Eishockey Deutschland unterliegt Turniersieger Kanada

Hannover (rpo). Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft hat beim Deutschland-Cup in Hannover im dritten Spiel die vierte Niederlage kassiert. Das Team von Coach Greg Poss unterlag zum Abschluss Kanada mit 1:4 (1:1, 0:1, 0:2). Jedoch war im Duell mit den Ahornblättern ein klarer Aufwärtstrend zu erkennen. Durch den Sieg konnten sich die Kanadier den Turniersieg sichern.

Der Deutschland-Cup 2005
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Der Deutschland-Cup 2005

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Foto: AP

Der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) darf damit hoffnungsvoll in Richtung Olympia und B-Weltmeisterschaft 2006 blicken. "Wir haben insgesamt elf Drittel gut gespielt und nur eines schlecht. Darauf können wir aufbauen", bilanzierte Bundestrainer Greg Poss.

Rekordweltmeister Kanada sicherte sich mit dem Sieg gleichzeitig den Turniererfolg beim 16. Deutschland-Cup, da die Slowakei im Abschlussspiel der Veranstaltung gegen den zweimaligen Weltmeister USA mit 2:3 (1:2, 0:0, 1:1) verlor. Durch den zweiten Sieg der Amerikaner rutschte das DEB-Team auf den fünften und letzten Platz.

Den Kanadiern traten die Deutschen von Beginn an auf Augenhöhe und engagiert gegenüber. Dennoch blieb der DEB zum 15. Mal in Folge gegen die Ahornblätter ohne Sieg. Das 0:1 durch Chris Herperger (6. ) von den Krefeld Pinguinen egalisierte Kapitän Stefan Ustorf von Meister Eisbären Berlin in Überzahl noch vor der ersten Sirene (20. ). Doch Ustorfs Klubkamerad Micki DuPont (36.) nutzte eine 5: 3-Überzahl, nachdem sich Lasse Kopitz eine dumme Strafzeit eingehandelt hatte. Das 3:1 markierte Dan Lambert (48.), den Schlusspunkt setzte erneut Herperger acht Sekunden vor Schluss. Zwar ergaben sich im letzten Abschnitt weitere Überzahlmöglichkeiten für die Poss-Schützlinge, die aber ungenutzt blieben und damit das Kernproblem der Mannschaft aufzeigten.

Der deuschen Mannschaft fehlte beim Deutschland-Cup schlichtweg die Cleverness. Die Chancenverwertung war nur beim 7: 2-Auftaktsieg gegen die USA optimal. Das 1:2 gegen die Schweiz und das 0:6 gegen die Slowakei offenbarte dagegen schonungslos die Inkonsequenz vor des Gegners Tor. Auch das Überzahlspiel ist verbesserungswürdig, auch wenn gegen die USA drei und gegen Kanada ein Tor bei numerischer Überlegenheit gelangen. Doch in jedem Spiel offensichtlich war zumindest der Wille der Mannschaf, die Scharte von Österreich auszuwetzen.

Seinen Anteil am Aufwärtstrend trägt der frühere NHL-All-Star Uwe Krupp. Der einzige deutsche Stanley-Cup-Sieger, der im Sommer als Assistent zum Trainerstab stieß und Poss somit vor der Entlassung rettete, gilt als Galionsfigur. "Man spürt seinen Stolz. Das überträgt sich auf die Spieler", sagt DEB-Generalsekretär Franz Reindl. Krupp selbst wollte seine Rolle nicht überbewerten. Er betont stets den Teamgeist auf Führungsebene und stärkt Poss damit den Rücken.

Doch trotz Krupps Ausstrahlung und dem neuen Schwung in der DEB-Auswahl bleibt noch viel Arbeit bis zur B-Weltmeisterschaft im Frühjahr 2006 in Amiens/Frankreich. Zwar wiederholt Poss gebetsmühlenartig, "das nächste Turnier ist immer das wichtigste" - und damit die Olympischen Spiele im Feburar in Turin. Doch das gesamte Umfeld wird den Gang in die Zweitklassigkeit nur dann verzeihen, wenn in Frankreich der direkte Wiederaufstieg gelingt.

Zudem werden die deutschen Profis aus der NHL zwar komplett bei Olympia, aber wenn überhaupt nur vereinzelt bei der B-WM teilnehmen. Denn parallel läuft in der NHL die Saison. Das macht die Sache nicht einfacher, zumal Poss keinen Zweifel an der Klasse der Legionäre aus Übersee lässt. "Jeder, der in der besten Liga der Welt spielt, ist eine Bereicherung für unsere Mannschaft", so der 40-Jährige. Doch auch ohne NHL-Profi soll in Amiens die Rückkehr in die Erstklassigkeit gelingen. Der Deutschland-Cup war ein Indiz dafür. "Wichtig ist, dass die Mannschaft viel Einsatz gezeigt und die Leistungen fast immer gestimmt haben. Ergebnisse spielten bei diesem Turnier keine Rolle", sagte Krupp.

Fraglich bleibt indes die Zukunft des Standorts Hannover. Weder intensive Bemühungen der Arena-Vermarkter noch das 7:2 der DEB-Auswahl am Mittwoch in Mannheim erzielten eine Magnetwirkung auf die Eishockey-Freunde der Stadt. Nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit ging die 16. Auflage des Deutschland-Cup in der Messestadt über die Bühne. Rund 10.000 Besucher an drei Turniertagen sind eine "frustrierende Bilanz", wie Reindl sagte. Allein zu drei Spielen in Mannheim waren 22.500 Fans geströmt.

Erst im vergangenen Jahr hatten die Betreiber der Arena in Hannover ihre Option auf eine Vertragsverlängerung für die Ausrichtung des Turniers bis 2007 gezogen. Doch Reindl will schnellstmöglich raus aus dem Vertrag. "Im letzten Jahr haben wir noch ein Auge zugedrückt. Wenn man noch ein Auge zudrückt, wird man ja blind", sagt er.

STATISTIK:

Kanada - Deutschland 4:1 (1:1, 1:0, 2:0)
USA - Slowakei 3:2 (2:1, 0:0, 1:1)


Die Abschlusstabelle:

1. Kanada 4 3 1 10:7 8

2. Schweiz 4 2 2 8:9 7

3. USA 4 2 2 7:14 6

4. Slowakei 4 2 2 14:7 6

5. Deutschland 4 1 3 9:14 3


Statistik zum Spiel:

Deutschland: Thomas Greiss (Kölner Haie) - Robert Leask (Eisbären Berlin), Sascha Goc (Hannover Scorpions); Stefan Schauer (Nürnberg Ice Tigers), Lasse Kopitz (Kölner Haie); Marian Bazany (DEG Metro Stars), Alexander Sulzer (DEG Metro Stars); Michael Bresagk (Frankfurt Lions), Frank Hörtler (Eisbären Berlin) - Eduard Lewandowski (Kölner Haie), Stefan Ustorf (Eisbären Berlin), Sebastian Furchner (Kölner Haie); Petr Fical (Nürnberg Ice Tigers), Christoph Ullmann (Adler Mannheim), Tomas Martinec (Nürnberg Ice Tigers); Klaus Kathan (DEG Metro Stars), Alexander Barta (Hamburg Freezers), Daniel Kreutzer (DEG Metro Stars); Florian Busch (Eisbären Berlin), Björn Barta (ERC Ingolstadt), Michael Wolf (Iserlohn Roosters)

Kanada: Waite - Van Impe, DuPont; Finley, Lambert; Boileau, Bouchard; Pollock - Warriner, Herperger, Green; Pittis, King, Tapper; Yarema, Ast, Ulmer; Schneider, Higgins, Davidson

Schiedsrichter: Rick Looker (USA)

Tore: 0:1 Herperger (5:59), 1:1 Ustorf (19:27), 1:2 DuPont (35: 23), 1:3 Lamberc (47:37), 1:4 Herperger (59:52)

Zuschauer: 3.899

Strafminuten: Deutschland 20 - Kanada 24

(sid)
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