Feier in der Steiermark Putin kommt zur Hochzeit der österreichischen Außenministerin

Moskau/Wien · Österreichs Außenministerin Kneissl heiratet am Samstag, einer ihrer Gäste ist Russlands Präsident Putin. Er bringt stimmgewaltige Unterstützung mit. Manche Beobachter sind besorgt.

 Wladimir Putin (Archiv).

Wladimir Putin (Archiv).

Foto: AP/Alexei Nikolsky

Der russische Präsident Wladimir Putin kommt zur Hochzeit von Österreichs Außenministerin Karin Kneissl. Er werde von zehn Mitgliedern einer Kosaken-Volksmusikgruppe begleitet, die für die 53-Jährige ein Hochzeitsständchen anstimmen wollten, hieß es am Freitag aus diplomatischen Kreisen. Es werde davon ausgegangen, dass dies auch das Hochzeitsgeschenk des 65-Jährigen sei.

Kneissl heiratet am Samstag in der Steiermark ihren Lebensgefährten, den Unternehmer Wolfgang Meilinger. Rund 100 Gäste sind geladen, darunter auch Kanzler Sebastian Kurz sowie Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Die Einladung Kneissls an Putin hatte für Irritationen gesorgt, da Österreich als EU-Ratsvorsitzland zum Beispiel seine Vermittlerrolle im Ukraine-Konflikt beschädige. Österreichs Alt-Bundeskanzler Franz Vranitzky sprach in der „Bild“-Zeitung von einem „merkwürdigen Vorgang, der sowohl innen- und außen- als gesellschaftspolitisch nicht ins Konzept des Landes“ passe.

Putin wird sich dem Vernehmen nach nicht länger als rund zwei Stunden bei der Hochzeit aufhalten. Er wird am Samstagabend noch von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Meseberg zu politischen Gesprächen erwartet.

Putins Besuch bei der Hochzeit könne einen politischen Flurschaden hinterlassen, befürchten Beobachter. „Für Österreich ist das nachteilig. Der Besuch schürt das Misstrauen, dass das Land ein trojanisches Pferd Russlands in der EU ist“, sagte der Russland-Experte der Universität Innsbruck, Gerhard Mangott.

Erste Reaktionen in der Ukraine zeigten, dass Österreich als EU-Ratsvorsitzland seine Rolle als Vermittler im Ukraine-Konflikt deutlich beschädigt habe. Von dem Besuch profitiere nur die russlandnahe FPÖ. „Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache erfährt eine deutliche Aufwertung“, sagte Mangott.

Die 53-jährige Kneissl ist zwar parteilos, aber auf FPÖ-Ticket seit Dezember 2017 Chefdiplomatin in der rechtskonservativen Regierung in Wien. Sie heiratet am Samstag in der Steiermark ihren Lebensgefährten, den österreichischen Unternehmer Wolfgang Meilinger. Ihre Einladung an Putin sei nach diplomatischen Gepflogenheiten äußerst befremdend. „Das war wirklich kühn“, meinte Mangott.

Für Putin sei die Geste eine Gelegenheit zu demonstrieren, dass er nicht isoliert sei, sondern in einem EU-Land auch gesellschaftlich hochwillkommen, sagte Mangott weiter. Dass sich Putin und Kneissl persönlich nahe stehen, könne als Motiv ausgeschlossen werden, meinte der Russland-Experte. Vielmehr sei Kneissl bei ihrem „dilettantischen Vorstoß“, Österreich als Vermittlerland im Syrien-Konflikt ins Spiel zu bringen, von Moskau im April brüsk zurechtgewiesen worden.

Zuletzt war Putin im Juni in Wien. Damals warb er für einen schrittweisen Neubeginn in den Beziehungen zwischen der EU und Russland. Putin habe damals von Kneissl eine Einladung zu der Feier bekommen und habe diese „mit Freude angenommen“, sagte sein Sprecher Dmitri Peskow. Putin werde öfter zu privaten Veranstaltungen im Ausland eingeladen. „Das ist durchaus schon mal vorgekommen.“

So pflegt Putin zum Beispiel mit Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder eine persönliche Freundschaft - und reiste einst mit einer riesigen Entourage als Ehrengast zu dessen Feier anlässlich seines 60. Geburtstages nach Hannover. Spekuliert wird, ob Putin bei der Hochzeitsfeier des 74-jährigen SPD-Politikers mit seiner fünften Frau, der Südkoreanerin Soyeon Kim, im Oktober in Deutschland anwesend sein wird.

Auf politischer Ebene wird Putin nach Ansicht von Mangott diesmal Schadensbegrenzung betreiben wollen. Der 65-Jährige habe ein immenses Interesse, dass die EU weder die jüngsten noch die drohenden US-Wirtschaftssanktionen übernehme. Dieses Thema dürfte sowohl bei etwaigen politischen Gesprächen am Rand der Hochzeit sowie beim abendlichen Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel in Meseberg breiten Raum einnehmen, ist der Russland-Experte überzeugt.

(wer/dpa/AP)
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