Arbeitsmarkt in der Corona-Krise Schon 120.000 Zeitarbeiter weniger

Berlin · Leiharbeitnehmer gehören in der Corona-Krise zu den ersten, die ihre Jobs verlieren. Vor allem Zeitarbeiter in der Industrie sind betroffen. Die Linken fordern die generelle Abschaffung der Zeitarbeit, die Wirtschaft dagegen wieder flexiblere Bedingungen für den Einsatz der Beschäftigten.

 Teilnehmer einer Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes DGB zum 1. Mai

Teilnehmer einer Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes DGB zum 1. Mai

Foto: dpa/Wolfgang Kumm

Die Zahl der Zeitarbeiter in Deutschland ist in der Corona-Krise bereits drastisch um mehr als 120.000 gesunken. Das geht aus Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervor, die unserer Redaktion vorliegen. Demnach waren  im Mai nur noch 624.900 Menschen in der Zeitarbeitsbranche beschäftigt. Ein Jahr zuvor waren es dagegen noch 749.000. Aktuellere Daten erwartet die BA erst Anfang September.

 Zeitarbeitnehmer gehören in der Krise zu den ersten, die ihre Arbeitsstelle verlieren. Denn viele Unternehmen versuchen zunächst, die Stammbelegschaften zu halten. Leiharbeiter sind häufig in der Industrie beschäftigt. Gerade das verarbeitende Gewerbe hat wegen des krisenbedingten Rückgangs der Auslandsnachfrage zu kämpfen.

  Die Linke beklagte, die hohe Zahl der Kurzarbeiter dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass bereits viele ihre Stellen verloren hätten. „Die Bundesregierung will den Eindruck erwecken, sie habe Deutschland sicher durch die Krise geleitet. Es genügt jedoch nicht, neben einer morschen Treppe einen neuen Handlauf anzubringen – früher oder später bricht Stufe für Stufe ein“, sagte Linken-Parteichef Bernd Riexinger. Viele Konzerne hätten bereits  Hunderttausende Beschäftigte in Kurzarbeit und Leiharbeiter nach Hause geschickt. „Jeder sechste Beschäftigte in Leiharbeit war im Mai  gegenüber dem Vorjahresmonat  entlassen worden“, sagte Riexinger. Leiharbeit müsse als „Beschäftigung zweiter Klasse“ endlich ganz abgeschafft werden, forderte er.

 Dagegen verlangt die Industrie das Gegenteil: das Instrument der Zeitarbeit müsse gerade wegen der Krise für die Betriebe flexibler handhabbar werden.  Die Regierung sollte die Überlassungshöchstdauer von 18 Monaten bei der Zeitarbeit aussetzen, forderte der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau. Bisher dürfen Leiharbeitnehmer nur maximal für eineinhalb Jahre in einen Betrieb ausgeliehen werden.

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