Essen RWE baut weitere Arbeitsplätze ab

Essen · Zwei Kraftwerken in rheinischen Braunkohlerevieren droht das Aus.

 Den Kraftwerken in Frimmersdorf droht das Aus.

Den Kraftwerken in Frimmersdorf droht das Aus.

Foto: Reuter

Der Stromkonzern RWE macht Ernst mit dem Schließen von Kraftwerken und bereitet weitere Sparprogramme vor. Dies erklärte gestern Finanzvorstand Bernhard Günther anlässlich der Vorlage der Halbjahreszahlen.

Konkret legt RWE das holländische Steinkohlekraftwerk Amer 8 dauerhaft still. Sieben Gaskraftwerke, darunter auch einige am Niederrhein, gehen vorläufig vom Netz. Zwei Anlagen fahren im Sommer auf null herunter. Der Zukauf von Strom aus Steinkohlekraftwerken externer Partner wird um 1170 Megawatt reduziert – das trifft praktisch nur die Steag aus Essen, die nun ein oder zwei Kraftwerke dichtmachen muss.

Mit den Maßnahmen reagiert RWE auf die deutlich gesunkenen Preise für Strom im Großhandel, weil Strom aus Windkraftwerken und von Solarzellen zunehmend in die Netze drängt.

Dabei steht bei RWE eine Reihe weiterer Schritt an: Die zwei Braunkohleblöcke "Frimmersdorf Paula" und "Frimmersdorf Quelle" in Grevenbroich stehen nun "unter intensiver Prüfung ihrer Wirtschaftlichkeit", erklärte Günther. Wenn sie also geschlossen würden, wäre Frimmersdorf, früher einer der größten Kraftwerkstandorte der Welt, Geschichte. Sechs Blöcke wurden bereits geschlossen.

Günther hält es sogar für denkbar, auch einige der verbliebenen Atomkraftwerke vom Netz zu nehmen. Selbst deren Betrieb würde sich bei den aktuell geltenden Preisen für Stromlieferungen in 2004 oder 2005 nicht mehr richtig lohnen.

Für die Belegschaft hatte Günther die Botschaft parat, dass der Abbau von Arbeitsplätzen weitergeht: "Es zeichnet sich ab, dass wir künftig deutlich weniger Mitarbeiter beschäftigen werden." Damit stehen weit mehr Stellen auf der Kippe als die bereits genannten 2400, die das Unternehmen im Rahmen des Sparprogramms "RWE 2015" abbauen möchte. Betriebsbedingte Kündigungen schloss Günther dabei nicht aus, man strebe nur an, "sämtliche Personalmaßnahmen sozialverträglich und natürlich unter Beteiligung der Arbeitnehmervertreter umzusetzen". Im November soll nun das neue Sparkonzept vorgelegt werden, RWE-Chef Peter Terium fehlte interessanterweise gestern bei dem Termin – er will sich wohl zu brisanten Themen noch nicht öffentlich festlegen.

Die RWE-Aktie rutschte alleine gestern um weitere fünf Prozent ab und liegt nun auf dem niedrigsten Stand seit fünf Jahren. Grund dafür waren die Zahlen für das Halbjahr und der Ausblick: Bei einem leicht gestiegenen Umsatz auf 28,5 Milliarden Euro kletterte zwar das betriebliche Ergebnis um 12,3 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro. Durch eine hohe Abschreibung auf niederländische Kraftwerke verzeichnete RWE unter dem Strich aber einen Gewinneinbruch von 38 Prozent auf knapp eine Milliarde Euro.

Am meisten schockte die Börse allerdings der Ausblick. Schon im ersten Halbjahr sank der Gewinn in der konventionellen Kraftwerksparte von RWE um zwei Drittel ab. Derzeit kommt dem Konzern noch zugute, dass große Teile der Stromproduktion auf Termin zwei bis drei Jahre im Voraus verkauft wurden – RWE erhält also für große Teile seines Stroms einen höheren Preis, als er aktuell oder in den nächsten Jahren drin ist. Im Laufe der Zeit würde dieser Preisvorteil nach und nach verschwinden, rechnete Günther vor. "Die Krise wird uns dann mit voller Wucht treffen", sagte Günther.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort