MSV Duisburg MSV nur noch rechnerisch in Gefahr

Duisburg · Der Fußball-Zweitligist feierte mit dem 0:0 gegen den FC St. Pauli das Erreichen der 40-Punkte-Marke und liegt zwei Spieltage vor dem Saisonende sechs Zähler vor dem Relegationsplatz. Im Vorfeld der Partie verlängerte Kevin Wolze seinen Vertrag um zwei Jahre.

2. Bundesliga 12/13: Duisburg - Pauli
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Der MSV Duisburg hat die magische 40-Punkte-Grenze erreicht und kann trotzdem den Klassenerhalt (noch) nicht feiern. Um auch alle theoretischen Möglichkeiten auszuschließen, fehlt nach dem 0:0-Unentschieden gegen den FC St. Pauli vor 18 239 Zuschauern in der Schauinsland-Reisen-Arena ein Zähler. Wie man den holt, hat die Mannschaft von Trainer Kosta Runjaic inzwischen ausreichend geübt.

Die Nullnummer gestern, durch Felix Wiedwalds Glanztaten im Tor gesichert und die Abschlussschwäche der MSV-Offensive verschuldet, war das vierte Remis in Folge. Jubelstimmung wollte nach dem Abpfiff dennoch nicht aufkommen. Da tat es zur Einordnung der Leistung gut, auf Goran Sukalo zu hören: "Am 16. Spieltag hatten wir noch das Ziel, im letzten Spiel den Klassenerhalt sichern zu können."

Inzwischen hat sich der MSV als Lohn harter und erfolgreicher Arbeit auf Platz zehn vorgearbeitet und ist in der Situation, dass längst nicht mehr jeder mit einem Unentschieden zufrieden ist. In solchen Fällen hebt Trainer Kosta Runjaic den Zeigefinger und erinnert daran, "wo wir nach der Hinrunde herkamen." Von einem "Kriechen zum Klassenerhalt" könne nach dem vierten Unentschieden also keine Rede sein.

"Wir haben bis hierhin eine Riesen-Serie gespielt, haben in 28 Spielen 40 Punkte geholt, in den letzten 16 Partien nur zwei Niederlagen kassiert und besitzen schon jetzt mehr Zähler als letztes Jahr." Folgerichtig nannte Goran Sukalo die Belastung, die Konkurrenz zum Siegen verurteilt zu sehen, "Luxus-Druck". Ebenso hielt es der beste Duisburger Felix Wiedwald, der daran erinnerte, dass man vor dem Winter die Mannschaft schon abgeschrieben habe. Da könne man mit einem Zähler gegen St. Pauli ganz gut leben. Ja, kann man. Denn die Partie gestern ließ unmissverständlich erkennen: Das Team ist müde.

Das Bemühen bleibt erkennbar. Was fehlte, war die Kraft, die aus Wollen ein Können macht. Man kann das an Julian Koch festmachen, der trotz der Pause in Aue weiter nach seiner Form sucht. Aber er war beileibe nicht der einzige: Goran Sukalo (13., 57.) vergab zwei gute Kopfballchancen. "Einen hätte ich versenken müssen", sagte der 31-Jährige selbstkritisch. "Aber wir haben viel Kraft in die Aufholjagd investiert. Inzwischen ist bei allen eine physische und mentale Müdigkeit zu spüren."

Dustin Bomheuer, meist sicher in der Abwehr, verschätzte sich einmal grob in der ersten Halbzeit (25.) und musste seinen Fehler von Branimir Bajic beheben lassen. Bajic selbst ließ sich ebenfalls in der ersten Halbzeit von Paulis Torjäger Daniel Ginczek tunneln (41.), da musste dann Wiedwald entscheidend hinlangen.

Die zweite Erkenntnis der Partie: Ivo Grlic, der direkt von der Kommunion seines Sohnes zum Spiel gekommen war, erwartet sehr viel Arbeit bei der Personalplanung für die neue Saison. Einmal mehr bewies der Auftritt gegen eine Mannschaft, die gewinnen musste, aber nicht recht wusste, wie man so was macht: Der MSV hat nur ein Hemd. Ausfälle sind kaum adäquat zu ersetzen. Für den verletzten Ranisav Jovanovic stürmte Srdjan Baljak. "Baki" spielte, mit Blick auf vergangene Tage formuliert, unglücklich. Entweder bekam er den Ball nicht, wie bei der Schusschance von Kevin Wolze (9.), oder er versprang ihm.

Auch Sören Brandys Fehlen durch Gelbsperre war zu spüren. Für ihn spielte Jürgen Gjasula, der in der Offensive ordentlich das Spiel lenkte. Aber: Weder Exslager noch Baljak ließen sich von seinen Ideen inspirieren. Und als er nach Vorarbeit von Wolze selbst die Führung auf dem Fuß hatte, holte er lediglich zu einer Art Rückgabe aus. Im Übrigen zählte Wolze gestern zu den Aktivposten im MSV-Team, der nach seiner Gelbsperre — und wohl motiviert durch seine Vertragsverlängerung um zwei Jahre — mit den frischesten Eindruck hinterließ. Im Fall von Daniel Brosinski wird eine Weiterbeschäftigung wohl schwer realisierbar. Der Verteidiger selbst ließ eine Entscheidung gestern offen.

Dass sich Timo Perthel für sein Abwinken in der 86. Minute die fünfte Gelbe Karte einhandelte, ärgerte den Linksverteidiger selbst am meisten. "Nicht nur, weil ich dafür wohl in die Mannschaftskasse zahlen muss", wie Perthel schmunzelnd anmerkte, "ich hätte in Berlin auch wirklich gerne gespielt."

All' das nahm Ministerpräsidentin Hannelore Kraft womöglich wohlwollend zur Kenntnis, die mit weiteren Kabinettskollegen der Partie beiwohnte. Auch vom Land NRW hängt es in den nächsten Tagen ab, ob der MSV die Senkung der Stadionmiete realisieren lässt.

(RP/rl)
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