Bayer Leverkusen Bayer 04 schlägt sich selbst mit 3:2

Hannover · Beim 2:3 in Hannover tritt die Werkself in der Gestalt zweier Mannschaften auf: Die eine spielt schnell und gefährlich nach vorne; die andere versucht vergeblich, cleveres und kompromissloses Zweikampfverhalten an den Tag zu legen.

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Stefan Kießling schimpfte wie ein Rohrspatz. Er gestikulierte wild in Richtung Stefan Reinartz. Dieser hatte gerade Gegenspieler Szabolcs Huszti im Strafraum gefoult und so den roten Teppich für den 3:2-Siegtreffer Hannovers ausgelegt. Es war die dritte Szene, in der die Leverkusener Defensive die Hausherren förmlich zum Toreschießen eingeladen hatte. Und genau das war es, was Kießling — aber beileibe nicht ihn allein — für den Moment auf die Palme brachte.

"Das darf nicht passieren. Im Prinzip hatte 96 doch gar nicht viele Chancen", klagte Bayers Torjäger. "Unnötig" avancierte relativ schnell zum Unwort des Tages unter den Beteiligten des Werksclubs, als es um die Einschätzung des verlorenen Spiels ging. "Man muss hier nicht als Verlierer vom Platz gehen. Wir haben uns selbst geschlagen", sagte Nationalspieler Lars Bender, der beide Treffer seiner Mannschaft vorbereitet hatte. Im Zentrum einer hadernden Werkself standen die beiden elfmeterwürdigen Fouls, die sie um den Lohn ihres "großen Aufwandes" (Kießling) brachten.

"Das ist ärgerlich. Ungeschickter kann man sich in diesen Situationen nicht anstellen", sagte Sportdirektor Rudi Völler. Gemeint war neben Reinartz auch Manuel Friedrich: Beide fuhren im Strafraum jeweils das regelwidrige lange Bein derart lehrbuchmäßig aus, dass der Schiedsrichter nicht anders konnte, als auf den Punkt zu zeigen.

Es waren 90 Minuten, die Bayer 04 in der Gestalt zweier getrennter Mannschaften absolvierte. Die eine spielte ab der Mittellinie schnell, schnörkellos, gefährlich nach vorne und erzielte zwei sehenswerte Treffer. Die andere versuchte mit zunehmender Spieldauer vergeblich, ein cleveres und kompromissloses Zweikampfverhalten an den Tag zu legen. Ohne die Konstante Ömer Toprak (Rückenprobleme) agierte die Innenverteidigung in entscheidenden Szenen zu unkonzentriert und bezahlte letztlich dreimal den Preis fehlender Grundschnelligkeit. "Hannovers Stürmer sind aber auch unheimlich schwer zu verteidigen", nahm Trainer Sascha Lewandowski seine Hintermänner in Schutz.

Was die Niederlage in negativer Hinsicht krönte, war die Tatsache, dass sich die personelle Lage vor dem Spiel gegen den HSV weiter verschlechterte: Stefan Reinartz und Dani Carvajal sahen ihre fünfte Gelbe Karte, bei Sidney Sam brach die Oberschenkelverletzung wieder auf. Doch Lewandowski baut trotzig auf das Gesetz einer Serie. "Wir haben seit April nie zwei Spiele in Folge verloren. Das hat seine Gründe", sagte Lewandowski. Die liegen nicht zuletzt darin, dass Bayer nicht jedes Mal so unclever auftritt wie gestern.

(RP)
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