Bundespräsident in Island Steinmeier fordert mehr Klimaschutz-Engagement in Europa

Reykjavik · Es hat eine gewisse Symbolwirkung: Der Bundespräsident reist zum Staatsbesuch nach Island - am bislang wärmsten Tag des Jahres dort. Die Erderwärmung macht der Insel zunehmend zu schaffen. Frank-Walter Steinmeier kommt als Lernender.

 Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender werden von Gudni Thorlacius Jóhannesson, Staatspräsident von Island, seiner Frau Eliza Reid und einem Blumenmädchen in Tracht vor der Residenz des Präsidenten begrüßt. Bundespräsident Steinmeier und seine Frau sind zu einem zweitägigen Staatsbesuch in Island.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender werden von Gudni Thorlacius Jóhannesson, Staatspräsident von Island, seiner Frau Eliza Reid und einem Blumenmädchen in Tracht vor der Residenz des Präsidenten begrüßt. Bundespräsident Steinmeier und seine Frau sind zu einem zweitägigen Staatsbesuch in Island.

Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Anstrengungen Islands für den Klimaschutz gewürdigt und von anderen Staaten Europas mehr Engagement hierfür gefordert. Die Notwendigkeit, im Bereich des Klimaschutzes entschiedener zu handeln, sei völlig unbestritten, sagte er nach einem Treffen mit Islands Staatspräsident Gudni Jóhannesson am Mittwoch in der Hauptstadt Reykjavik. „Da müssen Regierungen, da müssen auch europäische Regierungen mehr tun als in der Vergangenheit.“

„Island ist ein Vorreiter beim Umweltschutz und beim Kampf gegen den Klimawandel“, betonte der Bundespräsident. „Wir können lernen, mit welcher Entscheidungskraft Island hier vorangegangen ist.“

Steinmeier war am Vormittag mit seiner Frau Elke Büdenbender zu einem zweitägigen Staatsbesuch in Island eingetroffen. Er wurde von Jóhannesson begrüßt - allerdings nicht mit den üblichen militärischen Ehren, da Island keine Streitkräfte hat. Stattdessen empfingen Kinder die Gäste aus Deutschland mit scharz-rot-goldenen Fähnchen.

Der Klimawandel und seine Folgen sind ein zentrales Thema des Besuches. Die vulkanreiche Insel Island deckt ihren gesamten Strom- und Wärmebedarf CO2-neutral aus erneuerbaren Energien wie Geothermie. Steinmeier hat unter anderem die Direktorin des renommierten Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung, Prof. Antje Boetius, mit auf die Reise genommen.

Von Island könne man auch lernen, „dass Klimaschutz und Arbeitsplätze nicht gegeneinander ausgespielt werden“, sagte Steinmeier. Islands Regierungen hätten es verstanden, die richtige Balance zwischen Klimaschutz auf der einen und dem Wiederherstellen einer starken Ökonomie auf der anderen Seite zu finden. Gleichzeitig hätten sie versucht, keine sozialen Verwerfungen entstehen zu lassen. „Das ist die eigentliche Herausforderung.“

Jóhannesson betonte die hohe Bedeutung Deutschlands als Partner für sein Land, die noch zunehme. „Wir wissen, dass wir in Berlin immer auf Verständnis stoßen.“ Beide Seiten hätten ein Interesse an einer stabilen Weltordnung. „Je tiefer und besser die Beziehungen zu Deutschland sind, umso besser ist das für einen kleinen Staat wie Island.“ Auch Steinmeier betonte: „Island ist uns ein verlässlicher Partner in den internationalen Beziehungen.“ Beide Staaten hätten dasselbe Verständnis von der Notwendigkeit multilateralen Handelns.

Steinmeier ist der erste Bundespräsident seit Johannes Rau im Jahr 2003, der Island einen Besuch abstattet. Anlass, dies genau jetzt zu tun, sei auch die Ankunft der ersten von rund 500 deutschen Auswanderern - vorwiegend Frauen - mit dem Schiff Esja auf der Vulkaninsel vor 70 Jahren, sagte er.

In einer Rede bei der Eröffnung einer Fotoausstellung über die 1949 übergesiedelten Deutschen erinnerte Steinmeier daran, dass der Auslöser eine „unheimlich kluge Werbeaktion“ des isländischen Bauernverbandes gewesen sei. Dieser habe im vom Krieg zerstörten Deutschland jungen Menschen das sehr verlockende Angebot gemacht, nach Island zu ziehen.

„Beziehungen zwischen Staaten sind - auch wenn manche das behaupten mögen - nicht allein eine kühle Kombination von geografischer Lage und politischen und wirtschaftlichen Interessen“, betonte Steinmeier. „Das ist es nicht allein, sondern Beziehungen zwischen Staaten werden auch von Menschen geprägt und von Menschen getragen.“

(dpa)
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