Voss' Ganzkörperanzug begeistert „Kann die Tür öffnen für mehr Frauen im Sport“

Köln · Sarah Voss hat bei der Turn-EM in Basel mit ihrem Ganzkörperanzug für Aufsehen gesorgt. Ihre Kollegin Danusia Francis ist voll des Lobes.

 Sarah Voss in einem Ganzkörperanzug.

Sarah Voss in einem Ganzkörperanzug.

Foto: dpa/Georgios Kefalas

Die von Pionierin Sarah Voss präsentierte Ganzkörperpremiere im Frauen-Kunstturnen ist international auf Begeisterung gestoßen. "Das ist großartig", sagte die für Olympia in Tokio qualifizierte Danusia Francis. Die gebürtige Britin, die für Jamaika startet, meinte: "Das kann die Tür öffnen für mehr Frauen im Sport." Es sei "überwältigend, dass wir die Möglichkeit haben, uns mehr zu bedecken", sagte die 26-Jährige der BBC.

"Die Frauen bleiben inzwischen länger bei ihrem Sport, sie sind also keine Mädchen mehr", sagte Francis weiter, "jetzt mitzuerleben, dass sie eine Haltung einnehmen, und das auf internationaler Ebene, ist großartig zu sehen."

Die deutsche Mehrkampfmeisterin Voss hatte den Anzug bei der am vergangenen Sonntag beendeten EM in Basel erstmals international präsentiert, auch um ein Zeichen gegen Sexualisierung zu setzen. „Als Teil der deutschen Turn-Nationalmannschaft sind wir für viele jüngere Sportlerinnen auch ein Vorbild und möchten ihnen damit eine Möglichkeit aufzeigen, wie sie sich auch in einer anderen Bekleidungsform ästhetisch präsentieren können, ohne sich bei bestimmten Elementen unwohl zu fühlen“, sagte die WM-Siebte am Balken.

Ihre Wettkampferfahrung im langen Outfit war positiv. „Ich bin stolz, dass ich heute den Anzug tragen darf. Ich fühle mich super wohl, das ist super bequem. Ich finde, es sieht cool aus“, sagte die deutsche Mehrkampfmeisterin. Üblich sind knappe, badeanzug-ähnliche Anzüge, die von Außenstehenden als aufreizend angesehen werden können, bei manchen Turnerinnen aber das Schamgefühl verletzen. „Man bewegt sich sehr viel und fühlt sich nicht immer 100 Prozent wohl“, sagte Voss.

Dieser Aktion hatten sich anschließend die Stuttgarterinnen Elisabeth Seitz und Kim Bui angeschlossen. „Das ist eine Sorge weniger, dass, wenn mal irgendwie was verrutscht, jeder mehr sehen kann als er sehen sollte“, sagte die Stuttgarterin Seitz im Vorfeld. „Wir sind davon überzeugt und wollen als Team ein Zeichen setzen“, erklärte ihre 32 Jahre alte Vereinskollegin und Athletensprecherin Kim Bui.

Ausgelöst durch den Skandal um den ehemaligen US-Mannschaftsarzt Larry Nassar hatten junge Athletinnen in der jüngeren Vergangenheit immer öfter auf ein ungutes Gefühl in ihrer eher knappen Bekleidung hingewiesen.

(sid/old)
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