ZDF-Satire-Sendung „heute-show“ nimmt Krefeld aufs Korn

Krefeld · Wenn Oliver Welke eine Stadt auf die Schippe nimmt, dann kann es schmerzhaft werden. Jetzt war ein TV-Team in Krefeld unterwegs. Es geht um Tempo 30 – wir erläutern die Ausgangslage für die „heute-show“-Macher.

Oliver Welke will demnächst die Stadt Krefeld auf die Schippe nehmen.

Oliver Welke will demnächst die Stadt Krefeld auf die Schippe nehmen.

Foto: dpa/Sascha Baumann

Achtung, Krefeld: Es könnte etwas ungemütlich werden – auf die sarkastische Art und Weise. Ein Team der ZDF-„heute-show“ war in Krefeld unterwegs und hat dort für eine kommende Episode gedreht. Demnach war das Team der „heute-show“ am vergangenen Montag in Krefeld und hat sich dort mit dem Thema Einführung von Tempo 30 km/h als Regelgeschwindigkeit und der jetzigen Situation satirisch befasst. Das bestätigte der Sender auf Anfrage unserer Redaktion.

Oliver Welke und sein Team sind für ihre bissigen und unterhaltsamen Beiträge bekannt. Wie „schlimm“ es Krefeld erwischen wird, bleibt abzuwarten. Über den genauen Inhalt ist bisher nichts bekannt und der „Ausstrahlungstermin steht noch nicht fest“, so eine Sprecherin des ZDF.

Das Thema Tempo 30 für Krefeld spaltet in vielen Städten, und so auch in Krefeld, die Gemüter. SPD, Grüne und FDP möchten, dass Krefeld an einem Pilotprojekt von acht Städten teilnimmt, das zum Ziel hat, Tempo 30 zur Regel und Tempo 50 und mehr zur Ausnahme werden zu lassen. Nicht alle freuen sich über den Vorstoß, der auch Uerdinger- und Friedrich-Ebert-Straße treffen würde.

Krefeld hat mit Tempo-Regelungen zwiespältige Erfahrungen gemacht. Krefeld hat Tempo-30-Zonen zu einer Zeit eingeführt, als die Stadt bei Unfällen mit Kindern deutschlandweit trauriger Spitzenreiter war – das war unumstritten in der Stadt, weil das Ziel klar und gut war. Anders war es bei der Gath-Pleite, als das Tempo auf Unter- und Obergath von 70 auf 50 reduziert wurde, um Schadstoffbelastungen zu reduzieren – erreicht wurde allerdings nichts außer Verärgerung bei den Autofahrern. Die Temporegelung wurde schließlich wieder aufgehoben.

Im vergangenen Jahr richtete der Rat nach langer Debatte gegen die Stimmen von CDU und AFD eine Arbeitsgruppe zur Vorbereitung der Tempo-Verteilung an: Sie sollte prüfen, auf welchen Straßen Tempo 30 sinnvoll ist und wo nicht. Ausdrücklich betonten die Befürworter, dass „Tempo 30 für die Stadt“ nicht bedeutet, dass überall Tempo 30 gelten soll. Lediglich die Richtung der Begründung wird damit umgedreht: Musste man vorher die Einführung einer Tempo-30-Zone begründen, muss man dann die Einführung von Tempo-50-Passagen begründen.

Krefeld trat damit einer Initiative des Städtetages bei. Der Verband hat Städte zu Modellversuchen mit der „flächendeckenden Einführung von Tempo 30“ ermuntert. Der Titel ist allerdings missverständlich. Es geht ausdrücklich um Tempo 30 „als Regelgeschwindigkeit außerhalb von Hauptstraßen“; auf Einfallstraßen und Verkehrsadern bleibe es also bei Tempo 50, erläutert der Verband auf seiner Internetseite. Dies hatte auch Oberbürgermeister Frank Meyer in der entscheidenden Ratsdebatte betont: „Es sagt kein Mensch, dass überall Tempo 30 eingeführt werden soll. Da wo Tempo 50 oder 70 sinnvoll ist, kann man das machen“, sagte er auch.

FDP-Fraktionschef Joachim Heitmann betonte seinerzeit auch den experimentellen Charakter – man könne im Ergebnis auch dazu kommen, dass man Tempo-40-Zonen einrichtet oder die gewählten Geschwindigkeiten überarbeitet. UWG-Ratsherr Andreas Drabben wies damals auch darauf hin, man müsse sich bei einem solchen Experiment ehrlich machen, etwa bei der Frage, ob man Krefelds veraltete Ampelanlagen für ein solches Experiment erneuern müsse. Ein wichtiger Hinweis: Krefeld hat 200 Ampelanlagen in Krefeld, die daraufhin zu überprüfen sind, ob sie für präzise Temporegulierungen geeignet sind.

Zentrales Gegenargument der CDU gegen das Experiment: Es sei überflüssig, weil es schon reichlich Tempo-30-Zonen in Krefeld gebe. Den Vorwurf, Blockierer zu sein, wies Fraktionschef Reuters seinerzeit zurück. Die Einführung von Tempo-30-Zonen im Kampf gegen Kinderunfälle sei maßgeblich von der CDU vorangetrieben worden, betonte er.

Man darf gespannt sein, welchen Teil dieser Debattenlage die „heute-show“ aufspießt. Man kann Krefelds Politikern jedenfalls nicht vorwerfen, blind in eine ungewisse Tempo-30-Zukunft zu stolpern. Die Debatte war umfassend, ernsthaft und faktengetrieben.

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