Griechenland-Krise Putin will bei griechischen Staatsfirmen einsteigen

Moskau · Wichtige Staatsbetriebe in Griechenland könnten schon bald teilweise russischen Unternehmen gehören. Kremlchef Putin habe Interesse gezeigt, sagt Athens Ministerpräsident Tsipras. Er hofft weiter auf eine Lockerung des schmerzhaften russischen Lebensmittel-Embargos.

Alexis Tsipras zu Besuch bei Wladimir Putin in Moskau
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Alexis Tsipras zu Besuch im Kreml

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Griechenland verhandelt nach Angaben von Regierungschef Alexis Tsipras mit Russland über eine Beteiligung an geplanten Privatisierungen in dem verschuldeten EU-Land. Die beiden Staaten wollten dazu ein Gemeinschaftsunternehmen gründen, sagte Tsipras am Donnerstag in Moskau. Entsprechende Verhandlungen hätten bereits am Mittwoch begonnen. Griechischen Medien zufolge interessieren sich russische Firmen etwa für eine Beteiligung am Hafen von Thessaloniki sowie an der Eisenbahn.

Die Führung in Athen bietet Moskau auch an, Gasvorkommen vor der Küste auszubeuten. Tsipras zeigte sich optimistisch, dass Russland sein Embargo für Lebensmittel aus Griechenland lockern werde. Bei seinem Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin am Vortag hätten beide einen Weg gefunden, die Probleme zu überwinden, sagte der Ministerpräsident.

Tsipras-Besuch in Moskau

Als Reaktion auf EU-Sanktionen hatte Russland einen Importstopp für Lebensmittel aus der EU verhängt, der für die Griechen besonders schmerzhaft ist. Putin hatte eine völlige Aufhebung des Embargos für Griechenland abgelehnt, jedoch die Gründung von Gemeinschaftsunternehmen ins Spiel gebracht. Tsipras will erreichen, dass die unter dem Importstopp leidenden griechischen Bauern ihre Produkte bald wieder auf dem großen russischen Markt absetzen können.

Beide Politiker hatten am Vortag auch eine gemeinsame Erklärung zum Gedenken an den Zweiten Weltkrieg unterzeichnet. Putin hat Tsipras auch zur Siegesfeier am 9. Mai nach Moskau eingeladen.

Bei einem Treffen mit Moskaus Parlamentschef Sergej Naryschkin sprach sich Tsipras erneut gegen eine Ausweitung der EU-Sanktionen gegen Russland in der Ukraine-Krise aus. Die Strafmaßnahmen würden nicht zum Frieden in der Ukraine beitragen und seien ein "Weg ins Nirgendwo".

"Griechenlands Ziel ist der Verbleib in der Eurozone"

Tsipras wies erneut Vorwürfe von EU-Politikern zurück, er entferne sich mit der Russland-Reise von der Linie der Europäischen Union. In der Schuldenkrise strebe er eine Lösung an, die sowohl für Brüssel als auch für Athen vorteilhaft sei. "Griechenlands Ziel ist der Verbleib in der Eurozone", betonte der Regierungschef.

Tsipras wollte sich zum Abschluss seines zweitägigen Besuchs in Moskau am Nachmittag noch mit dem Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kirill, treffen. Die Christen in Russland und Griechenland feiern an diesem Wochenende das orthodoxe Osterfest.

(dpa)
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