Im Endspurt zum Rekordtitel Seitz schreibt deutsche Turngeschichte

Dortmund · Elisabeth Seitz hat sich bei den deutschen Meisterschaften in Dortmund ihren insgesamt 23. nationalen Titel gesichert und damit Kunstturn-Geschichte geschrieben.

 Elisabeth Seitz.

Elisabeth Seitz.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Erst zog sie ungläubig die Nase kraus, dann überzog ein Strahlen ihr Gesicht: Im "Fotofinish" hat sich Elisabeth Seitz bei den deutschen Meisterschaften in Dortmund ihren insgesamt 23. nationalen Titel gesichert und damit Kunstturn-Geschichte geschrieben.

Mit einer couragierten Leistung am Boden fing die Stuttgarterin quasi im letzten Moment die bis dahin führende Chemnitzerin Pauline Schäfer noch ab. Mit 53,50 Punkten lag die 27-Jährige am Ende nur ein Zehntel vor der ehemaligen Schwebebalken-Weltmeisterin, Rang drei ging an Titelverteidigerin Sarah Voss aus Köln (53.00).

"Das Strahlen geht tatsächlich nicht weg, es waren schon ein paar Freudentränen dabei. Denn wo es jetzt für den Rekord nur noch um einen Titel ging, da wollte ich ihn unbedingt haben", sagte die WM-Dritte von 2018 am Stufenbarren am ZDF-Mikrofon. Ein derartiger Erfolg, so Seitz weiter, werde sich in der Zukunft so schnell nicht wiederkommen.

Somit durfte nicht nur Seitz ihren achten Triumph im Mehrkampf feiern, auch Schäfer war eine Gewinnerin. Ungeachtet der Turbulenzen um ihre ehemalige Trainerin Gabi Frehse spulte die 24-Jährige scheinbar ungerührt ihre Programme ab und ist in dieser Verfassung eine ernsthafte Olympia-Kandidatin.

Ihren angepeilten Rekordtitel hatte Seitz am Schwebebalken mächtig in Gefahr gebracht. Beim gebückten Flick-Flack-Salto rückwärts musste die Lehramtsstudentin das Gerät unfreiwillig verlassen, mehr als 12,00 Punkte war ihre Übung nach diesem Patzer nicht mehr wert. Am Wochenende hat Seitz am Stufenbarren, wo sie mit 14,65 Zählern die Tageshöchstnote erturnte, und am Boden zwei weitere Titelchancen.

Von Beginn an ins Hintertreffen geriet Sophie Scheder. Die Olympia-Dritte von Rio de Janeiro 2016 am Stufenbarren kam beim Abgang von ihrem Lieblingsgerät zu Fall und musste sich mit 12,65 Punkten begnügen. Nicht nur wegen der Corona-Pandemie, sondern auch wegen diverser Verletzungen hatte die Chemnitzerin seit Herbst 2019 keinen einzigen Wettkampf turnen können, sie wurde Achte.

Die endgültige Entscheidung über die Vergabe der Olympiatickets fällt bei einer zweiten und letzten Qualifikation am 12. Juni (13.30 Uhr) in München. In der Olympiahalle sind noch die besten zwölf Athletinnen von Dortmund startberechtigt.

Bereits am Mittag war die Mehrkampf-Entscheidung in der Rhythmischen Sportgymnastik mit dem klaren Sieg von Favoritin Margarita Kolosov zu Ende gegangen. Die 17 Jahre alte Gymnasiastin aus Potsdam setzte sich mit 77,050 Punkten trotz mehrerer Patzer deutlich vor Melanie Dargel aus Worms (68,350) sowie der Bremerin Sandy Kruse (57,825) durch.

Kolosov und Dargel werden den DTB in der kommenden Woche bei den Europameisterschaften im bulgarischen Warna vertreten. Die nationalen Kunstturn-Titelkämpfe werden am Freitag (14.30 Uhr) mit der Mehrkampf-Entscheidung bei den Männern fortgesetzt.

(sid/old)
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