Braunschweig Bayer Leverkusen blamiert sich bei Eintracht Braunschweig

Braunschweig · Bayer Leverkusen darf sich seit diesem Wochenende den zweifelhaften "Erfolg" als Revers heften, Eintracht Braunschweig den ersten Heimsieg in der Bundesliga seit Mai 1985 verschafft zu haben. Denn dass es weniger die limitierten Niedersachsen selbst als viel mehr die auf ganzer Linie enttäuschenden Gäste aus dem Rheinland waren, die für das überraschende 1:0 verantwortlich zeichneten, geht im Nachgang als mehrheitsfähige Meinung durch. "Die Braunschweiger haben mehr Willen gezeigt, daher war es schwer für uns", musste Bayers Trainer Sami Hyypiä hinterher konstatieren.

Wer weiß, dass den Finnen nichts mehr aufregt, als fehlende Einstellung, darf mutmaßen, dass es in ihm an diesem Abend gewaltig brodelte. Dabei sah sich Hyypiä nach der Niederlage auch selbst erstmals medialem Gegenwind gegenüber, weil er mit dem anfänglichen Verzicht auf Stefan Kießling, Sidney Sam und Lars Bender (sah später Gelb-Rot) sehenden Auges ein Risiko eingegangen war. "Ich weiß um meine Verantwortung, und ich stehe hinter meiner Entscheidung", sagte er.

Die, die statt der drei Säulen im Leverkusener System ran durften, enttäuschten auf ganzer Linie — allen voran der Schweizer Eren Derdiyok. Der Rückkehrer aus Hoffenheim bot im Sturmzentrum eine indiskutable Leistung und durfte sich zuvorderst angesprochen fühlen, als Sportdirektor Rudi Völler kritisierte: "Einige haben dann auch nicht die Erwartungen erfüllt, die man in sie gesetzt hat. Das muss man klar sagen."

Bayer 04 scheiterte gegen bieder kämpfende Braunschweiger letztlich vor allem daran, dass Passgenauigkeit in der gegnerischen Hälfte ein rares Gut war, und dass Tempo in den eigenen, nie zwingenden Offensivaktionen genauso schmerzlich vermisst wurde wie Druck über die Außenbahnen. Dem Beobachter musste sich förmlich der Eindruck aufdrängen, dass da eine Mannschaft versuchte, Körner für das Champions-League-Spiel in Donezk am Dienstag zu sparen. "Ich gehe mal davon aus, dass jeder versucht hat, 100 Prozent zu geben. Ob es letztlich auch jedem gelungen ist, weiß ich nicht", sagte Philipp Wollscheid. Den Vorwurf der Arroganz und Überheblichkeit in Richtung der Gäste wies Teamkollege Roberto Hilbert indes entschieden zurück: "Ich glaube nicht, dass uns irgendjemand Arroganz unterstellen darf", sagte er. Die Leverkusener Spieler ihrerseits unterstellten jedoch dem Schiedsrichter, sie klar benachteiligt zu haben.

Völler bezeichnete den Spieltag als "schwarzes Wochenende" für seinen Verein, weil eben Bayern München, Borussia Dortmund, Borussia Mönchengladbach, Schalke 04 und der VfL Wolfsburg allesamt gewannen. Nur noch sechs Punkte beträgt der Vorsprung auf Tabellenplatz vier. "Das sind die Wochenenden, an die wir nicht mehr gewöhnt waren", sagte Völler.

Dass die Leverkusener solche Wochenenden nicht gerade vermisst haben, brauchte er indes nicht zu betonen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort