Krisenherd Indien-Pakistan UN rufen Familien von Mitarbeitern aus Indien und Pakistan zurück

Neu-Delhi/Islamabad (rpo). Nach Reisewarnungen etlicher Länder haben auch die Vereinten Nationen ihre Mitarbeiter in Indien und Pakistan dazu angehalten, die Familien in Sicherheit zu bringen.

Angesicht zunehmender Furcht vor einer Eskalation des Kaschmir-Konflikts seien die Angehörigen angehalten, nach Hause zu fliegen, verlautete am Samstag aus UN-Kreisen in Islamabad. Die Anordnung betreffe die Familien mehrerer hundert Mitarbeiter allein in Pakistan. Ein Ende der indisch-pakistanischen Krise ist nach Worten des indischen Verteidigungsministers George Fernandes nicht in Sicht. "Eine Annäherung ist noch immer nicht absehbar", sagte Fernandes am Samstag in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AP am Rande einer regionalen Sicherheitskonferenz in Singapur. Beide Länder stehen sich an der Grenze mit mehr als einer Million Soldaten gegenüber.

Auch am Samstag kam es zu neuer Gewalt in der umstrittenen Himalaya-Region Kaschmir. In Srinagar, der Sommerhauptstadt des indischen Unionsstaats Jammu-Kaschmir, wurde ein 14-jähriger Junge bei einer Granatenexplosion getötet, 14 Zivilisten und zwei Soldaten wurden verletzt. Nach Angaben der Polizei hatten mutmaßliche islamische Extremisten den Sprengsatz geworfen. Rund 35 Kilometer nördlich von Srinagar kam ein mutmaßlicher Rebell bei einem Schusswechsel mit paramilitärischen Kräften ums Leben. Ein Junge wurde getötet, zwei Soldaten verletzt. Seit 1989 kostete der Kampf um Kaschmir mindestens 60.000 Menschen das Leben.

Indische Botschafter: Reisewarnung sei unnötig

Die von der US-Regierung ausgesprochene Reisewarnung für Indien - der sich auch Großbritannien und Kanada anschlossen - hat der indische Botschafter in den USA, Lalit Mansingh, als unnötig bezeichnet. Wegen des derzeitigen Konflikts mit Pakistan müssten keine Amerikaner, wie von Washington empfohlen, Indien verlassen, sagte Mansingh am Freitag in einem AP-Interview in Raleigh. Der Botschafter, der sich zu einem Vortrag an der Universität von North Carolina aufhielt, versicherte, dass Indien keinen Krieg wolle und auch nicht einen Erstschlag mit Atomwaffen führen werde.

US-Außenminister Colin Powell sagte jedoch in Washington, einige seiner Berater seien darüber besorgt, "dass die Inder zu dem Schluss kommen könnten, dass sie (Pakistan) angreifen sollten". In einem Interview mit dem britischen Rundfunksender BBC sagte er weiter, er kenne die Zeitplanung Indiens nicht, das in den letzten Tagen mehrfach erklärt hatte, es verliere im Kaschmir-Konflikt allmählich die Geduld.

Angesichts der zunehmenden Spannungen riefen die USA und Großbritannien ihre Bürger am Freitag zur Ausreise aus der Region auf. Beide Regierungen stellten auch ihren Diplomaten in untergeordneten Positionen die Heimkehr aus Indien frei. Aus Pakistan waren Botschaftsmitarbeiter bereits in den vergangenen Wochen abgezogen worden.

Mansingh sagte, bei dem Konflikt um die zwischen Indien und Pakistan geteilte Kaschmirregion handele es sich um eine "Schlacht, in der wir es uns nicht leisten können, fahrlässig zu sein." Er fügte hinzu: "Wir haben Geduld gezeigt. Während die militärische Option da ist, sollte sie doch unsere allerletzte Option sein."

(RPO Archiv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort