und der britische Premier David Cameron werden nach der gemeinsamen Eröffnungsrede noch Gespräche führen. Dabei dürfte Merkel ihren britischen Kollegen noch einmal zur Zurückhaltung der Geheimdienste auffordern.

Auch bei den Firmen spielt Datensicherheit eine immer größere Rolle. Mehr als 500 Unternehmen werden bei der Cebit digitale Sicherheitslösungen zeigen. "So viele wie noch nie", sagt Oliver Freese, Vorstand der Deutschen Messe AG.

Im Bereich der Kommunikationstechnik sind Nutzer spätestens seit dem Verkauf des Nachrichtendienstes WhatsApp an das Soziale Netzwerk Facebook auf der Suche nach Verbindungen mit hohem Datenschutz. So wird die Berliner Firma Hoccer Geschäftspartnern ein Messaging-System vorstellen, mit dem deutsche und europäische Kunden von Smartphones viel sicherer als beim US-Anbieter WhatsApp miteinander kommunizieren können — das Unternehmen bietet dazu eine ausgeklügelte Verschlüsselung an und verzichtet darauf, die Daten der Nutzer einfach auf seine Server zu kopieren. Auch die App Chiffry der deutschen Firma Digittrade verspricht abhörsichere Verbindungen und feiert auf der Cebit Premiere.

Mobilität Der zunehmende Datenverkehr durch mobile Internetanwendungen macht auch einen weiteren Ausbau der Mobilfunknetze nötig. So fahren Vodafone, Telekom oder auch O2 ihre neuen Mobilfunknetze der LTE-Technik in Deutschland zunehmend hoch — sogar der Nachzügler E-Plus bietet in ausgewählten Städten wie Berlin extrem schnellen Datenfunk. Telekom wie Vodafone investieren Milliarden insbesondere in eine engere Verknüpfung von Mobilfunk und Festnetz — nur so kann der jedes Jahr um mehr als hundert Prozent wachsende Datenverkehr zu den Funkmasten geleitet und abgeleitet werden. Und die Telefonkonzerne setzen bei Geschäften wie Sicherheitstechnik, Hausvernetzung oder dem Steuern des heimischen TV-Gerätes per Smartphone auf immer mehr Partnerschaften. So hat sich die Telekom mit dem Start-Up Cypher-Cloud zusammengetan, um Firmenkunden eine bessere Daten-Verschlüsselung anzubieten.

(RP)
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