Wachstumssieger Telekom will in Europa zukaufen

Bonn · Der US-Ableger T-Mobile USA soll dort nun Marktführer werden. Der Umsatz weltweit liegt bei 100 Milliarden Euro.

 Telekom-Chef Tim Höttges sieht die Konkurrenz weit abgehängt.  Foto: dpa

Telekom-Chef Tim Höttges sieht die Konkurrenz weit abgehängt. Foto: dpa

Foto: dpa/Oliver Berg

Die Telekom hält an ihrem aggressiven Wachstumskurs fest. Nachdem der Ableger T-Mobile USA in den USA den Konkurrenten Sprint übernommen hat und auf fast 100 Millionen Kunden kommt, soll dort Marktführer Verizon mit seinen knapp 120 Millionen Kunden überholt werden. Das sagte Telekom-Chef Tim Höttges bei der Vorstellung der Quartalszahlen. In der Heimat kommt der Konzern im Mobilfunk nur auf knapp 50 Millionen Anschlüsse.

In Europa strebt die Telekom ebenfalls an, durch Zukäufe weiter zu wachsen, sagte Höttges. „Wir sind in der besten Situation, die europäische Konsolidierung zu betreiben.“ Er will aus einer Position der Stärke heraus agieren: Kein Unternehmen in Europa sei weiter beim Ausbau der Zukunftstechnik 5G. Keine andere Gruppe komme an die künftige Umsatzzahl von 100 Milliarden Euro heran. Höttges: „Kein anderes Unternehmen in Europa kann eine nur annähernd vergleichbare Entwicklung aufweisen.“

In Deutschland habe man mit einer 5G-Abdeckung von 50 Prozent der Haushalte die Konkurrenten wie Vodafone abgehängt. Höttges: Wir haben uns einen riesigen Wettbewerbsvorteil verschafft.“

Der Telekom-Vorstand präsentierte gute Zahlen. Der Umsatz im zweiten Quartal war dank der erstmaligen Integration von Sprint um 37 Prozent auf 27 Milliarden Euro gestiegen. Das operative Ergebnis vor Sondereffekten ging um 56 Prozent auf 9,8 Milliarden Euro hoch. Für das Jahr wurde wegen Sprint die Prognose für das operative Ergebnis auf 34 Milliarden Euro statt bislang 25,5 Milliarden Euro erhöht.

Diese hohen Profite sind nötig, um den auf 121 Milliarden Euro gestiegenen Schuldenberg langsam wieder zu tilgen und um die jährlichen Investitionen von nun 17 Milliarden Euro im Jahr zu finanzieren.

Die Aktionäre honorierten die Ergebnisse mit einem Kursplus von einem Prozent. Der Börsenwert der Telekom liegt bei 72 Milliarden Euro, Vodafone kommt auf 38 Milliarden Euro, Telefonica auf 18 Milliarden Euro. Orange, der Lieblingspartner aus Paris, erreicht 27 Milliarden Euro. Bei einer Fusion per Aktientausch wäre klar, dass die Deutschen die Führung übernehmen.

Obwohl die Telekom sehr abhängig vom USA-Geschäft ist, lehnte Höttges es ab, einen hiesigen Boykott der Netzwerktechnik von Huawei zu unterstützen. Die US-Regierung drängt dagegen global auf einen solchen Boykott.

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