Das sagt Rösler nach Aus bei Fortuna „Ich gehe durch die Vordertür raus – ich habe gute Arbeit geleistet“

Update | Düsseldorf · Er war 18 Monate Trainer von Fortuna – nun trennen sich die Wege. Uwe Rösler verlässt den Verein ohne Groll und blickt selbstbewusst auf seine Arbeit beim Zweitligisten. Wie er die Entscheidung aufgenommen hat und was er seinen Kritikern sagt.

Uwe Rösler von Manchester City als Trainer zu Fortuna Düsseldorf
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Das ist Uwe Rösler

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Foto: dpa/Daniel Karmann

Uwe Rösler stellt gleich zu Beginn die Spielregeln klar. „Von mir“, sagt der 52-Jährige, „wird es kein Nachtreten geben, kein, mit dem Finger auf andere zeigen. Ich bin hier, um noch einmal aus meiner Sicht die Situation zu erklären.“ Und so hat er an diesem Dienstagmorgen eine kleine Runde in der Arena um sich versammelt. Rösler bringt sein Engagement mit einer unglaublichen Größe zu Ende, keine Selbstverständlichkeit in einer Branche, in der sich die Protagonisten oft darin überbieten, wer am lautesten brüllen kann.

Rösler sagt: „Wir haben uns zusammen unterhalten – und dann hat man eben diese Entscheidung getroffen. Das Leben geht bei mir weiter. Ich gehe, und deshalb sitze ich heute auch hier, nicht durch die Hintertür raus“, sagt er. „Ich gehe aus der Vordertür raus, Kopf hoch, ich habe gute Arbeit geleistet unter extremen Bedingungen. Das sehen vielleicht nicht alle so, aber viele, die aus dem Business kommen, die sehen das so. Von daher ist es, wie es ist. Ich habe mich ordentlich verabschiedet bei der Mannschaft, beim Vorstand, habe mich bedankt für die Zusammenarbeit. Deshalb ist es jetzt für mich kein Thema, ob sie es mir früher hätten sagen können oder nicht. Es ist jetzt einfach so.“

Natürlich hat er die Entscheidung noch nicht verarbeitet. Natürlich spielt er immer auch noch in seinen Gedanken durch, was für eine Entwicklung aus seiner Sicht mit dem Team möglich gewesen wäre, wenn er denn dann die Chance bekommen hätte, die Mannschaft weiter zu entwickeln. Seine Antwort darauf fällt nicht ganz so überraschend eindeutig aus: „Den großen Umbruch hat es im vergangenen Sommer gegeben. Nun wird man nur auf wenigen Positionen etwas machen müssen. Natürlich hätte ich gerne auch noch diesen Schritt mitgemacht.“

Es gab viele Gespräche. Viel Austausch in den vergangenen Monaten. Es ging um den Ist-Stand des Teams. Aber auch die nächsten Entwicklungsschritte. „Es ging auch über die Zusammenarbeit in der Zukunft – speziell mit Klaus Allofs und Uwe Klein. Dieses Konstrukt hatte es ja bei meiner Einstellung noch nicht gegeben, das hat sich ja alles im Laufe der Saison geändert. Da ging es zum Beispiel um die Suche nach neuen Spielern und Mitarbeitern. Wie soll das künftig aussehen? In diesen Gesprächen sind wir dann zu dem Entschluss gekommen, dass wir getrennte Wege gehen“, erzählt Rösler. „Das habe ich mitgetragen, dazu stehe ich auch. Ich wäre sehr gerne geblieben, aber unter den Bedingungen, wie ich eben arbeite.“

Gibt es auch Dinge, die er im Rückblick nun anders machen würde? Rösler sagt: „Ganz klar wurden auch Fehler gemacht. Es war irgendwie vorbelastet mit mir. Wenn du abgestiegen bist, ich bin abgestiegen, dass habe ich auch nie verleugnet, bist du einfach vorbelastet.“ Aber er sagt auch: „Man muss sehen, wo wir im Sommer standen. Es wurde nicht genug gewürdigt, was wir für einen Umbruch hatten. Klar wurden Fehler gemacht. Klar haben wir hier und da Punkte liegen gelassen. Alle Mannschaften haben Punkte liegen gelassen. Aber bei uns wurde das komplett in den Vordergrund gestellt, dass wir angeblich der Musik hinterher gerannt sind.“

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Foto: imago images/Jan Huebner/Harald Bremes via www.imago-images.de

Braunschweig, Sandhausen, Würzburg – diese Spiele, so Rösler, hätte man gewinnen müssen. Aber aus seiner Sicht hätte man die entscheidenden Punkte in den ersten zehn Partien der Saison liegengelassen. Dort seien aber die Voraussetzungen einfach noch nicht dagewesen, um auch erfolgreich sein zu können. „Wir waren von Anfang an nur im Schützengraben“, befindet er. „Es sind die Granaten geflogen, links, rechts, vorne, hinten. Da geht es vor allem für nächste Saison auch darum, dass der Mannschaft etwas mehr Kredit gegeben werden muss. Nicht jedes Spiel ist ein Endspiel. Wie viele Endspiele sind uns in dieser Saison prophezeit worden? Dieser mentale Druck war schon da.“

Das Problem: Der Verein selbst hat Rösler genau in diese Position gebracht, in dem nach den ersten Spielen das Saisonziel präzisiert wurde: Aufstieg unter gewissen Vorbehalten. Die „gewissen Vorbehalte“ konnten in ihrer Komplexität aber überhaupt nicht transportiert werden. Rösler sagt: „Daraus müssen alle lernen. Für mich war das nicht so das Thema, ich war schon durch den Abstieg unter Druck. Das hatte nichts mit einer Zielstellung zu tun, da ging es um persönliche Dinge. Ob man es so oder so formuliert, als Absteiger sollte man immer irgendwo die Ambitionen haben, aufzusteigen.“

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Ob er es nicht enttäuschend findet, dass in der Begründung von Sportvorstand Klein steht, „dass wir die Ziele, wenn auch nur knapp, verfehlt haben“, und andere Dinge (den Lücken im Kader) weniger Gewicht eingeräumt wurde? Rösler zögert für einen kurzen Augenblick. Dann antwortet er: „Das lasse ich mal so stehen.“

Rösler ist am späten Dienstagnachmittag nach Mallorca geflogen, seine Frau ist schon seit drei Wochen auf der Insel. Beide wollen aber unbedingt wieder nach Düsseldorf kommen. „Wir bleiben hier weiter wohnen. Uns gefällt es in der Stadt.“ Sein Mobiltelefon bleibt eingeschaltet – auch für seinen Nachfolger bei Fortuna, mit dem er keine Probleme hätte, wenn gewünscht, über den Kader zu sprechen. Er selbst kann noch nicht prognostizieren, wann er wieder als Trainer zurückkehren wird. „Ich werde meinen nächsten Verein ganz genau auswählen“, sagt er. „Als Feuerwehrmann stehe ich nicht zur Verfügung.“

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Foto: Frederic Scheidemann

Rösler ist davon überzeugt, dass er wieder eine Chance bekommen wird. „Ich denke, ich habe gezeigt, was ich kann“, sagt er. „Es war mein großer Traum, in Deutschland als Trainer zu arbeiten. Ich bin unfassbar dankbar, dass ich die Chance dazu bekomme habe. Mir ist der Verein, das Umfeld bei Fortuna ans Herz gewachsen. Ich wünsche allen den Erfolg, den der Klub verdient hat.“

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