Handball-WM 2019 Das sind Deutschlands vier Trümpfe im Halbfinale

Köln · In einem nervenaufreibenden Handball-Krimi besiegt die deutsche Nationalmannschaft Kroatien mit 22:21. Der Halbfinal-Gegner wird ein Nordlicht sein. Mit diesen Stärken kann Deutschland dagegenhalten.

Deutsche Handballer jubeln bei der WM 2019.

Deutsche Handballer jubeln bei der WM 2019.

Foto: dpa/Marius Becker

„Halbfinale, Halbfinale, hey, hey!“, sangen die 19.250 Fans in der Kölner Arena am Montag noch lange nach dem Schlusspfiff. Kroatien war besiegt, und die deutsche Handball-Nationalmannschaft hatte sich das Ticket für das Halbfinale der WM 2019 gesichert. Zwar spielt Deutschland am Mittwoch in Köln noch gegen Spanien. Dort geht es um den Gruppensieg, den entweder das deutsche Team oder Frankreich holen wird. Am Freitag aber geht es für das Team von Christian Prokop in Hamburg im Halbfinale um weit mehr.

In der zweiten Hauptrundengruppe buhlen drei Mannschaften ums Weiterkommen. Co-Gastgeber Dänemark ist so gut wie durch. Mit 8:0-Punkten marschierte der Olympiasieger bislang durch die Gruppe. Im dänischen Herning kämpfen nun noch Vize-Weltmeister Norwegen und Schweden um den zweiten Platz, der ins Halbfinale führt. Es wartet in jedem Fall ein Schwergewicht. Mit vier Trümpfen kann Deutschland dagegenhalten:

1. Das Torwartgespann

Flasche auf, Handtuch reichen. Kurzer Smalltalk, Flasche zu. Anfeuern: All das geschieht abseits des Handballfeldes. All das macht der zweite Torwart Silvio Heinevetter, um Keeper Andreas Wolff zu motivieren. Und das funktioniert. Wolff hält bei dieser WM wahnsinnig stark. Gegen Kroatien wehrte er laut Spielstatistik „nur“ sieben von 26 Bällen ab. Normalerweise liegt seine Quote bei um die 50 Prozent. Und auch Heinevetter ist gut in Form. Das hat er gegen Island in der Hauptrunde bewiesen. Das Gespann ist (WM-) Gold wert.

2. Der Innenblock

Was Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler in de Defensive der Deutschen gegen Kroatien geleistet haben, war überragend. Eine Art Ringkampf leistete sich der strohblonde 110-Kilo-Mann Wiencek mit den kroatischen Angreifern. Pekeler schob die gegnerischen Offensivleute immer wieder aggressiv vom eigenen Kreis weg. Es wurde gezerrt und gerangelt, oft auch auf Kosten von Zwei-Minuten-Strafen. In der 3-2-1-Abwehr mit Pekeler vorne und Wiencek sowie Paul Drux dahinter gibt es aber kaum ein Durchkommen. Die Defensive ist ein Trumpf.

3. Die Kaderbreite

Christian Prokop hat es schon vor der WM angekündigt: "Wir haben immer betont, dass wir über die Breite kommen. Das ist das große Plus der deutschen Handball-Nationalmannschaft", sagte der 40-Jährige. Er war clever genug, in der Gruppenphase jeden Spieler zu bringen und allen das Gefühl zu geben, wichtig zu sein. Das zahlt sich aus: Gegen Kroatien fiel Martin Strobel nach sieben Minuten aus (Kreuzbandriss im Knie). Dafür wuchs Fabian Wiede über sich hinaus, führte Spielregie und traf sechsmal. Es kam auch Fabian Böhm und erzielte zwei wichtige Tore zu Beginn der zweiten Halbzeit, als Steffen Fäth eine schwache Phase hatte. Kai Häfner wurde nachnominiert, auch er fügte sich perfekt ein. Mit Tim Suton, der für Strobel anreist, stößt ein 22-jähriges Talent vom großen TBV Lemgo zum Team.

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Foto: dpa/Kay Nietfeld

4. Die Variabilität

Die Abwehr kann in der 6:0-Formation verteidigen, mal aber auch in einem 3-2-1-System, das etwa Hendrik Pekeler, Patrick Wiencek und Steffen Weinhold von ihrem Verein THW Kiel schon kennen. Gegen Kroatien war die zweite Variante die bessere. Genauso ist es im Rückraum, wo die Mittelmann-Position auf viele Köpfe verteilt ist: Strobel konnte es. Wiede kann es. Und auch Paul Drux (Füchse Berlin) beweist permanent, dass er ein cleverer Spieler ist, der Verantwortung übernehmen kann. Auf Linksaußen überzeugt Uwe Gensheimer Spiel für Spiel. Im Rückraum werden Fäth und Böhm stärker, auch wenn in der Offensive insgesamt noch Luft nach oben ist.

(ball)
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