Interview mit Reinhold Ernst Fortunas Aufsichtsratschef über mögliche Zugänge und den neuen Sportvorstand

Düsseldorf · Bis zum Winter will Fortuna einen neuen Sportvorstand präsentieren, sagt Aufsichtsrats-Chef Reinhold Ernst. Im Interview spricht er auch über mögliche Zugänge und die Chancen auf den Klassenerhalt.

 Unterstreicht seine Aussagen mit Gestik: Reinhold Ernst beim Gespräch in unserer Redaktion am Dienstag.

Unterstreicht seine Aussagen mit Gestik: Reinhold Ernst beim Gespräch in unserer Redaktion am Dienstag.

Foto: RP/Falk Janning

Interessiert schlendert Reinhold Ernst durch die Redaktionsräume. Besonders die Wimpel verschiedener Fußballklubs an den Schreibtischen der Mitarbeiter fallen dem Aufsichtsratsvorsitzenden von Fortuna auf. Mit einem Augenzwinkern nimmt er zur Kenntnis, dass auch Klubdevotionalen vom 1. FC Kaiserslautern, dem FC Everton oder den Glasgow Rangers den Raum schmücken. Doch Ernst ist nicht deshalb gekommen, um über andere Klubs zu plaudern. Er will vor der Mitgliederversammlung am kommenden Sonntag über Fortuna und ihre Aussichten in der Fußball-Bundesliga sprechen.

Herr Ernst, Sie werden uns jetzt sicher verraten, wer Sportvorstand bei Fortuna wird, nicht wahr?

ERNST Nein.

Wann wird es denn entschieden?

ERNST Wir stehen jetzt ja nicht massiv unter Druck. Aber klar: Bis zur Winterpause möchten wir wissen, wer es ist.

Ist der Kreis der Kandidaten denn gleich geblieben? Das heißt, Sie verhandeln mit mindestens zwei Personen?

ERNST Zu Verfahren und Namen möchte ich mich nicht äußern.

Aber Sie akzeptieren, dass der Name Lutz Pfannenstiel von Hoffenheim aus gespielt wurde?

ERNST Ich verstehe Ihre Neugier. Dennoch möchte ich zu diesem Verfahren nichts sagen.

Und wie finden Sie den Namen Pfannenstiel?

ERNST (lacht) Sie lassen nicht locker... Lassen Sie uns besser den Bogen spannen. Mit dem Team Norbert Meier/Wolf Werner ist Fortuna lange Zeit gut gefahren, doch nach dem Bundesligajahr wurde es immer schlechter. Dann haben wir Friedhelm Funkel als Trainer geholt und Schritt für Schritt unsere eigene Konstruktion aufgebaut.

Und die ist ja bislang sehr erfolgreich. Sie haben Lukebakio gefunden, um den Sie halb Europa beneidet. Also haben Sie doch ein gutes Näschen, warum brauchen Sie da einen Sportvorstand?

ERNST Stimmt, das Näschen haben wir. Uwe Klein und sein Scoutingteam sowie Robert Palikuca machen als Gespann einen großartigen Job. Wir wollen da auch nichts auf den Kopf stellen, aber die Aufgaben im sportlichen Bereich sind ja etwas breiter. Wir müssen die Strukturen weiterentwickeln, brauchen ein Bindeglied zwischen Verein, Trainer und Mannschaft. Erich Rutemöller macht das ja bislang ehrenamtlich.

Soll der neue Mann denn anstelle von Rutemöller in den Vorstand?

ERNST Wir suchen ganz bewusst einen Sportvorstand. Aber es geht um eine Erweiterung im Vorstand, Erich Rutemöller soll im Gremium bleiben und sich schwerpunktmäßig um Nachwuchs und Trainerausbildung kümmern. Dieses ehrenamtliche Moment tut uns sehr gut. In einem weiteren Schritt werden wir uns nach einem Marketingvorstand umsehen, aber ohne jeden Zeitdruck.

Aber ist es nicht ein Risiko, jemanden über ein funktionierendes System mit Klein und Palikuca zu stellen? Dass möglicherweise die Chemie nicht stimmt und das System ins Wanken kommt?

ERNST Absolut richtig, deshalb haben wir es ja erstmal für einen längeren Zeitraum nicht gemacht. Aber man braucht im sportlichen Bereich in guten wie in schwierigen Zeiten eine breitere Aufstellung, mit Analysetools und vielem mehr. Was das Persönliche betrifft, müssen und werden wir vorsichtig sein. Deshalb ist es auch nicht so wahrscheinlich, dass wir jemandem mit bekanntem Namen holen, der seine eigene Mannschaft gleich mitbringt und alles umkrempelt. Das passt nicht zu uns und unserem Weg. Wir brauchen jemanden, der sich gut einfügt sowie Kompetenz und eine gewisse Dynamik mitbringt.

Was ist denn losgelöst vom Sportvorstand Ihre Botschaft für die Mitgliederversammlung am Sonntag?

ERNST Wer beim 3:3 in München mit dabei war und die Gemeinschaft von Mannschaft, Verein und Fans erlebt hat, der weiß, was es zu bewahren gilt. Ich verzichte auch gern mal auf 10.000 Euro, um Kommerzialisierung nicht auf die Spitze zu treiben. Wir haben es im Gegensatz zu anderen Vereinen geschafft, auf einen Investor zu verzichten und dennoch Erfolg zu haben. Wir sind aber realistisch und wissen, dass wir damit irgendwann an Grenzen stoßen können.

Wann stoßen Sie denn an Grenzen? Ist der Klassenerhalt ohne Investor vielleicht schon nicht mehr machbar?

ERNST Doch. Wir haben den kleinsten Etat, wir haben die geringsten Mittel, wir sind ein eingetragener Verein – aber wir sind zuversichtlich, dass wir eine gute Mannschaft haben, die den Klassenerhalt packen wird.

Also kann sich ein e.V. in der Bundesliga etablieren?

ERNST Auf jeden Fall. Ich bin guter Dinge, dass wir uns in drei bis fünf Jahren als Verein in der Bundesliga etabliert haben.

Wird sich Fortuna in der Winterpause verstärken?

ERNST Was ich nicht möchte ist, dass wir wie in der Bundesligasaison 2012/13 absteigen und dabei einen Rekordgewinn erzielen. Das war schon eine etwas seltsame Konstellation.

Also holen Sie noch jemanden?

ERNST Wir haben noch Finanzreserven, es wird im Winter etwas zur Verfügung stehen.

Wie viele Spieler darf der neue Sportvorstand denn holen?

ERNST Das ist eine der entscheidenden Fragen: Kauft er oder leiht er aus? Im vergangenen Winter haben wir in Genki Haraguchi genau den Spieler geholt, der uns weitergeholfen hat – und der war geliehen. Vor der vergangenen Saison war klar, dass wir mehr Geschwindigkeit im Spiel brauchen. Was diesmal im Vordergrund steht? Da müssen Sie die sportlich Verantwortlichen fragen.

Da fragen wir also Lutz Pfannenstiel?

ERNST (lächelt) Da sprechen Sie bitte mit der sportlichen Leitung und dem künftigen Sportvorstand.

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