Kolumne: Total Digital Amazon bietet ungeahnte Chance

Düsseldorf · Statt über den Online-Riesen zu jammern, sollten wir die Innenstädte umkrempeln.

Kevin Kühnert hat vorgeschlagen, dass jeder maximal den Wohnraum besitzen sollte, in dem er selbst wohnt. Und Amazon hat angekündigt, bei Prime-Kunden die Belieferung innerhalb eines Tages zum Standard machen zu wollen.

Die beiden Nachrichten der vergangenen Tage haben auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu tun – hier der Chef der SPD-Nachwuchsorganisation Jusos, der mit ein paar kommunistischen Parolen Schlagzeilen machen will, dort der US-Handelsriese, der seine Konkurrenten durch noch mehr Service für die Kunden auf Distanz halten will. Aber beide Themen laufen am Ende auf dieselbe Frage hinaus: Wie gehen wir mit den Immobilien in unserem Land um?

Die Belieferung am selben Tag dürfte den Innovationsdruck im Online-Handel verschärfen, auch Konkurrenten könnten dazu übergehen, diesen Service anzubieten. Gleichzeitig verschärft sich die Situation für den stationären Handel. Wenn es Online nicht nur das größere Warenangebot gibt, sondern Buch und Hemd ebenso schnell beim Kunden sind, bleiben dem lokalen Händler nicht mehr viele Argumente.

Schon jetzt tun sich Innenstädte schwer, Leerstand ist die Folge. Diese Entwicklung könnte eine Chance sein, Innenstädte völlig neu zu denken – mit mehr Wohnraum, Spielplätzen und mehr Grünflächen. Doch weil die Immobilien oft in den Händen verschiedener Besitzer sind, fehlt ein Gesamtkonzept. Dabei sollten gerade kleinere Städte sich nicht treiben lassen von großen Entwicklungen, sondern präventiv Konzepte entwickeln und mit den Immobilienbesitzern an Lösungen arbeiten. Dann könnten sich Leute wie Kevin Kühnert ihre steilen Thesen sparen – und die Ödnis mancher Innenstadt wäre passé. Statt Enteignungen braucht es mancherorts vielleicht nur ein paar gute Ideen.

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