DEB-Team gewinnt Deutschland-Cup Großer Eishockey-Sport vor kleiner Kulisse in Krefeld

Analyse | Krefeld · Die junge Eishockey-Nationalmannschaft überzeugt beim Deutschland-Cup mit drei Siegen. Allerdings wollen das nur wenige Zuschauer sehen. Auch deswegen geht der Deutsche Eishockey-Bund nun weg aus Krefeld.

 Die deutsche Mannschaft jubelt nach der Partie gegen die Slowake. In Krefeld gewann das Team mit einer starken Leistung den Deutschland-Cup.

Die deutsche Mannschaft jubelt nach der Partie gegen die Slowake. In Krefeld gewann das Team mit einer starken Leistung den Deutschland-Cup.

Foto: dpa/Marius Becker

Die letzten Minuten erlebte das Publikum fast durchgehend im Stehen. Zu aufregend, zu mitreißend war die Schlussphase im letzten Spiel des Deutschland-Cups am Sonntag in Krefeld. Und als dann die Schlusssirene durch die Halle dröhnte, gab es einen kollektiven Jubelschrei. Denn durch den abschließenden 3:0-Erfolg gegen die Slowakei hatte die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft auch gleich das Turnier gewonnen.

In beeindruckender Art und Weise: Drei Spiele, drei Siege, 9:2 Tore. Da geriet selbst der selten zur Euphorie neigende Bundestrainer ins Schwärmen: „Die Spieler haben viel und hart und leidenschaftlich gearbeitet“, sagte Toni Söderholm bei Magentasport, ehe er das passende Schlusswort unter diese Eishockey-Tage setzte: „Das war großes Kino.“

Das war ein gelungener Abschluss für den Deutschland-Cup in Krefeld. Fünf Jahre lang war das Vierländerturnier am Niederrhein zu Hause, nun geht es woanders hin. „Wir wollen einen neuen Standort. In anderen Regionen ist das Interesse größer“, sagte DEB-Präsident Peter Merten bereits am Freitag angesichts des schwachen Besuchs. Da stand er noch unter dem Eindruck des Eröffnungstages, als das Spiel der deutschen Mannschaft gegen Dänemark keine 1000 Fans anlockte.

Woran es lag? Das Geld säße in Krisenzeiten eben nicht mehr so locker, sagte Merten, und manche Fans hätten sich während der Zuschauerverbote daran gewöhnt, Spiele zu Hause auf dem Sofa zu verfolgen. Auch die Ligen spüren das, DEL-Chef Gernot Tripcke sprach von rund zehn Prozent weniger Publikum in der ersten Liga im Vergleich zur letzten Vor-Corona-Saison 2019/20, „das ist aber noch besser, als wir befürchtet haben“.

Das konnte der DEB nicht gerade behaupten. „Natürlich war das unter unseren Erwartungen“, sagte Präsident Merten über den trostlosen Donnerstag und hoffte, dass es am Wochenende besser aussieht. Das tat es, und dennoch waren insgesamt rund 13.000 Fans bei den sechs Spielen eine Enttäuschung.

Auch für den DEB, der finanziell ohnehin gerade zu kämpfen hat. Das Geschäftsjahr 2022 wird er wohl mit einem Minus von einer Million Euro beenden. Für 2023 rechnet der Verband ebenfalls mit Verlust. Noch gebe es aber Rücklagen, und größere Einnahmen sollen bald folgen.

Der Verband soll unternehmerischer ausgerichtet werden, zudem bewirbt er sich um die WM 2027. Mit zwei festen Hallen, „dazu vielleicht mit einem Fußballstadion für das Eröffnungsspiel“, sagte Merten. Wo das stattfinden würde, verriet er noch nicht, aber unter den sechs Hallen, die sich für die „normalen“ Spiele beworben hätten, seien auch die aus Köln, Düsseldorf und Krefeld.

Dort war es nun beim Deutschland-Cup zwar nicht immer stimmungsvoll, aber sportlich konnte sich das sehen lassen. Obwohl der Bundestrainer einen jungen Kader nach Krefeld bestellt hatte, um einige Spieler mit Blick auf die WM im Mai in Finnland zu testen. Doch das merkte man dem Team nur am Donnerstag an, als es ein mühsames 3:2 gegen Dänemark gab. Am Samstag dann zeigten die Deutschen ihr bestes Spiel – beim 3:0 gegen Österreich begeisterte das junge Team mit Tempo und Spielwitz. „Wir haben hinten nichts anbrennen lassen und vorne schöne Tore geschossen. So geht das Ding in Ordnung“, sagte Tobias Eder von der Düsseldorfer EG, der beim 2:0 sein erstes Länderspieltor erzielte.

Am Sonntag gab es dann noch ein 3:0, obwohl die Slowaken ordentlich Druck machten. Doch ein starkes Überzahlspiel brachte vorne die Tore, hinten hielt der Kölner Mirko Pantkowski die Null. So war dieses Turnier ein weiterer Beweis dafür, dass der Kreis der potenziellen Nationalspieler größer geworden ist. „Wir kriegen langsam die Breite ins deutsche Eishockey“, sagte der Bundestrainer, der sein Experiment mit jungen Spielern als gelungen erachten kann. Dominik Bokk (Frankfurt), Tobias Eder (Düseldorf), Leon Hüttl (Ingolstadt) oder Tim Wohlgemuth (Mannheim) – allesamt unter 25 Jahre alt – dürften die Chance auf ihre erste WM nicht geschmälert haben. Zudem lobte Söderholm bei allen die Wissbegierde im Training und bei den Taktik-Besprechungen. Eine gute Woche war das für das Nationalteam. Eine, die durchaus mehr Zuschauer verdient gehabt hätte.

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