Analyse Milliardäre auf der Suche nach mehr Macht

Düsseldorf · Superreiche sorgten in den vergangenen Wochen mit geplanten oder vollzogenen Millionen-Investitionen bei Apple, Zalando und Co. für Schlagzeilen. Den Milliardären geht es nicht nur ums Geld, sie sichern sich vor allem Einfluss.

Bis vor kurzem war es gang und gäbe, dass Superreiche sich mit überschüssigen Millionen einen Sportverein leisten und diese mit Unsummen für Transfers aufrüsten. Roman Abramowitsch und der FC Chelsea London waren das beste Beispiel. Als Gegenleistung versprachen die Klubs ihren Besitzern noch mehr Ruhm, Ansehen und Erfolg.

Doch nicht immer ging die Rechnung auf. Manch einer verlor auf dem Weg an die europäische Spitze die Geduld, andere ihr Geld. So strich der Oligarch Sulejman Kerimow, Besitzer des russischen Retorten-Klubs Anschi Machatschkala, zuletzt das Gehaltsbudget der Mannschaft rigoros zusammen, nachdem er als einer der Haupteigentümer des Düngemittelhersteller Uralkali laut russischen Medienberichten an einem Tag 545 Millionen Dollar verloren hatte.

Viele Investoren gehen längst andere Wege, statt Ruhm und Ansehen sichern sie sich lieber Macht und Einfluss. So sorgt jetzt die Meldung für Aufsehen, dass der Milliardär Carl Icahn sich beim US-Konzern Apple eingekauft hat. Prominente Beispiele sind auch der Mexikaner Carlos Slim, der den niederländischen Telefonkonzern KPN übernehmen will, der Amerikaner Jeff Bezos, der die Zeitung Washington Post erwarb, und der Däne Anders Holch Povlsen, der beim Online-Händler Zalando einstieg.

Alle verfolgen unterschiedliche Ziele.

Carl Icahn Icahn, dessen Vermögen das US-Magazin Forbes auf 20 Milliarden Dollar schätzt, will seinen Einfluss bei Apple ausbauen. Angeblich hat der 77-Jährige Aktien im Wert von 1,5 Milliarden Dollar gekauft. Damit hält er zwar weniger als ein Prozent der Anteile, doch es reichte aus, um einen Gesprächstermin mit Apple-Chef Tim Cook zu bekommen. Was der US-Investor will, ist klar: Apples Barreserven lagen Ende Juni bei 111 Milliarden Euro. Investoren drängen seit langem, das Geld durch Aktienrückkäufe und Dividenden auszuschütten. Das will auch Icahn.

Carlos Slim Der Mexikaner Carlos Slim liefert sich mit Microsoft-Gründer Bill Gates seit Jahren ein Duell um den Titel "Reichster Mensch der Welt". Der 73-Jährige verdient sein Geld mit Telekommunikation, sein Unternehmen América Móvil ist mit 250 Millionen Nutzern die viertgrößte Telefongesellschaft der Welt. Über sie will er den niederländischen Telefonkonzern KPN, zu dem E-Plus gehört, schlucken. Dadurch hätte Slim die Macht, die Übernahme von E-Plus durch die Telefónica-Tochter O2 zu verhindern. Warum? Der Kaufpreis von acht Milliarden Euro ist ihm zu niedrig. Er will deutlich mehr.

Jeff Bezos Jeff Bezos hat mit Amazon ein Handelsimperium geschaffen, die Branche revolutioniert und ein Vermögen von rund 25 Milliarden Dollar angehäuft. Für 250 Millionen Dollar erwarb er nun die Zeitung "Washington Post". Damit besitzt der 49-Jährige ein mediales Flaggschiff, das ihm Einfluss in Washington beschert. Seine Macht wächst damit über den Handel hinaus. Das kann noch nützlich sein, wenn es um die politische Diskussion von Steuersparmodellen geht oder um das Ansinnen einiger US-Bundesstaaten, Mehrwertsteuer-Privilegien für Versandgeschäfte infrage zu stellen.

Anders Holch Povlsen Anders Holch Povlsen hat den entgegengesetzten Weg eingeschlagen: Der Däne erwarb zehn Prozent der Anteile des Internet-Modehändlers Zalando. Details wurden zwar nicht bekannt, zuletzt zahlte 2012 jedoch der Anteilseigner Kinnevik für zehn Prozent an Zalando rund 280 Millionen Euro. Die Beteiligung vergrößert Povlsens Macht in der Branche ungemein. Der 40-Jährige, der laut Forbes über 2,5 Milliarden Dollar Vermögen verfügt, ist Eigentümer von "Bestseller". Zu dem Unternehmen gehören bekannte Marken wie Jack & Jones oder Vero Moda — ein gutes Vertriebsnetz kann da nicht schaden.

(RP)
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