Reaktionen auf Zitat des Innenministers „Ohne Migration wäre Seehofer heute Afrikaner“

Düsseldorf · Es ist die Mutter aller Seehofer-Zitate: Die Äußerungen des Innenministers zur „Migrationsfrage“ stoßen zum Teil auf heftigen Widerspruch. NRW-Integrationsminister Stamp hat immerhin feinen Spott für den CSU-Politiker übrig.

 Innenminister Horst Seehofer im Garten von Schloss Meseberg (Archiv).

Innenminister Horst Seehofer im Garten von Schloss Meseberg (Archiv).

Foto: dpa/Ralf Hirschberger

Nordrhein-Westfalens Integrationsminister Joachim Stamp hat die Äußerungen von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) zur deutschen Migrationspolitik kritisiert. „Ohne Migration wären die meisten Menschen wohl noch in der ostafrikanischen Steppe zu Hause und Seehofer wäre heute Afrikaner“, schrieb der FDP-Politiker am Donnerstag via Twitter.

In einem Interview mit unserer Redaktion hatte Seehofer gesagt, der mangelnde Rückhalt der Volksparteien sei nicht allein auf die Migrationspolitik zurückzuführen, aber die Migrationsfrage sei „die Mutter aller politischen Probleme in diesem Land“.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) reagierte zurückhaltend auf diese Äußerung. „Ich sage das anders", antwortete Merkel in einem Interview mit dem Fernsehsender RTL. Die Migrationsfrage stelle Deutschland vor Herausforderungen. „Dabei gibt es auch Probleme, dabei gibt es auch Erfolge.“ Es sei durchaus „noch etwas zu tun“. Jedoch sei die Lage eine völlig andere als im Herbst 2015, sagte die Kanzlerin. Das Interview soll am Donnerstagabend ausgestrahlt werden. Im Jahr 2015 waren insgesamt knapp 900.000 Flüchtlinge nach Deutschland gekommen.

Politiker der SPD griffen Seehofer wegen der Aussage scharf an. SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil schrieb auf Twitter, er habe „auf dieses rechspopulistische Gequatsche echt keinen Bock mehr". SPD-Vize Ralf Stegner nannte Seehofer auf Twitter den „Großvater aller Berliner Regierungsprobleme“.

Von der AfD erhielt der Bundesinnenminister dagegen Beifall. „Seehofer hat in der Analyse vollkommen recht“, sagte der AfD-Vorsitzende Alexander Gauland der „Neuen Osnabrücker Zeitung“: Allerdings werde ihm das nicht viel helfen, weil Merkel ihm „ununterbrochen Steine in den Weg“ lege. „Natürlich kämpft auch Seehofer um Wählerstimmen, was ihm aber auf diese Art nicht sonderlich gelingen wird“, sagte Gauland angesichts der Landtagswahl in Bayern am 14. Oktober. „Die Auswirkungen der Asylkrise, die immer noch offenen Grenzen und die Einwanderung von kriminellen Asylbewerbern haben unser Land nachhaltig zum Schlechteren gewandelt.“

(wer/dpa)
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