Urlaubsreisen der Umweltministerinnen Das Versagen in der Jahrhundertflut

Meinung | Düsseldorf · Die beiden Umweltministerinnen Anne Spiegel und Ursula Heinen-Esser haben die Bewährungsprobe Jahrhundertflut nicht bestanden. Damit haben sie dem Ansehen der Politik erheblich geschadet.

 Ursula Heinen-Esser (CDU), Umweltministerin von Nordrhein-Westfalen, sitzt im Landtag auf der Regierungsbank. Tage nach der Flutkatastrophe lud sie nach Mallorca zum Geburtstag ihres Mannes ein - zwei Kabinettskollegen und eine Staatssekretärin kamen.

Ursula Heinen-Esser (CDU), Umweltministerin von Nordrhein-Westfalen, sitzt im Landtag auf der Regierungsbank. Tage nach der Flutkatastrophe lud sie nach Mallorca zum Geburtstag ihres Mannes ein - zwei Kabinettskollegen und eine Staatssekretärin kamen.

Foto: dpa/Marius Becker

Katastrophen sind für Politikerinnen und Politiker eine Bewährungsprobe. Sie wachsen entweder über sich hinaus – oder versagen. Bei der Jahrhundertflut 2021 im Westen Deutschlands war eher Letzteres der Fall. Der frühere NRW-Ministerpräsident und Unionskanzlerkandidat Armin Laschet fand nie die richtige Haltung und lachte an der falschen Stelle. Ein Landrat im Ahrtal war auf dem Höhepunkt der Flutwelle nicht einsatzbereit. Und Umweltministerin Ursula Heinen-Esser reiste nach einer einzigen Krisensitzung gleich wieder an ihren Urlaubsort zurück und blieb dort erheblich länger, als es zunächst den Anschein hatte. Dass sie mit zwei weiteren Kabinettskollegen und einer Staatssekretärin auch noch den Geburtstag ihres Mannes feierte, brachte das Fass zum Überlaufen. Die eigentlich integre und fleißige Ministerin musste zurücktreten.

Jetzt ist auch bekannt geworden, dass ihre Grünen-Kollegin Anne Spiegel in Rheinland-Pfalz unmittelbar nach der großen Katastrophe nichts Besseres zu tun hatte, als schnell ihre Koffer für einen vierwöchigen Frankreich-Urlaub zu packen. Auch das lässt Empathie und Pflichtgefühl vermissen, so wichtig solche Auszeiten für gestresste Politiker auch sind.

Und so kommt zur Unfähigkeit der Landesregierungen in NRW und Rheinland-Pfalz im Umgang mit der Jahrhundertflut auch noch die fehlende Empathie mit den Opfern hinzu. Mieser kann es nicht laufen. So verspielt Politik Glaubwürdigkeit. Mag sein, dass die heutige Bundesfamilienministerin Spiegel nicht vor einem Untersuchungsausschuss wichtige Details ihres Urlaubs verschwiegen hat wie Heinen-Esser. Aber der Eindruck bleibt, ihr seien das persönliche Ansehen und die Erholung wichtiger als das Leid der Opfer. Das gilt auch für die beiden NRW-Minister Scharrenbach und Holthoff-Pförtner. Den Bürgern ihrer Länder haben sie damit einen Bärendienst erwiesen.

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