Düsseldorf Multi-Milliardär Carlos Slim greift nach KPN

Düsseldorf · Der reichste Mann der Welt wird zum Global Player in der Telekommunikation. Auch bei E-Plus löst das Aufmerksamkeit aus. Denn dem Mexikaner war das Acht-Milliarden-Euro-Übernahmeangebot von O2 für E-Plus zu gering.

 Carlos Slims Konzern América Móvil ist auch mit 27,3 Prozent an der Telekom Austrai in Österreich beteiligt.

Carlos Slims Konzern América Móvil ist auch mit 27,3 Prozent an der Telekom Austrai in Österreich beteiligt.

Foto: dpa

Nein, an Geld mangelt es Carlos Slim wirklich nicht. Der aktuellen Hitliste des US-Wirtschaftsmagazins "Forbes" zufolge ist der Mexikaner mit einem geschätzten Vermögen von 73 Milliarden Dollar noch vor Microsoft-Gründer Bill Gates der reichste Mann der Welt. Da könnte er sich entspannt zurücklehnen und sich als Aktionär des niederländischen Telekommunikationskonzerns KPN (Slim hält gegenwärtig knapp 30 Prozent der Anteile) über eine Acht-Milliarden-Euro-Einnahme für KPN aus dem Verkauf von deren Tochter E-Plus an Telefónica Deutschland freuen.

Doch jetzt greift Slim nach der Macht bei KPN. Gut sieben Milliarden Euro will der Multi-Milliardär investieren, um sich den niederländischen Telefon-Konzern komplett einzuverleiben. Und diese Ankündigung lässt auch die Verantwortlichen bei E-Plus und Telefónica Deutschland noch einmal aufhorchen. Denn Slim, der über seine Gesellschaft América Móvil an KPN beteiligt ist, hat nach der Ankündigung des E-Plus-Verkaufs klar gesagt, dass ihm der geplante Verkaufserlös zu niedrig sei. Branchenbeobachter halten es jetzt zumindest nicht für ausgeschlossen, dass der Lateinamerikaner den Zusammenschluss von E-Plus und der Telefónica-Marke O2 zum größten deutschen Mobilfunker (das neue Unternehmen hätte deutlich mehr als 40 Millionen Kunden) torpedieren könnte. Bei KPN muss eine außerordentliche Hauptversammlung über den Verkauf von E-Plus entscheiden, zudem müssen die Wettbewerbsbehörden dem Deal zustimmen. Andreas Mundt, der Präsident des Bundeskartellamtes, hat bereits eine "sorgfältige Prüfung" angekündigt.

Der spanische Telekom-Konzern Telefónica reagierte gestern prompt auf das Störfeuer der Gegenseite und kündigte an, dass das Angebot für E-Plus nicht erhöht werden soll. Es werde an den bisherigen Bedingungen festgehalten, teilten die Spanier mit. América Móvil wiederum dürfte kein Interesse daran haben, die spanische Telefónica zu stärken, denn die beiden sind Konkurrenten in Südamerika. Dort ist die Slim-Firma, die beinahe 250 Millionen Mobilfunk-Kunden und rund 40 000 Mitarbeiter hat, die Nummer eins.

Unabhängig von der Diskussion um den Verkauf von E-Plus wird der Ausgang von Slims Übernahmeplänen bei KPN mit Spannung verfolgt. Eigentlich könnte man als Aktionär, der sein Vermögen vermehrt sehen möchte, mit Slims Offerte gut leben. Denn América Móvil bietet nach eigenen Angaben 2,40 Euro je KPN-Aktie, und das sind immerhin rund 35 Prozent mehr als der Durchschnittskurs der vergangenen 30 Tage. Dieses Angebot hat die Börse natürlich mit einem Kurssprung für die KPN-Aktie belohnt. Die schoss zwischenzeitlich um 16 Prozent nach oben.

Aber: In den Niederlanden gibt es für das Management eines Unternehmens eine besondere Möglichkeit, einen Übernahmeversuch wie den von Slim zu verhindern. Das Gesetz räumt KPN die Möglichkeit ein, den Mexikaner über eine Stiftung abzuwehren – wenn der Übernahmeversuch den "Fortbestand, die Unabhängigkeit und die Identität" des Unternehmens bedroht. Die Klausel könnte Anwendung finden, da im Falle einer erfolgreichen KPN-Übernahme "die Kontrolle über einen Großteil der niederländischen Telekommunikationsinfrastruktur im Endeffekt an einen einzigen ausländischen Unternehmer", sagte der Analyst Ulrich Rathe von der Investmentbank Jeffries der Nachrichtenagentur Reuters.

(RP)
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