Formel 1 Vettel feiert Comeback-Sieg in Singapur

Singapur · Er kann es doch noch! Sebastian Vettel hat im Reifenpoker von Singapur seinen ersten Grand-Prix-Sieg seit 392 Tagen gefeiert - und aus seiner größten sportlichen Krise heraus die Auferstehung in der Formel 1 geschafft.

Formel 1 2019: Großer Preis von Singapur - die Bilder vom Rennen
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Großer Preis von Singapur: die Bilder vom Rennen

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Foto: AFP/MLADEN ANTONOV

Der angezählte Ex-Champion triumphierte in einer zeitweise unvorhersehbaren Strategieschlacht unter Flutlicht vor seinem wütenden Teamkollegen Charles Leclerc. Der junge Monegasse, zuletzt Sieger in Spa und Monza, fühlte sich vom Team um den Sieg gebracht. Der Machtkampf bei Ferrari dürfte damit endgültig entbrannt sein.

"Ich bin sehr glücklich, das war ein großartiges Rennen", sagte ein strahlender Vettel: "Die vergangenen Wochen waren nicht einfach für mich, aber ich habe so viel Unterstützung bekommen, so viele Briefe und Nachrichten von Menschen, die mir Mut zugesprochen haben. All das habe ich heute ins Auto gepackt."

Formel 1: Sebastian Vettel gewinnt sensationell in Singapur
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Vettel holt ersten Sieg nach 392 Tagen

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Foto: AFP/MLADEN ANTONOV

Vettel hatte seit dem Großen Preis von Belgien 2018 auf einen Sieg warten müssen, 23-mal musste er seither Rückschläge und oft auch eigene Fehler erklären. Für Vettel war es der 53. Formel-1-Erfolg, mit nun fünf Siegen in Singapur ist der viermalige Weltmeister damit Rekordgewinner in der Löwenstadt.

Trotz des dritten Ferrari-Sieges in Folge und des ersten Doppelerfolgs der Scuderia seit Ungarn 2017 dürfte der WM-Titel aber an Lewis Hamilton gehen. Der amtierende Champion im Mercedes verpasste als Vierter zwar das Podest, welches der Niederländer Max Verstappen (Red Bull) komplettierte.

Hamilton liegt bei sechs ausstehenden Rennen mit 296 Punkten in der Fahrerwertung aber immer noch komfortabel vor seinem diesmal fünftplatzierten Mercedes-Teamkollegen Valtteri Bottas (Finnland/231) sowie Leclerc (200), Verstappen (200) und Vettel (194). Renault-Pilot Nico Hülkenberg fuhr als Neunter in die Punkte. Der 32-Jährige aus Emmerich ist noch ohne Cockpit für die kommende Saison.

Die Pole Position vom neuen Ferrari-Star Leclerc vor Hamilton und Vettel hatte vor dem 15. Saisonlauf alle überrascht. Ein umfangreiches Aerodynamik-Update katapultierte die 2019 insgesamt enttäuschende Scuderia am Samstag fast schon sensationell an die Spitze auf einer Strecke, die auf dem Papier vor allem Mercedes liegen sollte.

Nachdem Leclerc beim Start die Führung vor Hamilton und Vettel souverän verteidigte, ließ es der Monegasse auf dem engen Stadtkurs bewusst langsam angehen. Auf diese Weise schonte er die Reifen und minimierte wegen des dicht beisammen liegenden Feldes das Risiko, dass die Konkurrenz versucht, durch einen früheren Boxenstopp an ihm vorbeizukommen.

Zwischenzeitlich fuhr der Ferrari-Pilot pro Umlauf 13 Sekunden langsamer als bei seiner Pole-Zeit. Schnellster Mann im Feld im ersten Rennviertel war so Hülkenberg, der nach einer Berührung mit dem McLaren von Carlos Sainz bereits nach einer Runde zum Reifenwechsel an die Box kam und hinter dem Feld freie Fahrt hatte.

Als erster Fahrer aus der Spitzengruppe steuerte Vettel nach 19 Runden die Box an. Der Heppenheimer legte danach eine Top-Zeit hin - und kam so an Leclerc vorbei, der nur eine Runde später zum Reifenwechsel kam. Leclerc reagierte im Funk fassungslos: "Was zur Hölle?!" Später polterte er: "Ich verstehe diese Strategie überhaupt nicht."

Der Poker der Top-Teams spitzte sich weiter zu. So verlor Hamilton, der nach Leclercs Reifenwechsel die Führung übernommen hatte, aufgrund plötzlich stark abbauender Pneus so viel Zeit, dass er nach seinem Stopp in Runde 26 hinter Vettel, Leclerc und Verstappen zurückfiel. Vor Bottas kehrte Hamilton nur wieder auf die Strecke zurück, weil der Finne für den WM-Leader vom Gas gehen musste.

In Runde 31 überholte Vettel den Italiener Antonio Giovinazzi im Alfa Romeo, der seine Reifen noch nicht gewechselt hatte, und übernahm die Führung. Das Feld rückte zusammen, als wenig später das Safety-Car ausrückte - wie bei allen vorherigen elf Rennen in Singapur.

Der Ferrari-Kommandostand geriet zunehmend in Sorge und sagte Leclerc vor dem zweiten von drei Re-Starts, er solle "nichts Dummes" machen. Der gab zurück: "Ich will alles". Später erklärte er: "Ich werde nichts Dummes machen oder den Doppelsieg gefährden. Ich denke nur, dass es unfair ist."

(ako/sid)
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