Fünf Jahre früher als geplant Großbritanniens Premier Johnson will Verbrenner ab 2030 verbieten

London · Boris Johnson will rund 12 Milliarden Pfund in die Energiewende investieren. Unter anderem soll der Verkauf von Fahrzeugen mit Verbrennermotoren fünf Jahre früher verboten werden als geplant.

Großbritanniens Premier Boris Johnson will die Energiewende in seinem Land vorantreiben.

Großbritanniens Premier Boris Johnson will die Energiewende in seinem Land vorantreiben.

Foto: dpa/Tolga Akmen

Großbritannien will zur Erreichung seiner Klimaziele aufs Tempo drücken und dafür Fahrzeuge mit Verbrennermotoren früher verbieten als bislang geplant. Ab 2030 und damit fünf Jahre schneller als vorgesehen will Premierminister Boris Johnson den Verkauf von Benzin- und Dieselfahrzeugen untersagen. "Jetzt ist die Zeit gekommen, eine grüne Erholung mit hochqualifizierten Arbeitsplätzen zu planen, die den Menschen die Sicherheit gibt, dass sie dazu beitragen, das Land sauberer, grüner und schöner zu machen", schrieb Johnson in einer Kolumne für die "Financial Times".Hybrid-Modelle dürfen noch fünf Jahre länger verkauft werden. Damit will Johnson auch die britische Elektroautoindustrie ankurbeln. 1,3 Milliarden Pfund sollen in die Lade-Infrastruktur fließen und knapp 600 Millionen in Kauf-Anreize für umweltfreundliche Fahrzeuge.

Großbritannien war 2019 das erste G7-Land, das sich bis 2050 das Netto-Null-Emissionsziel setzte. Rund zwölf Milliarden Pfund (etwa 13,4 Milliarden Euro) sollen bis zum Jahr 2030 in grüne Projekte und Innovationen fließen, wie Johnson am Mittwoch ankündigte. „Auch wenn dieses Jahr einen anderen Verlauf genommen hat als erwartet, habe ich unsere ambitionierten Pläne nicht aus den Augen verloren.“

Der Zehn-Punkte-Plan, mit dem Johnson Großbritannien bis 2050 klimaneutral machen will, sieht Investitionen in Elektromobilität, Offshore-Windparks sowie die Förderung innovativer Technologien wie CO2-Speicherung oder den Einsatz von Wasserstoff als Energieträger vor. In verschiedenen Branchen sollen so bis zu 250 000 „grüne“ Arbeitsplätze entstehen - vor allem fernab der Hauptstadt London. Die Regierung will damit zwei Ziele auf einmal erreichen: Neben dem Klimaschutz sollen die unterschiedlichen Lebensverhältnisse in den Landesteilen sich stärker angleichen. Im Norden des Vereinigten Königreichs sind diese deutlich schlechter als im Süden.

„Unsere grüne industrielle Revolution wird angetrieben von Windturbinen in Schottland und dem Nordosten, in den Midlands hergestellten Elektroautos und in Wales entwickelten Technologien, damit wir in eine blühendere, grünere Zukunft schauen“, so Johnson.

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Außerdem will der Tory-Chef bis 2030 die Offshore-Windparks vor den britischen Küsten so weit ausbauen lassen, dass sie alle Haushalte des Landes mit Energie versorgen können. Großbritannien solle „das Saudi-Arabien des Windes“ werden, betonte er. Jeweils rund eine halbe Milliarde will er zudem in den Einsatz von Wasserstoff als Energieträger sowie in Atommeiler stecken. Während Technologien wie CO2-Speicherung Großbritannien zum innovativen Vorreiter machen sollen, fließt ein beträchtlicher Teil der Gelder allerdings auch in den reinen Überlebenskampf: Fünf Milliarden Pfund sind für Schutzmaßnahmen vorgesehen, die den Inselstaat vor Überflutungen schützen sollen.

Der für Energiepolitik zuständige Labour-Politiker Ed Miliband hält die Investitionen für nicht weitreichend genug: „Angesichts des Ausmaßes der Arbeitslosigkeit und der Klimakrise, denen wir uns stellen müssen, reicht das nicht annähernd aus“, sagte Miliband. Das Programm sehe blass aus neben den deutlich höheren Milliardensummen, die Frankreich und Deutschland investieren würden.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisierte die geplante Förderung von Atomenergie und Wasserstoff, lobte insgesamt aber das Paket: „Auch wenn einige signifikante Fragezeichen und Lücken bleiben, ist das insgesamt ein großer Schritt nach vorne, um die Klimakrise zu bekämpfen“, sagte Greenpeace-Sprecherin Rebecca Newsom.

(sed/Reuters)
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