Borussia Klopp ebnete Tuchel in Mainz den Weg

Thomas Tuchel wird morgen 36. Vielleicht hat er an seinem Geburtstag mal Zeit zum Nachdenken über die vergangenen Wochen. Da schlug das Leben des Fußballtrainers einen Salto nach dem anderen. Erst kam Emma, seine Tochter, zur Welt. Dann kamen der Anruf von Christian Heidel, dem Manager seines Arbeitgebers Mainz 05, ein Gespräch bis tief in die Nacht und die Entscheidung, dass er, der A-Jugend-Trainer, fortan das Bundesliga-Ensemble des Klubs betreut, der sich von Aufstiegscoach Jörn Andersen getrennt hatte.

Schließlich gab es das 2:1 gegen die Bayern, das Tuchel zu einem Topthema im deutschen Fußball machte.

"Es waren aufregende Momente", gesteht er. Wer ihn am Spielfeldrand umhertollen sieht, könnte meinen, er sei tatsächlich einer wie Jürgen Klopp, an dem wohl bis zum Ende aller Zeiten jeder Mainzer Trainer gemessen werden wird. Eine ähnliche Frisur hat Tuchel, und auch einen Drei-Tage-Bart. Es gibt Fotos, die nahelegen, sie seien bei der Geburt getrennte Zwillinge.

"Aber Tuchel ist Tuchel", sagt er, auch wenn der Vergleich mit dem Ex-Monarchen ihn nicht stört. "Aber ich stehe überhaupt nicht im Verdacht, ihn zu imitieren. Als ich nach Mainz kam, war er weg", sagt Tuchel. Als der heutige Dortmunder Trainer 2001 installiert wurde, war er "auch ein unverbrauchter Trainer, der gleich Erfolg hatte".

So gesehen ähneln sie sich sehr. Fünf Punkte hat der Aufsteiger aus Mainz und könnte mit einem Sieg heute Abend in Mönchengladbach Tabellenführer werden. Was wäre das für eine Geschichte: Tuchel, früher ein glühender Gladbach-Fan, der Rotz und Wasser heulte, als Jupp Heynckes als Trainer zum FC Bayern ging, stürmt mit den lustigen Mainzern im Borussia-Park auf Platz eins.

Sie würden das Märchen fortsetzen, das wenige Tage vor dem Saisonstart begonnen hat. "Ich lebe meinen Traum", gesteht Tuchel. Er gilt als ein Taktik-Tüftler, der jedes Detail prüft und lieber einmal mehr über etwas nachdenkt. Er ist jenseits der Spiele kein schriller Impulsivling wie Klopp.

Die Klopp-Schublade ist dennoch eine, in der Tuchel steckt. Eine andere ist die, dass im Nachwuchsbereich Trainer-Talente schlummern wie er, der die Mainzer U19 zum Deutschen Meister machte. "Wir haben uns bei den Trainerlehrgängen öfter gefragt, wie es einer schaffen kann, der nicht 400 Bundesligaspiele hat", sagt Tuchel. Nun weiß er es: "Du musst zur richtigen Zeit im richtigen Klub sein."

400 und noch ein paar mehr Erstligaspiele hat Tuchels Gladbacher Kollege Michael Frontzeck gemacht. Er setzt wie Tuchel auf den Kollektivgedanken und harte Arbeit auf dem Platz. Beide sprechen viel mit ihren Spielern, beide stehen nicht gern im Scheinwerferlicht. So schlug Tuchel eine Einladung ins Aktuelle Sportstudio aus. Wohl auch, weil er sich darüber klar werden muss, was gerade in seinem Leben passiert. Dass er nun ein Kollege seines früheren Idols Jupp Heynckes ist, "das klingt irgendwie noch unwirklich", gesteht Tuchel.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort