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Analyse Die deutsche Auto-Allianz gegen Google

Analyse Digitalkonzerne bedrohen mit ihren Konzepten die Vormachtstellung der deutschen Auto-Industrie. Kein Hersteller allein wäre mächtig genug, sich dagegen zu wehren. Aber kann ein Bündnis von Rivalen wirklich funktionieren?

Das eine Unternehmen hat eine Suchmaschine entwickelt, das andere Golf, Passat und Polo. Beide Unternehmen dominieren den Markt in ihren Geschäftsbereichen. Früher wäre die Geschichte an dieser Stelle zu Ende gewesen, weil beide einfach ihre Produkte weiter optimiert hätten und sich niemals in die Quere gekommen wären. Durch die Digitalisierung gelten diese Gewissheiten nicht mehr.

Der Volkswagen-Konzern ist ein Riese. Er verkauft jährlich knapp zehn Millionen Fahrzeuge, beschäftigt Hundertausende Mitarbeiter und ist an der Börse knapp 73 Milliarden Euro wert. Aber im Vergleich mit Alphabet ist VW ein Zwerg.

Das Unternehmen hat nur 85.000 Mitarbeiter, ist dafür aber 614 Milliarden Euro wert – und hat nicht nur die Suchmaschine Google entwickelt, sondern auch eine Software für selbstfahrende Autos, um die sich das Tochterunternehmen Waymo kümmert. Und Waymo, so sehen es viele Experten, ist allen Autoherstellern beim autonomen Fahren technisch deutlich überlegen.

Die Autoindustrie will mit allen Mitteln verhindern, dass es so läuft wie bei den Smartphones: Vor ein paar Jahren gab es dort verschiedene Hersteller mit verschiedenen Betriebssystemen. Heute gibt es Hardware-Lieferanten und ein dominierendes Betriebssystem: Alphabets Android.

Und so scheint sich gerade eine Allianz zu bilden, die noch vor ein paar Jahren undenkbar gewesen wäre: Das „Manager Magazin“ berichtet, dass die großen deutschen Hersteller, zu denen neben den VW-Marken Volkswagen, Audi und Porsche auch BMW und Daimler gehören, mit Zulieferern wie Bosch, Continental und ZF Friedrichshafen ein gemeinsames System entwickeln wollen. Gleichzeitig soll diese Kooperation offen für andere Partner sein – allein schon aus kartellrechtlichen Gründen. Während man beim Verkauf von Autos konkurriert, hat sich also an anderer Stelle  offenbar die Erkenntnis durchgesetzt, dass es ohne Zusammenarbeit nicht geht.

Der Wandel der Mobilität findet an so vielen Fronten statt, dass er jeden Autobauer allein personell, aber auch finanziell überfordern würde. Einerseits müssen VW, BMW und Co. massiv in neue Antriebsarten wie die Elektromobilität investieren, weil der Verbrennungsmotor aufgrund von Umweltschutzvorschriften immer mehr unter Druck gerät. Gleichzeitig gibt es neue Mobilitätskonzepte wie Uber, bei denen Menschen ein Auto nicht mehr physisch besitzen, sondern lediglich temporär buchen. Das Geschäftsfeld wirkt für viele Risikokapitalgeber so attraktiv, dass sie den Markt mit Milliarden fluten. Mit Uber, Lyft, Didi Chuxing und Co. sind neue digitale Giganten entstanden, die aggressiv um Marktanteile kämpfen. In diesem Wettrennen hat es sogar ein Weltkonzern wie Volkswagen schwer. Seine mehr als 300 Millionen Euro schwere Investition in den israelischen Fahrdienst-Vermittler Gett musste das Unternehmen zuletzt laut „Spiegel“ komplett abschreiben.

Und dann kommt auch noch der Trend zum autonomen Fahren hinzu.

Weil alles mit allem ein bisschen zusammenhängt, müssen die Konzerne auf allen Feldern mitmischen – und sehen in einem Bündnis offenbar mehr Chancen, dabei erfolgreich zu sein. Leicht dürfte es dennoch nicht werden. Auf die Frage, ob sich Städte und Autoindustrie nicht zusammenschließen könnten, um eine Uber-ähnliche Plattform für ganz Deutschland zu entwickeln, sagte Continental-Chef Elmar Degenhart noch vor einem Jahr: „Die Schwierigkeit ist immer, mit vielen Partnern, die zugleich Wettbewerber auf dem Markt sind, Standardlösungen zu kreieren. Die gemeinsame Entwicklung von Konzepten zur Infrastruktur kann ich mir dagegen sehr gut vorstellen.“

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