Borussia Mönchengladbach Traoré will den doppelten Turbo zünden

Mönchengladbach · Auf Schalke ist der Linksfuß der einzige Borusse, der Zug zum Tor entwickelt. Es ist eine Qualität, die Gladbachs Spiel dringend benötigt - gerade im Derby. Diese Partie soll für Traoré einen Neustart im Verein markieren - ohne Nationalelf.

 Erst mit der Einwechslung von Ibrahima Traoré (hier gegen die Schalker Christian Fuchs (l.) und Tranquillo Barnetta) hält Zug zum Tor in Borussias Spiel Einzug. Thorgan Hazard (hinten) kann selbigen nicht entwickeln.

Erst mit der Einwechslung von Ibrahima Traoré (hier gegen die Schalker Christian Fuchs (l.) und Tranquillo Barnetta) hält Zug zum Tor in Borussias Spiel Einzug. Thorgan Hazard (hinten) kann selbigen nicht entwickeln.

Foto: Dirk Päffgen

Gestern und heute gab Lucien Favre seinen Profis frei. Manch einer flog in die Heimat, mancher besuchte Freunde. Für Ibrahima Traoré stand dagegen schon am Freitagabend fest, dass er vor allem eines tun würde an den beiden Tagen ohne Training: nichts. "Da werde ich mich erholen", sagte "Ibo", denn er sei " immer noch ein bisschen müde" nach den Strapazen beim Afrika-Cup und der Rückkehr aus der feuchten Hitze Äquatorialguineas in die frostige Kälte Nordrhein-Westfalens. Doch obwohl er nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war, deutete Traoré in seinen 27 Spielminuten auf Schalke an, dass Borussia seine Spielweise dringend benötigt, gerade, wenn der Gegner derart defensiv spielt, wie es Schalke tat und Köln am Samstag aller Voraussicht nach ebenfalls tun wird.

Traoré liegt der Vorwärtsgang im Blut, sein erster Impuls nach der Ballannahme ist der Zug zum Tor, und den kann er dank seiner Schnelligkeit auf den ersten Metern oft genug realisieren. Damit hatte er auf Schalke seinen Mitspielern etwas voraus, denn die "bespielten Schalke zwar sehr gut, aber leider ohne zwingend in den torgefährlichen Raum zu kommen", wie es Sportdirektor Max Eberl formulierte. Die torgefährlichen Räume werden für die Borussen immer dann zur Sperrzone, wenn sich in Raffael und Max Kruse die beiden Vordersten gegenseitig darin überbieten, sich ins Mittelfeld fallen zu lassen. Und wenn zudem die Außen aus ihren Eins-gegen-Eins-Duellen regelmäßig als Verlierer herausgehen, wobei "es ja im Prinzip nie Eins gegen Eins war, sondern immer Eins gegen Zwei oder Eins gegen Drei, weil der Gegner so gut verteidigt hat", wie Traoré anmerkte.

Eine "Di-Matteosierung" der Liga, also an ein ausschließliches Konzentrieren auf die Defensive, befürchtet Eberl indes nicht. "Ich glaube nicht, dass sich alle Bundesligamannschaften jetzt nur noch hinten rein stellen. Köln wird auch aus der Höhle herauskommen", sagte er. Der FC zählt zu den besten drei Auswärtsteams der Liga. Er steht hinten gut und kontert schnell. Es wird also eine harte Nuss sein, die Borussia da zu knacken hat. Traoré würde sich nur allzu gerne als Nussknacker anbieten, denn mit dem Karnevalsderby soll für ihn eine neue Zeitrechnung im Verein beginnen. Eine mit mehr Einsätzen, eine ohne Länderspiele. Denn der 26-Jährige hat sich entschlossen, eine Pause im Trikot der Nationalelf Guineas einzulegen. "Ich bin einfach müde vom vielen Reisen. Außerdem will ich mich mehr auf meinen Verein konzentrieren. Ich will bei Borussia viel mehr spielen, als die Einsätze, die ich bislang bekommen habe. Die Nationalmannschaftseinsätze waren da sicherlich ein Nachteil für mich", sagte er.

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Wegen des Afrika-Cups verpasste er die komplette Vorbereitung, und in den Länderspielpausen im Herbst, in denen andere den Akku aufluden, wurde seiner weiter voll beansprucht. Das soll sich nun ändern, wobei noch nicht klar ist, ob es ein endgültiger Rücktritt aus der Nationalmannschaft ist. "Ich werde mal schauen. Wenn es bei mir im Verein ohne die Nationalmannschaft besser läuft, dann werde ich für Guinea vielleicht auch gar nicht mehr spielen. Viele Leute in Guinea sind enttäuscht und sauer, aber ich muss manchmal einfach auch an mich denken", sagt Traoré. Und so will er ab Samstag den doppelten Turbo zünden. Auf dem Platz und in seiner Vereinskarriere.

(RP)
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