Geld und Leben Das Comeback der Zinsen

Meinung | Düsseldorf · Die Zeiten am Finanzmarkt ändern sich. Und Anleihen sind wieder attraktiv. Das gilt sogar bei hoher Inflation, wenn sich der Anleger richtig verhält.

 Symbolbild.

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Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Wer hätte das gedacht: nach Jahren mit Null und Minus sind die Zinsen zurück! Lange Zeit boten Bundesanleihen selbst für zehnjährige Laufzeiten nur negative Renditen – immerhin von Frühjahr 2019 bis Frühjahr 2022. Mit Wucht hat sich dies jedoch in den zurückliegenden Monaten ins Gegenteil verkehrt: Schon für eine Laufzeit von einem Jahr zahlt die Bundesrepublik Deutschland wieder mehr als zwei Prozent, Unternehmensanleihen hoher Qualität bringen über vier Prozent. Ebenso rasant aufwärts ging es für Hypothekenzinsen, was die Bauwirtschaft belastet. Dagegen könnten Anleger sich freuen.

Doch es bleibt ein ungutes Gefühl: bei mehr als zehn Prozent Inflation scheinen auch vier Prozent Rendite kein gutes Geschäft. Was also tun? In Zeiten hoher Geldentwertung bleiben Immobilien und Aktien erste Wahl, denn in ihrem wirtschaftlichen Mechanismus ist ein langfristiger Inflationsausgleich angelegt. Mieten und Umsätze steigen mit dem allgemeinen Preisniveau, sodass es vor allem auf die Auswahl der richtigen Objekte ankommt. Bei festverzinslichen Anlagen ist das anders, egal ob Sparbuch, Festgeld oder Anleihe. Am Ende der Laufzeit erhalte ich für jeden Euro in der Regel nur einen Euro zurück und dazu die festgelegten Zinsen.

Was auf den ersten Blick wenig attraktiv erscheint, hat seine Daseinsberechtigung. Denn erstens bieten Festverzinsliche einen kalkulierbaren Zahlungsstrom – wichtig für alle, die von Kapitalerträgen leben. Zweitens stabilisieren Anleihen das Gesamtvermögen, denn meistens sind sie gefragt, wenn Aktien und Immobilien Verluste erleiden – und umgekehrt. Drittens bieten Festverzinsliche einen guten Schutz vor Deflation. In Zeiten zweistelliger Inflationsraten mag dieser Hinweis wie Hohn klingen. Doch sei daran erinnert, dass Deflationsängste in Europa erst wenige Jahre zurückliegen und in einer alternden Gesellschaft gut begründet sind. Japan lässt grüßen. Bei Renditen von mehr als zwei Prozent verdienen Anleihen wieder einen sichtbaren Platz im Depot.

Unser Autor leitet die Vermögensabteilung von HSBC Deutschland in Düsseldorf. Er wechselt sich hier mit den beiden Wirtschaftsprofessoren Ulrike Neyer und Justus Haucap ab.

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