Porträt Das ist Alexis Tsipras
Alexis Tsipras, Chef der linken Partei Syriza, polarisiert in Griechenland wie kein Zweiter. Im Januar 2015 feierte er seinen größten Triumph. Er wird die neue Regierung führen.
Im Wahlkampf versprach er den Griechen das Ende der Krise und ein milliardenschweres Sozialprogramm, die Sparauflagen aus Brüssel bezeichnete er als "Barbarei" und Folter.
Der Grund für seine Popularität: Der 40-Jährige hat sich den Kampf gegen das europäische Spardiktat auf die Fahnen geschrieben. Mit seinem Linksbündnis gab er der Wut eine Stimme.
Statt Stellen abzubauen will Tsipras noch mehr Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst schaffen. Damit trifft er genau den Nerv der frustrierten Mittelschicht. Womit er die Löhne der Staatsdiener zahlen will, wenn die internationalen Geldgeber die Milliardenhilfen stoppen, lässt er offen.
Nicht wenige sehen in ihm einen politischen Rattenfänger, der den verunsicherten Bürgern das Blaue vom Himmel verspricht. Die politische Führung der EU hat sich dennoch zwangsläufig an ihn gewöhnt. Zuletzt wurde unter der Hand bereits über eine seiner Forderungen diskutiert: einen Schuldenschnitt.
EU-Parlaments-Präsident Martin Schulz (l.) appelliert an Tsipras: Die Verweigerung des Sparprogramms führe zu nichts. Seine Botschaft an das griechische Volk sei: "Diejenigen, die euch erzählen: "Wir brauchen nichts zurückzuzahlen, wir brauchen nichts zu sanieren, die Europäer zahlen schon weiter, die führen euch ins Desaster."
Protest ist seine Grundhaltung. Als Mitglied der Kommunistischen Jugend besetzte er schon in jungen Jahren Schulen in seiner Heimatstadt Athen, um eine Bildungsreform zu verhindern. Später besuchte er regelmäßig Anti-Globalisierungs-Demos.
Die Geschichte von Tsipras Parteienbündnis Syriza gleicht einem politischen Erdbeben. Quasi im Sturm fegte sie die etablierten Parteien hinweg. Schon bei den vorherigen Wahlen im Mai 2012 fuhr die Syriza 16,5 Prozent der Stimmen ein und belegte damit Platz zwei. Keine drei Jahre später reicht es schon für die Macht.
Ohne Krawatte mit offenem Hemdkragen: So pflegt Alexis Tsipras sein jugendliches Image. Selbst beim Papstbesuch verzichtete er auf einen Schlips. Er werde erst eine Krawatte anlegen, wenn die Gläubiger einem Schuldenschnitt zugestimmt hätten, sagte er kurz vor der Wahl. Der Jung-Politiker gibt sich als einer von vielen. Er verpasst keines der Heimspiele des Athener Fußballvereins und fährt gerne mit dem Motorrad durch die Stadt.
Er selbst sieht sich als den Retter der Nation. Die Umsetzung der Sparpolitik bezeichnet er seit Jahren konsequent als gescheitert - nicht nur in Griechenland, sondern auch in Spanien, Italien, Portugal und Irland.
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