Handball-Nationaltrainer Martin Heuberger steht vor entscheidenden Monaten

Düsseldorf · Bei der EM ab 12. Januar in Dänemark ist das DHB-Team nur Zuschauer. Die Länderspiele in Dortmund, Krefeld und Oberhausen sind weitere Tests für die große Herausforderung im Juni: die Play-offs zur WM 2015.

Eigentlich ist es so wie immer. Die Handball-Bundesliga macht nach Weihnachten eine Pause. Die Nationalspieler treffen sich zum Lehrgang. Getestet wird auch. Zunächst beim Vierländerturnier gegen Österreich (heute), Russland (morgen) und Island (Sonntag). Am 11. und 12. Januar heißt der Gastgeber dann Afrikameister Tunesien.

Dennoch ist die Situation diesmal anders. Während in den vergangenen Jahren die Lehrgänge als Vorbereitung auf eine WM- oder EM dienten, ist die deutsche Mannschaft jetzt nur ein Aufbau- und Testgegner für Teams wie Österreich, Russland und Island, die ab 12. Januar in Dänemark an der Europameisterschaft teilnehmen. Die Truppe von Bundestrainer Martin Heuberger war in der Qualifikation an Tschechien und Mazedonien gescheitert. Der zweite Rückschlag für den Bundestrainer, der im Sommer 2011 den populären Heiner Brand ablöste. Auch bei den Olympischen Spielen 2012 in London war Deutschland nur Zuschauer.

Auch diesmal muss Heuberger improvisieren, weil Akteure, mit denen er plante, ausfallen. Vor allem das Fehlen von Adrian Pfahl (Ellbogen-OP), Michael Haaß (die nach einem Fußgelenkbruch bei der EM 2011 eingesetzte Metallplatte wird entfernt), Sven-Sören Christophersen (Pause wegen Knieproblemen), Steffen Fäht (Innenbandriss im Knie) und Steffen Weinhold (Fersenprobleme) ist ärgerlich. Das Quintett gehört zu den Rückraumspielern, deren Qualitäten maßgeblich über Sieg oder Niederlage entscheiden.

Heuberger (49) steht vor entscheidenden Monaten. Aber nicht nur er. Im Juni muss die Qualifikation für die WM 2015 in Katar geschafft werden. Ein Scheitern würde nicht allein das Aus für den Übungsleiter aus Schutterwald bedeuten, es würde die Sportart Handball weit zurückwerfen. Das Nationalteam würde aus dem Blickwinkel der großen Öffentlichkeit und des Fernsehens verschwinden, Sponsoren wären nicht leicht zu überzeugen, der Anreiz für den Nachwuchs fiele weg.

Auch die Bundesliga hängt von einem erfolgreichen Nationalteam ab. Beim Mitte Dezember veröffentlichten Finanzreport deutscher Profiligen (ohne Fußball), erstellt durch die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte und die Hochschule Koblenz, ist der Handball mit 83,6 Millionen Euro beim Gesamtumsatz erstmals nur Dritter hinter Eishockey (91,1) und Basketball (86,6).

Die jüngsten Rückschläge zeigen auch beim Nationalteam Wirkung. Schon beim Supercup im November blieben sehr viele Plätze in Bremen und Hamburg frei, kamen an den drei Tagen jeweils nur rund 4000 Zuschauer. Nun steht die nächste Zuschauer-Abstimmung an.

Bundestrainer Heuberger nimmt die Ausfälle gelassen hin. "So können wir noch einmal in der Breite testen", sagt er. 21 Spieler hat er eingeladen. Von den 16, die das Vierländerturnier bestreiten, werden fünf ausgetauscht, deren Nachfolger dann mit nach Tunesien fahren. "Mir geht es nicht ums Gewinnen oder Verlieren, sondern um die Entwicklung der Mannschaft", betont Heuberger, wohl wissend, dass auch die Ergebnisse stimmen sollten.

Viele Möglichkeiten, seine Auswahl auf die große Herausforderung im Juni vorzubereiten, bleiben Heuberger nicht. Der Gegner in den Play-offs zur WM 2015 wird am Schlusstag der EM (26. Januar) ausgelost. Dabei kann es die deutsche Auswahl hart treffen, denn er wird eine der Mannschaften sein, die beim Turnier in Dänemark auf den Plätzen vier bis zwölf landen.

(RP)
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