"Keine Kampagne" für Peer Steinbrück Müntefering entsetzt über SPD-Wahlkampf
Berlin · Der frühere SPD-Vorsitzende Franz Müntefering hat sich entsetzt über Fehler im Wahlkampf seiner Partei gezeigt. Für Steinbrück habe es viel zu lange keine Kampagne, keine Bühne und keine Mitarbeiter gegeben. Zudem sei es ein drastischer Fehler der Parteispitze, Steinbrück "umschminken" zu wollen.
"In dem Moment, in dem der Kandidat auftritt, muss die Kampagne stehen", sagte Müntefering der Wochenzeitung "Die Zeit" mit Blick auf Kanzlerkandidat Peer Steinbrück. Das sei bei der Kampagne 1998 so gewesen und bei allen anderen Wahlkämpfen auch.
"Mir standen die Haare zu Berge"
"Für Steinbrück gab es keine Kampagne, keine Bühne, keine Mitarbeiter, da gab es nichts", sagte Müntefering. "Der Start war misslungen. Mir standen die Haare zu Berge", sagte er. Umso bemerkenswerter sei es, wie der SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück jetzt kämpfe: "Ich bin bei ihm."
Wenn intern klar gewesen sei, dass zwei von drei möglichen Kandidaten gar nicht antreten wollten, frage er sich, wie so etwas passieren könne. Müntefering bezog sich damit auf den Verzicht von Parteichef Sigmar Gabriel und des Bundestagsfraktionsvorsitzenden Frank-Walter Steinmeier.
"Steinbrück soll sagen, was er denkt"
Müntefering warnt die SPD-Spitze davor, den Kanzlerkandidaten "umschminken" zu wollen. "Steinbrück muss Steinbrück sein", sagte Müntefering. Der Kanzlerkandidat solle sagen, was er denke und machen wolle, was er für richtig halte — so wie er das über Jahre getan habe. Daraus sei bei vielen Bürgern das Vertrauen entstanden, dass Steinbrück es könne.
Sechs Wochen vor der Bundestagswahl liegen Regierung und Opposition in der Wählergunst gleichauf. Im aktuellen Sonntagstrend, den das Meinungsforschungsinstitut Emnid wöchentlich im Auftrag von "Bild am Sonntag" erhebt, kommt die Union auf 41 Prozent (plus ein Prozentpunkt) und die FDP unverändert auf fünf Prozent.
Umfrage sieht beide Lager gleich auf
Damit liegt Schwarz-Gelb zusammen bei 46 Prozent. Die SPD verharrt bei 25 Prozent, die Grünen stehen weiterhin bei 13 Prozent und die Linkspartei bei acht Prozent. Damit erreicht auch das linke Lager zusammen 46 Prozent.
Die AfD hat kaum noch Chancen, in den Bundestag einzuziehen. Sie verharrt bei zwei Prozent. Auch die Piratenpartei erreicht den Wert der der Vorwoche und kommt auf drei Prozent. Die Sonstigen landen bei fünf Prozent. Emnid befragte vom 1. bis zum 7. August 1875 Personen.