Geld und Leben Die EZB macht einen guten Job

Meinung · Die Erhaltung stabiler Preise war stets die Hauptaufgabe der EZB. In den verschiedenen Krisen verfolgte sie einen eigenwilligen Ansatz.

 Die EZB-Zentrale in Frankfurt.

Die EZB-Zentrale in Frankfurt.

Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Vor 25 Jahren, am 1. Juni 1998, wurde die Europäische Zentralbank (EZB) gegründet, also die Institution, die für die Geldpolitik im Euroraum verantwortlich ist. Bei aller berechtigter Kritik: die EZB hat ihre Arbeit grundsätzlich gut gemacht!

Ihr gesetzlich festgelegtes Ziel ist, für Preisniveaustabilität zu sorgen. 2022 sind die Preise im Euroraum im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlich 8,4 Prozent gestiegen. Also meilenweit entfernt von den zwei Prozent, die als Preisniveaustabilität definiert werden! Aber: für die extrem hohe Inflation im vergangenen Jahr sind in erster Linie die stark gestiegenen Energiepreise verantwortlich, nicht die EZB. Von 1999 bis 2021 schwankte die Inflationsrate zwischen 0,2 und 3,3 Prozent, im Durchschnitt lag sie knapp unter zwei Prozent. Gemessen an ihrem Ziel also eine durchaus erfolgreiche Geldpolitik. Ferner hat die EZB maßgeblich zur Bewältigung zahlreicher Krisen beigetragen: In der Finanzkrise 2008 ist der Bankensektor auch dank der EZB nicht zusammengebrochen. In der Staatsschuldenkrise 2012 ist die Währungsunion auch dank der EZB nicht ungeordnet auseinandergebrochen. Beides wäre, auch für Deutschland, fatal gewesen. Bei Ausbruch der Corona-Pandemie 2020 hat sie zur Stabilisierung der Finanzmärkte beigetragen. Bemerkenswert ist auch, dass sich die EZB in der relativ kurzen Zeit ihres Bestehens zur zweitwichtigsten Zentralbank weltweit entwickelt hat. Und dass der Euro inzwischen in 20 Ländern von fast 350 Millionen Menschen als sicheres Zahlungsmittel akzeptiert wird, ist auch mit ein Verdienst der EZB.

Ja, es gibt Vieles zu kritisieren. So war zum Beispiel von 2015 an das Ausmaß der extrem expansiven Geldpolitik (sehr niedrige Zinsen, massiver Ankauf von Staatsanleihen) zu groß und die Dauer zu lang, denn die unerwünschten Nebenwirkungen dieser Politik nehmen mit Ausmaß und Dauer stark zu. Auch hat die EZB auf die derzeit hohe Inflation viel zu spät reagiert. Aber: Ihre Leistungen sollten nicht kleingeredet werden.

Unsere Autorin ist Professorin für monetäre Makroökonomik an der Universität Düsseldorf. Sie wechselt sich hier mit dem Wettbewerbsökonomen Justus Haucap und dem Vermögensexperten Karsten Tripp ab.

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