Wirkung beim Menschen unbekannt Tierversuch: Nitrofen verursacht Krebs

Berlin (rpo). Das Unkrautvernichtungsmittel Nitrofen verursacht Krebs und schädigt Embryos. Das stellte sich bei Tierversuchen heraus, teilte das zuständige Bundesinstitut jetzt mit.

Zur Wirkung beim Menschen gebe es keine Daten, es stehe nach EU-Einstufung jedoch im Verdacht, eine ähnliche Wirkung auch auf Menschen zu haben. Nach Einschätzung des Bundesinstituts für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) sind allerdings keine größeren Mengen Nitrofen über Fleisch oder Eier direkt zum Verbraucher gelangt.

Nach Auskunft des Toxikologie-Professors Helmut Greim von der Technischen Universität München dürfen zur Sicherheit für Anwender und Verbraucher Substanzen der Gefährdungsklasse von Nitrofen nicht im Pflanzenschutz eingesetzt werden. Allerdings hält auch der Toxikologe das Krebsrisiko im aktuellen Fall für sehr gering. Im Tierversuch seien Mengen eingesetzt worden, die in etwa der täglichen Aufnahme von 7000 Milligramm (mg) Nitrofen für einen Erwachsenen entsprechen - bei einem belasteten Ei wird mit rund 0,03 mg Nitrofen gerechnet. "Die Abschätzung zeigt, dass das Krebsrisiko durch den Verzehr solcher Eier doch sehr gering ist." Ähnliches gelte auch für mögliche Embryoschäden.

Folgen für die Menschen?

Nach Auskunft der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft in Braunschweig war Nitrofen in den alten Bundesländern bis 1980 zugelassen. Die Zulassung wurde danach nicht mehr verlängert, weil es Bedenken gab, dass direkt damit arbeitende Menschen geschädigt werden könnten. Ein vollständiges Anwendungsverbot gilt in den alten Bundesländern seit 1988, in den neuen seit 1990.

Der Nachweis von Pestiziden wie Nitrofen in Lebensmitteln oder Getreide ist eine aufwendige Untersuchung, die bis zu 24 Stunden in Anspruch nehmen kann. So werde zunächst die Probe - Weizen oder ein Stück Fleisch - sehr fein zerkleinert und mit einem organischen Lösungsmittel gelöst, erklärte ein Chemiker des Staatlichen Lebensmittel-Untersuchungsamtes in Oldenburg. Dieses Extrakt wird in einem Gas-Chromatografen auf eine Temperatur bis zu 400 Grad Celsius erhitzt. Die dabei entstehenden Gase werden von einem Detektor registriert und geben so Aufschluss über Art und Menge des gesuchten Stoffes.

Wichtig ist, dass die Chemiker bei dem Versuch sehr exakt arbeiten. So darf das Extrakt, das in dem Gas-Chromatografen untersucht wird, keine Eiweiße oder Fette mehr enthalten, denn das würde die Ergebnisse beeinflussen. Um beim Befund sicher zu gehen, werden alle Proben doppelt untersucht.

(RPO Archiv)
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