FC Bayern und Heynckes Start in eine schwierige Saison

München · Noch ohne die EM-Verlierer und Neuzugang Mario Mandzukic, dafür mit einem neuen Sportdirektor, hohen Erwartungen und vielen Problemen: Wenn Bayern München am Dienstagnachmittag nach einer verkorksten Saison wieder das Training aufnimmt, steht Trainer Jupp Heynckes vor einer schwierigen Aufgabe. Der Druck ist riesig. Eine drittes Jahr ohne Titel würde die Welt des deutschen Fußball-Rekordmeisters endgültig aus den Angeln heben.

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Foto: ap, TH BJ AMB

Die Voraussetzungen, Borussia Dortmund national wieder vom Thron zu stoßen und in der Champions League erneut dem FC Barcelona oder Real Madrid Paroli bieten zu können, sind für den FC Bayern jedoch nicht gerade günstig. Heynckes ist in den kommenden Wochen mehr als Psychologe denn als Trainer gefragt. Inklusive Mandzukic muss sich der 67-Jährige um gleich zwölf "EM-Problemfälle" kümmern.

Zudem wird er von nun an mit einem neuen "starken Mann" zusammenarbeiten müssen. 53 Tage vor der neuen Saison überraschten die Münchner am Montag mit der brisantesten Personalie des Fußball-Sommers und gaben die Verpflichtung von Matthias Sammer als Sportdirektor bekannt. Der langjährige Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und Europameister von 1996 löst mit sofortiger Wirkung den glücklosen Bayern-Manager Christian Nerlinger ab. Zum Trainingsauftakt am Dienstag beginnt an der Säbener Straße damit eine neue Zeitrechnung: Die Sammer-Time.

Mit der Einsetzung des 44-Jährigen als "Vorstand für Lizenzspielerangelegenheiten" zogen die Münchner drastische Konsequenzen aus den jüngsten Misserfolgen, die in der bitteren Heimpleite im Champions League-Finale gegen den FC Chelsea gipfelten.
Zudem hatte es in der Liga und im DFB-Pokal nur zu Platz zwei hinter dem BVB gereicht.

Stars fehlen noch

Doch erst einmal fehlen die meisten Stars. Die acht deutschen Nationalspieler haben nach ihrer Halbfinal-Enttäuschung drei Wochen Urlaub bis zum 22. Juli, ebenso wie Franck Ribery. Bereits am 15. Juli werden Arjen Robben, Anatoli Timoschtschuk und Torjäger Mandzukic, der für 13 Millionen Euro Ablöse vom VfL Wolfsburg verpflichtet wurde, zum Start des Trainingslagers am Gardasee erwartet.

Bis dahin kann sich Heynckes schon einmal ein genaueres Bild von seinen weiteren Zugängen Xherdan Shaqiri (FC Basel/12,5 Millionen Euro Ablöse), Dante (Gladbach/5), Claudio Pizarro (Bremen), Tom Starke (Hoffenheim/beide ablösefrei) und Mitchel Weiser (Köln/500.000) machen.

Die Vorfreude auf den FC Bayern, der sich nach wie vor um Europameister Javier Martinez (Athletic Bilbao) bemüht, sei "riesig. Ich hoffe, dass wir endlich wieder Titel holen", sagte der 20 Jahre alte Shaqiri, der für den FC Bayern auf die Olympia-Teilnahme mit der Schweiz verzichtet, im SID-Gespräch. Rückkehrer Pizarro (33) geht sogar noch weiter: "Es gibt Dinge in meiner Karriere, an die ich einen Haken machen will, der Champions-League-Titel gehört dazu."

Titel ist Pflicht

Ähnlich hoch sind auch die Erwartungen der Führungsetage, nachdem die Bayern zwei magere Jahre erlebt haben. Der negative Höhepunkt war das "Drama dahoam". Die Messlatte für Heynckes liegt entsprechend hoch. Mindestens ein Titel ist für den 67-Jährigen in seiner letzten Saison in München und wohl als Trainer überhaupt Pflicht.

Nicht einfacher macht diese Aufgabe, dass Präsident Uli Hoeneß unlängst schon eine Trainerdiskussion begonnen hat. "Erst einmal tun wir alles dafür, dass Jupp Heynckes mit der Mannschaft erfolgreich ist. Und danach schauen wir: Holen wir einen Neuen oder nicht?
Höchstwahrscheinlich holen wir einen", sagte Hoeneß.

Die Spekulationen begannen sofort. Als heißer Kandidat wird Barcelonas Erfolgscoach Pep Guardiola gehandelt, der nach einem Jahr Auszeit im Sommer 2013 den Job von Heynckes beim FC Bayern übernehmen könnte. Doch zunächst einmal gilt es für den aktuellen Bayern-Trainer den Alltag zu meistern.

Der ist für einige Bayern-Stars aber noch ganz weit weg. Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Manuel Neuer, Holger Badstuber, Thomas Müller, Toni Kroos, Jerome Boateng und Mario Gomez lecken ihre EM-Wunden. Pünktlich zum Start einer fünftägigen China-Reise müssen die gescheiterten Helden ihren Schock aber weitgehend überwunden haben.

Bis dahin, sagte Neuer, werde er sich "jetzt erst einmal nicht mit Fußball beschäftigen, sondern versuchen, zur Ruhe zu kommen". Man müsse "den Akku aufladen, regenerieren", ergänzte Kapitän Philipp Lahm: "Und dann geht wieder alles von vorne los. Dann werden wir wieder hart arbeiten für den nächsten Erfolg." Nichts anderes wird von den Spielern und von Heynckes erwartet.

(sid)
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