Kroatien - Deutschland 21:22 DHB-Team lässt Handball-Deutschland träumen

Köln · Die deutsche Handball-Nationalmannschaft schlägt Kroatien in einem nervenzerfetzenden Krimi mit 22:21. Der Einzug in die Runde der letzten vier bei der WM wird überschattet von der schweren Knieverletzung Martin Strobels.

Handball-WM 2019: Kroatien - Deutschland, Bilder des Spiels
82 Bilder

Kroatien - Deutschland: Bilder des Spiels

82 Bilder
Foto: dpa/Federico Gambarini

An diesem Montagabend war die Bühne für die deutschen Handballer bereitet. 19.250 schwarz-rot-goldene Flaggen, 19.250 Fans in der Kölner Arena. Vor heimischer Kulisse wartete das Ticket für das Handball-WM-Halbfinale darauf, abgeholt zu werden. Was für eine Chance – und was für ein Druck. Deutschland lieferte sich mit Kroatien ein Handballduell, bei dem beide Teams ihr Herz auf die Platte legten. Was mit 22:21 (11:11) und Jubelschreien für Deutschland endete, war an Dramatik kaum zu überbieten.

Andreas Wolff, Uwe Gensheimer, Patrick Wiencek, Martin Strobel, Hendrik Pekeler, Fabian Wiede, Patrick Groetzki waren Deutschlands Starter. Kroatien ging doppelt geschwächt in die Partie. Zum einen hatte es nur 24 Stunden zuvor überraschend gegen Brasilien verloren. Dabei hatten die Kroaten aber auch noch ihren Spielmacher verloren: Luka Cindric vom polnischen Meister Kielce verletzte sich in der Hauptrunden-Partie gegen die Brasilianer (26:29) – und doch erwischte Kroatien den besseren Start ins Spiel.

2:0 für das Team vom Balkan hieß es, nachdem die deutsche Abwehr den Anwurf ein wenig verschlafen hatte. Kapitän Gensheimer erlöste seine Mannschaft. Angefeuert vom Publikum, zeigte dann auch Wolff seine ersten Paraden. Der Keeper war von Beginn an ein wichtiger Rückhalt. Er verhinderte den hohen Rückstand, hielt sogar einen Siebenmeter in der achten Minute. Wie hart umkämpft dieses Spiel werden sollte, in dem Deutschland das Halbfinale in Hamburg sichern und Kroatien sein vorzeitiges Aus verhindern wollte, zeigte sich am Kreis der Kroaten: Die deutschen Angriffsspieler um Hendrik Pekeler und Steffen Fäth wurde in einer Art Ringkampf immer wieder vom Tor fern- und vom Wurf abgehalten.

Dann der Schockmoment in der achten Minute: Martin Strobel setzte zur Körpertäuschung an, verdrehte sich das Knie und blieb verletzt liegen. Damit fiel auch Deutschlands Regisseur und Mittelmann beim Stand von 3:2 aus. Strobel musste mit einer Trage von der Platte geholt werden und wurde mit Innenbandriss und Verdacht auf Kreuzbandriss ins Krankenhaus gefahren. Ein Bruch im Spiel?

Mitnichten. Die deutschen Handballer ließen sich nicht schocken. Das Team legte mit zwei Treffern nach. Kampf und Härte waren zu sehen. Das ging zu Lasten der Fairness: Es hagelte Zeitstrafen, die die temporeichen Kroaten nur deswegen nicht nutzen konnten, um sich abzusetzen, weil Torwart Wolff ein ums andere Mal zur Stelle war. Wiede als Schütze (vier Treffer in Halbzeit eins) und Pekeler als Störenfried in vorderster Abwehrfront hielten Deutschland trotz hektischer Spielphase zum Ende der ersten Hälfte im Match. Nach 20 Minuten traf Pekeler sogar zur 8:7-Führung für den WM-Gastgeber. Gensheimer, der seinen ersten Siebenmeter verworfen hatte, holte das Erfolgserlebnis zum 9:8 nach. Sehenswert traf Abwehrhüne Wiencek mit einem Wurf vom eigenen Kreis aus ins leere Tor zum 10:8. Trotz Unterzahl rettete Deutschland ein 11:11 in die Pause.

„Ich habe ein gutes Gefühl, es funktioniert viel“, kommentierte Ex-Nationalspieler Florian Kehrmann auf der Tribüne, bevor die entscheidenden Spielminuten anbrachen. Fabian Böhm antwortete auf dem Feld mit zwei Treffern zum Auftakt. Der greifende, zerrende, blockende Verteidiger Wiencek baute mit Torwart Wolff ein Abwehrbollwerk auf, das Kroatien schwer knacken konnte. Mit drei Toren ging Deutschland 18:15 in Front (45.), gab den Vorsprung aber wie gegen Russland und Frankreich in der Gruppe wieder her. Und wieder ging es in die „Crunchtime“ genannte Endphase. 19:18 für Kroatien nach 25 Minuten. Prokop wechselte durch, setzte auf Steffen Fäth – und er traf zum 20:20. Pekeler erhöhte auf 21:20, Gensheimer netzte ebenfalls ein. Die Halle bebte – alles feierte das 22:21 und den vorzeitigen Halbfinaleinzug.

Statistik

Deutschland – Kroatien 22:21

Deutschland: Wolff (Kiel), Heinevetter (Berlin) - Wiede (Berlin/6), Gensheimer (Paris/4/2), Pekeler (Kiel/3), Böhm (Hannover/2), Kohlbacher (Rhein-Neckar Löwen/2), Häfner (Hannover/2), Fäth (Rhein-Neckar Löwen/2), Wiencek (Kiel/1), Weinhold (Kiel), Groetzki (Rhein-Neckar-Löwen), Drux (Berlin), Strobel (Balingen), Musche (Magdeburg), Lemke (Melsungen).

Kroatien: Sego, Stevanovic - Strlek (4), Karacic (4/1), Sipic (3), Stepancic (2), Duvnjak (2), Musa (2), Horvat (2), Mandic (1), Vrankovic (1).

Schiedsrichter: Hjeding/Hansen (Dänemark).

Zeitstrafen: 4:5.

Siebenmeter: 1/2:2/3.

Zuschauer in Köln: 19.250 (ausverkauft).

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort