Hoeneß: "Große Herausforderung" FC Bayern vor gewaltigem Umbruch

München (rpo). Eine neue Mannschaft, ein neues Stadion rot-blaue Aktien: Der FC Bayern steht vor einem gewaltigen Umbruch. "Das ist eine große Herausforderung", betonte Manager Uli Hoeneß, "und ein Kunststück, das in den vergangenen Jahren keinem Verein gelungen ist."

Mit dem größten Umbruch der Vereinsgeschichte will der FC Bayern München seine führende Position unter den europäischen Spitzenclubs auf Jahre hinaus sichern. Manager Uli Hoeneß sprach vor dem Champions-League-Finale am Mittwochabend in Mailand gegen den FC Valencia bereits stolz von einer neuen "Bayern-Ära". Drei zentrale Maßnahmen sollen sie voll zur Blüte bringen: Der am 27. Februar 1900 gegründete Verein soll noch dieses Jahr in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden, die Mannschaft bis zur Saison 2002/03 ein neues Gesicht erhalten und der Traum vom Stadion-Neubau spätestens bis zur Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland realisiert werden.

Borussia Dortmund fiel nach dem Champions-League-Triumph 1997 in ein Loch. "Wir haben die Kurve dagegen noch gekriegt", sagte Hoeneß nach einer turbulenten Saison. Der Umbau der Mannschaft, in der zu viele Leistungsträger die "30" längst überschritten haben, ist die drängendste sportliche Aufgabe. In Niko (Hamburger SV) und Robert Kovac (Bayer Leverkusen) sowie Pablo Thiam (VfB Stuttgart) sind bislang drei Spieler für die neue Saison verpflichtet worden. Die großen Stars lassen freilich weiter auf sich warten. "Unsere neue Mannschaft steht am 1. Juli 2002", setzte Hoeneß einen Stichtag.

Ein Herzstück der Planungen ist Nationalspieler Sebastian Deisler (Hertha BSC) als designierter Nachfolger von Stefan Effenberg. "Solange Stefan da ist, wird kein großer Spieler, der diese Position bekleiden kann, zum FC Bayern kommen", weiß Hoeneß. Der Vertrag des 32-jährigen Kapitäns läuft 2002 aus, ebenso wie die Kontrakte von Paulo Sergio (31), Thomas Linke (31) und Patrik Andersson (29).

Junge deutsche Spieler wie der 21-jährige Deisler oder U 21- Nationalspieler Sebastian Kehl (SC Freiburg) sind die Zielgruppe beim personellen Umbruch. Die Mannschaft soll ihren deutschen Charakter unbedingt bewahren, sagte "Vize" Karl-Heinz Rummenigge, "gespickt mit wirklich außergewöhnlichen ausländischen Stars".

Mit der Umwandlung in eine AG will der Bundesliga-Krösus seiner wirtschaftlichen Entwicklung Rechnung tragen. "Vor 25 Jahren war der FC Bayern ein kleiner Verein, heute ist er ein großes Unternehmen", beschrieb Franz Beckenbauer den Wandel. Der Vereinspräsident wird vermutlich zum Aufsichtsratsvorsitzenden, Hoeneß und Rummenigge gehen in den Vorstand.

Diese Saison wird der Rekordmeister erstmals über 300 Millionen Mark umsetzen (nach 283 Millionen im Geschäftsjahr 1999/2000), wobei sich die Champions League mit 100 Millionen erneut als Goldgrube erwies. "Gigantische Zahlen", jubelte Hoeneß. Ein strategischer Partner - vorgesehen ist "adidas" - soll bei der Umwandlung in eine AG beteiligt werden. Ein Börsengang ist dagegen vorerst weiterhin nicht geplant, obwohl die Aktionäre in diesem Jahr viel Freude an einer Bayern-Aktie gehabt hätten. "Als Aktionär des FC Bayern würde ich mich jetzt schon auf die Gewinnausweisung freuen", so Hoeneß.

Das frische Kapital soll nicht nur in Beine, sondern vor allem in Steine investiert werden. Angesichts der Stadion-Neubauten in allen Teilen der Republik - forciert durch die WM 2006 - schauen die großen Bayern geradezu neidisch nach Gelsenkirchen oder Hamburg. "Was wir brauchen, ist ein neues Stadion", fordert Beckenbauer. Doch ob und vor allem wann in München die Bagger anrollen, ist weiterhin offen. Für den rund 400 Millionen Mark teuren so genannten "Kaiserpalast" wird immer noch ein geeigneter Standort gesucht.

(RPO Archiv)
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