Ausbildungsmarkt Abwärtstrend bei den Auszubildenden alarmiert das Handwerk

Berlin · Auf dem Arbeitsmarkt verliert die duale Ausbildung weiter an Anziehungskraft. Das Handwerk beklagt mangelnde Unterstützung durch die Politik: Studenten hätten Privilegien in der Sozialversicherung, die Azubis nicht gewährt werden. Der Handwerkspräsident fordert Gleichbehandlung – und kritisiert den Arbeitsminister scharf.

 Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer

Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer

Foto: Krebs/Andreas Krebs

Nach jüngsten Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) gab es Ende Juli gut acht Prozent weniger neue Ausbildungsplätze (499.000) sowie auch weniger Bewerber (knapp 440.000) für eine Lehrstelle. Bereits im vergangenen Jahr ging die Zahl der Ausbildungsanfänger mit 513.300 im Vergleich zu 2018 um 1,6 Prozent zurück, teilte am Mittwoch das Statistische Bundesamt mit. Weniger waren es nur 2016 mit knapp 510.000. Vor allem junge Frauen verlieren den Daten zufolge das Interesse an einer Ausbildung.

Grundsätzlich geht die Zahl der Ausbildungsverträge seit Jahren zurück. Am meisten rückläufig sind die Zahlen in Gastronomie, Hotellerie, Tourismus und Einzelhandel. Zusammen gab es hier im vergangenen Jahr 28 Prozent weniger neue Verträge als 2010. Die Zahl angehender Köche sank etwa um 45,3 Prozent. Über sämtliche dualen Ausbildungsberufe ging die Zahl der Neuverträge um acht Prozent zurück.

 Um das Interesse für die duale Ausbildung zu steigern, fordert das Handwerk, Auszubildende genauso zu behandeln wie Studenten: Die Jung-Akademiker sind bis zum 25. Lebensjahr bei ihren Eltern kranken- und pflegemitversichert. Zudem übernehmen die Länder ihre Unfallversicherung. Azubis und ihre Ausbildungsbetriebe dagegen müssen Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung sowie für die Unfallversicherung zahlen. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) wies die Forderung jedoch als zu teuer für den Steuerzahler zurück.

„Wenn wir als Wirtschaft und Gesellschaft sicherstellen wollen, dass auch in Zukunft noch ausreichend qualifizierte Fachkräfte zur Verfügung stehen, müssen wir alles dafür tun, der beruflichen Bildung den ihr gebührenden Stellenwert zu verschaffen“, sagte Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer. „Dass Bundesarbeitsminister Hubertus Heil die berechtigte Forderung des Handwerks, Azubis und Ausbildungsbetriebe bei den Sozialabgaben zu entlasten und Azubis und Studenten hier gleich zu behandeln, lapidar als ,Wünsch-Dir-was-Fantasien´ abtut, für die kein Geld da ist, ist das weit entfernt von einer Politik für Bildungsgerechtigkeit“, kritisierte Wollseifer. „Ich erwarte, dass sich der Arbeitsminister nicht nur um die Seniorengeneration kümmert, sondern sich auch für die Generation einsetzt, die in Zukunft all diese Kosten zu tragen hat und die unser Land am Laufen halten soll.“

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