92. Grand-Prix-Sieg Hamilton gewinnt in Portugal und übertrifft Schumachers Rekord

Portimao · Reifenflüsterer, Rainman, Rekordsammler: Nach dem 92. Grand-Prix-Sieg seiner Karriere ist Weltmeister Lewis Hamilton in der ewigen Bestenliste alleiniger Spitzenreiter vor dem legendären Michael Schumacher.

Lewis Hamilton.

Lewis Hamilton.

Foto: AP/Jose Sena Goulao

Unwiderstehlich, unaufhaltsam, unschlagbar: Auf der schwierigsten Strecke der Formel 1 hat Lewis Hamilton mit spielerischer Leichtigkeit den nächsten Rekord geknackt. Der alte und wohl auch kommende Weltmeister feierte beim portugiesischen Grand Prix auf der tückischen Berg- und Talbahn von Portimao den 92. Sieg seiner Karriere und stieg damit in der ewigen Bestenliste zur alleinigen Nummer eins vor Rekord-Champion Michael Schumacher auf.

Deutlich abgeschlagen sorgte der Finne Valtteri Bottas mit fast 26 (!) Sekunden Rückstand auf Platz zwei für den vierten Mercedes-Doppelsieg in dieser Saison. Dritter wurde Max Verstappen (Niederlande) im Red Bull. In der Gesamtwertung baute Hamilton mit seinem achten Sieg im zwölften Saisonrennen seine Führung auf Bottas weiter aus: Mit 256 Punkten beträgt sein Vorsprung auf den Finnen bereits 77 Zähler.

Nicht viel zu holen gab es erneut für den viermaligen Weltmeister Sebastian Vettel (Heppenheim) im Ferrari. Der 33-Jährige nahm als Zehnter immerhin einen WM-Punkt mit, landete aber wieder deutlich hinter seinem viertplatzierten Teamkollegen Charles Leclerc (Monaco). "Im Moment sehe ich gar kein Land gegen Charles", hatte Vettel schon nach dem Qualifying ernüchtert festgestellt: "Das ist ja wie eine ganz andere Klasse."

Trotz seiner in diesem Jahr eher mäßigen Leistungen wird Vettel die Saison 2020 für die Scuderia zu Ende fahren. "Das ist überhaupt keine Diskussion", sagte Teamchef Mattia Binotto bei Sky: "Ich bin auch sicher, dass er wieder Punkte holen wird, dann gewinnt er auch wieder das nötige Selbstvertrauen."

Ein kurzer Regenschauer unmittelbar nach dem Start sorgte für zwei chaotische erste Runden. Hamilton, der am Start in Führung gegangen war, schonte seine Reifen und ließ sich hinter Bottas und den Spanier Carlos Sainz im McLaren auf Platz drei zurückfallen. Kurz vor dem Ende der ersten Runde übernahm Sainz sogar die Führung und überraschte mit zwei Rundenbestzeiten, ehe seine Reifen abbauten.

In der sechsten Runde löste Bottas den Spanier an der Spitze ab, eine Runde später hatte er Hamilton im Nacken. Der Vorsprung schmolz in beachtlicher Geschwindigkeit, in der 20. Runde eroberte Hamilton ausgangs der Start- und Zielgeraden die Führung zurück.

Hamilton flog davon, er vergrößerte seinen Vorsprung mit einer Rundenbestzeit nach der anderen. Bottas verlor pro Runde eine Sekunde auf seinen Teamkollegen, der auf den Tag genau vor fünf Jahren mit seinem Sieg beim US-Grand-Prix in Austin/Texas den dritten seiner mittlerweile sechs WM-Titel gewonnen hatte.

Cleverness, Bauchgefühl, Talent: Hamilton ist in der Vollgasbranche eine absolute Ausnahmeerscheinung. "Es ist beeindruckend, was Lewis da macht", sagte der viermalige Weltmeister Alain Prost bei Sky: "Er hält die Motivation immer hoch, ist immer fokussiert, ich glaube, er kann noch eine ganze Menge gewinnen."

Während Bottas über Funk mehrfach die nachlassende Qualität seiner Reifen bemängelte, hatte Hamilton auch bei immer wieder einsetzendem leichten Regen keinerlei Probleme. Erst in der 45. von 66 Runden holte er sich mit bereits zwölf Sekunden Vorsprung auf Bottas neue Reifen, kam als Spitzenreiter zurück auf die Strecke und fuhr sofort die nächste Bestzeit.

"Es ist super schwierig da draußen", hatte der Weltmeister nach dem Qualifying noch gesagt - im Rennen hatte er dann leichtes Spiel.

(ako/sid)
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