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München NSU-Prozess: Ärger um Los-Ergebnis

München · "Brigitte", RTL2, Kabel 1 sind dabei, viele Tageszeitungen haben das Nachsehen.

Die Sprecherin des Oberlandesgerichts (OLG) München hatte nach eigenem Bekunden schon geahnt, dass der letzte Name auf ihrer Liste wohl die lautesten Lacher hervorrufen würde: Die Frauenzeitschrift "Brigitte" erhält einen der begehrten 50 Presseplätze beim mit Spannung erwarteten Prozess gegen die Terroristen des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU). Renommierte Blätter wie die "Süddeutsche Zeitung", die "Zeit" oder die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" gingen leer aus.

Es sind die Tücken des Losverfahrens, die deutsche Medien gestern zu spüren bekamen – insbesondere diejenigen, die ihren Presseplatz nach dem ersten Akkreditierungsverfahren schon sicher glaubten. Die türkische Tageszeitung "Sabah" hatte erfolgreich vor dem Bundesverfassungsgericht eine Neuauflage der Platzvergabe erstritten. Weil es in der ersten Runde streng nach dem Prinzip ging "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst", war kein einziges türkisches Medium zum Zuge gekommen. Dabei hatten acht der zehn vom NSU ermordeten Opfer türkische Wurzeln.

Dem Präsident des OLG München, Karl Huber, war die Anspannung der letzten Wochen anzumerken. Das Gericht war wegen seiner – für juristische Laien nur schwer verständlichen – starren Haltung ins Kreuzfeuer geraten. "Die Angriffe, die das Gericht aushalten musste, obwohl es sich vollkommen korrekt verhalten hat, sind einmalig", so Huber. Personen hätten juristisch wenig durchdachte Meinungen zu der Akkreditierung geäußert.

Huber sprach von "großen logistischen Schwierigkeiten bei der Vorbereitung des Mammutprozesses". Nur am Rande räumte er ein, dass das OLG unterschiedliche Medien zu unterschiedlichen Zeitpunkten über die Platzvergabe informiert hatte. Der OLG-Präsident sagte, er hoffe, dass es nun zu keinen weiteren Klagen kommen werde.

Es dürfte ein frommer Wunsch bleiben: "Welt"-Chefredakteur Jan-Eric Peters nannte es absurd, dass überregionale Zeitungen ausgeschlossen seien, anders als etwa das Anzeigenblatt "Hallo München". "Wir erwägen eine juristische Klage", sagte er.

(RP)
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