Sonderlob vom Kapitän Hradecky erkennt bei Bayer neue Stärken

Leverkusen · Der 2:1-Sieg in Mönchengladbach hat für die Werkself eine geradezu erlösende Wirkung. Kapitän Lukas Hradecky lobt den Zusammenhalt auf dem Rasen und attestiert der Mannschaft einen wichtigen Entwicklungsschritt.

Bayers Kapitän Lukas Hradecky hat nach dem 2:1 in Gladbach viel Lob für die Werkself übrig.

Bayers Kapitän Lukas Hradecky hat nach dem 2:1 in Gladbach viel Lob für die Werkself übrig.

Foto: imago images/Chai von der Laage

Vor dem 2:1 in Mönchengladbach war Bayer Leverkusen vielleicht nicht unbedingt in einer Krise, aber die Situation war nach wettbewerbsübergreifend fünf sieglosen Spielen heikel. Ein weiterer Misserfolg hätte die Stimmungslage wohl nachhaltig eingetrübt. Nach dem knappen Auswärtssieg steht die Werkself aber plötzlich wieder auf Platz drei der Tabelle. Was allerdings noch wichtiger ist: Bayer hat nicht erneut einen 2:0-Vorsprung aus der Hand gegeben – und auch zwei verschossene Elfmeter sowie der späte Anschlusstreffer brachten die zuletzt für psychologische Effekte anfälligen Leverkusener nicht aus dem Konzept. Stattdessen verteidigte die Mannschaft von Trainer Gerardo Seoane leidenschaftlich bis zur letzten Sekunde.

„Das war ein kleiner Befreiungsschlag für uns“, sagt Kapitän Lukas Hradeck, der dem 2:1 am Niederrhein eine besondere Bedeutung im bisherigen Saisonverlauf beimisst: „Manche Siege sind mehr wert als drei Punkte.“ Die zuvor fünf Partien ohne Erfolgserlebnis hätten „schon Spuren in der Mannschaft hinterlassen“, beschreibt der 32-Jährige. Umso wichtiger sei für Bayer gewesen, nicht wieder einen Sieg aus der Hand gegeben zu haben. Schon in Köln (2:2), in Frankfurt (2:5) und gegen Hoffenheim (2:2) reichte der oft nur vermeintlich sichere Zwei-Tore-Vorsprung nicht für einen Sieg. Gegen Gladbach hat es nun geklappt. „Sowas kann man nicht trainieren, sondern muss man sich im Spiel verdienen“, ist Hradecky überzeugt.

Nicht gut ausgespielte Konter, zwei vergebene Elfmeter und sonstige Patzer auf dem Platz seien aus Sicht des Finnen verzeihlich, wenn man sich die kollektive Leistung in Gladbach genauer anschaue. „Wie die Jungs nach hinten gearbeitet haben, war stark. Das sind die Dinge, die ich von meiner Mannschaft sehen will.“

Als Beispiel nennt der Kapitän den Torjäger Patrik Schick, der – wenn nötig und für ihn nicht gerade typisch – auch mal die Grätsche auspackte. Florian Wirtz, Moussa Diaby und Karim Bellarabi, die sich am Samstag für keinen Laufweg nach hinten zu schade waren, erhalten ebenfalls ein Sonderlob des Keepers. „Das sind Haltungsfragen, die zuerst passen müssen. Die fußballerische Qualität kommt dann noch oben drauf“, sagt Hradecky. „Dass wir nicht weggebrochen sind, ist ein Zeichen von Stärke, das mir Hoffnung macht. Es war ein Schritt in die richtige Richtung.“

Die aktuelle Tabelle, von so gut wie allen Trainern der Welt gerne bis kurz vor dem Ende einer Saison als irrelevante Momentaufnahme geschmäht, interessiert den 32-Jährigen durchaus. Aber blenden will er sich davon nicht lassen. „Klar schaue ich auf die Tabelle, sie ist ja überall zu sehen. Dass wir auf Platz drei sind, sollte uns Mut machen – und ich hoffe, dass die Jungs jetzt erfasst haben, was es braucht, um in der Bundesliga einen Sieg zu holen.“

Als für Bayer bitteren Schlag empfindet Hradecky indes die Verletzung seines Positionskollegen Andrey Lunev. Der russische Torhüter zog sich im Training am Sonntag einen Riss der rechten Syndesmose zu. Der 30-Jährige fällt etwa drei Monate aus. „Das bricht mir das Herz“, sagt Hradecky. „Andrey ist ein toller Typ und hat sich viel in Leverkusen vorgenommen. Für mich ist er auch manchmal eine stützende Schulter gewesen. Ich hatte gute Gespräche mit ihm und hoffe, dass er sich schnell erholt.“

Durch die langfristige Verletzung des Schlussmanns ist wahrscheinlich, dass Lennart Grill nicht wie eigentlich angedacht verliehen wird, um Spielpraxis zu sammeln. Hinter Hradecky gibt es jetzt nur noch ihn und Niklas Lomb, der aber noch in Corona-Quarantäne ist.

Besonders vorsichtig will Bayers Nummer eins nun aber nicht agieren. „Ich passe grundsätzlich immer auf mich auf, aber an meinem Benehmen auf dem Platz wird sich nichts ändern“, sagt Hradecky, der nach wie vor kein direktes Duell scheuen will – weder im Training, noch im Spiel. „Wenn man zu vorsichtig ist und nirgendwo richtig hingeht, ist das Risiko für Verletzungen sogar größer“, sagt er. Aber selbst wenn er noch ausfallen sollte, bereite ihm die Torhütersituation im Kader keine Kopfschmerzen: „Wir haben alle die Qualität, in der Bundesliga zu spielen. Da mache ich mir keine Sorgen.“

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